Thrombozytenreiche Therapie für Verletzungen der Weichteile des Bewegungsapparats

Was ist das medizinische Problem?

Verletzungen von Muskeln, Bändern und Sehnen treten häufig während Aktivitäten wie Sport auf – womöglich aufgrund von Degenerationen des Gewebes. Diese Verletzungen kommen an bestimmten Stellen des Körpers häufiger vor, wie in den Sehnen der Schulter, des Ellenbogens, des Knies und des Sprunggelenks.

Welche Behandlungen gibt es?

Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten. Diese beinhalten konservative Methoden wie Physiotherapie und chirurgische Eingriffe, beispielsweise zur Reparatur von gerissenen Sehnen. Eine weitere, immer beliebtere Therapie ist thrombozytenreiche Therapie.

Was ist thrombozytenreiche Therapie?

Thrombozyten sind ein Blutbestandteil. Sie produzieren Wachstumsfaktoren, die bei der Reparatur und Wiederherstellung von Gewebe behilflich sind. Es ist möglich, dass eine Verletzung schneller heilen könnte, wenn eine hohe Konzentration von Thrombozyten angewendet wird. Thrombozytenreiche Therapie beinhaltet die Herstellung einer thrombozytenreichen (konzentrierten) Fraktion des Bluts des Patienten. Diese wird dann auf die Stelle der Verletzung angewendet, zum Beispiel per Injektion.

Funktioniert das?

Dieser Review wurde erstellt, um die Evidenz zu untersuchen, ob thrombozytenreiche Therapie in der Praxis funktioniert.

Wir durchsuchten medizinische Datenbanken (bis März 2013) und Register neuer Studien (bis März 2012) und fanden 19 Studien die thrombozyteneiche Therapie mit einer Kontrolle (z.B. keine thrombozytenreiche Therapie) verglichen. Diese schlossen insgesamt 1088 Teilnehmer ein. Die meisten Teilnehmer waren Männer, außer in Studien mit Schulterverletzungen (Rotatorenmanschette), Ellbogenverletzungen und Achillessehnenentzündung (manchmal auch als Tendinitis bezeichnet), in denen eine ähnliche Anzahl von Frauen eingeschlossen wurde.

Die 19 Studien deckten acht Arten von Verletzungen ab, von denen einige operativ behandelt wurden: Rotatorenmanschettenruptur (operative Reparatur) (sechs Studien); Impingement-Syndrom der Schulter (Operation zur Befreiung eingeklemmten Gewebes in der Schulter) (eine Studie); Tennisellenbogen (drei Studien); Bandrekonstruktion am Knie unter Verwendung eines Teils einer Sehne des Patienten (vier Studien); die Spender-Stelle der Sehne, die zur Rekonstruktion des Kniebandes verwendet wurde (zwei Studien); Patellaspitzensyndrom (eine Studie); Achillessehnenentzündung (eine Studie); und akuter Riss der Achillessehne (operative Reparatur) (eine Studie).

Die Qualität der Evidenz ist sehr niedrig, teilweise weil die meisten Studien fehlerhafte Methoden verwendeten, wodurch ihre Ergebnisse nicht zuverlässig sein könnten. Die Studien verwendeten außerdem unterschiedliche Methoden zur Herstellung und Anwendung des thrombozytenreichen Plasmas. Wir waren in der Lage, lediglich die Daten für unsere primären Endpunkte (Funktion, Schmerz, unerwünschte Ereignisse) für höchstens 11 Studien und 45 % der Teilnehmer zu poolen.

Wenn wir die eingeschränkten Daten, die für alle diese Konditionen verfügbar waren, poolten, fanden wir sehr schwache Evidenz (sehr niedrige Qualität) für einen leichten kurzfristigen (bis zu drei Monate) Nutzen von thrombozytenreicher Therapie bei Schmerz. Gepoolte Daten zeigen allerdings kurz-, mittel- oder langfristig keinen Unterschied durch thrombozytenreiche Therapie bezüglich Funktion. Es gab schwache Evidenz die andeutet, dass unerwünschte Ereignisse (Schäden) bei Menschen mit thrombozytenreicher Therapie und Menschen ohne thrombozytenreicher Therapie mit ähnlich geringer Häufigkeit auftraten.

Bezüglich individueller Bedingungen waren wir in der Lage, die Ergebnisse von sechs Studien zu poolen und fanden keine Unterschiede in langfristiger Funktion zwischen jenen, die während einer Operation der Rotatorenmanschette thrombozytenreiche Therapie erhielten und jenen, die sie nicht bekamen.

Zusammenfassend ist die verfügbare Evidenz unzureichend, um die Verwendung von thrombozytenreicher Therapie zur Behandlung von Verletzungen von Weichteilen des Bewegungsapparates zu unterstützen, oder um zu zeigen, ob die Wirkung von thrombozytenreicher Therapie je nach Verletzungsart unterschiedlich ist. Jegliche zukünftige Forschung auf diesem Gebiet sollte beachten, dass einige Studien momentan laufen und sollte in Erwägung ziehen, dass eine Standardisierung zur Herstellung von thrombozytenreichem Plasma notwendig ist.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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