Hintergrund
Für Menschen mit HIV (HIV-Positive) kann der Verlust ihres Arbeitsplatzes den Umgang mit der Erkrankung zusätzlich erschweren. Dieser Review soll bewerten, wie verhindert werden kann, dass HIV-Positive ihre Arbeitsstelle verlieren, bzw. wie sie bei der Rückkehr in die Arbeitswelt unterstützt werden können. Es gibt drei Ansätze, um diese Ziele zu erreichen. Der erste besteht in der Einnahme von Medikamenten, also in einer antiretroviralen Therapie, um eine Verschlimmerung der Erkrankung und ihrer Symptome zu verhindern. Der zweite Ansatz besteht darin, Veränderungen an den Aufgaben am Arbeitsplatz oder an der Arbeitsumgebung vorzunehmen. Beim dritten Ansatz wird psychologische Unterstützung angeboten, die der HIV-positiven Person helfen soll, besser mit ihrer Situation umzugehen, vor allem am Arbeitsplatz. Wir schlossen Studien ein, die die Wirkungen eines oder mehrerer dieser Ansätze bewerteten. Die Wirkung von Maßnahmen kann darin gemessen werden, ob HIV-Positive beschäftigt werden oder nicht, sowie in der Anzahl von Tagen oder Stunden, die HIV-Positive nach einer Maßnahme am Arbeitsplatz verbringen konnten.
Berücksichtigte Studien
Wir fanden fünf kontrollierte Vorher-Nachher-Studien (controlled before-after, CBA) aus Südafrika, Indien, Uganda und Kenia sowie eine randomisierte kontrollierte Studie aus den USA. An den Studien nahmen insgesamt 48.000 Personen teil. Fünf Studien untersuchten die antiretrovirale Therapie und eine Studie Maßnahmen am Arbeitsplatz als Methode, HIV-Positiven die Rückkehr in den Arbeitsalltag zu erleichtern.
Hauptergebnisse
Die fünf CBA-Studien kamen zu dem Schluss, dass antiretrovirale Therapiemaßnahmen die Beschäftigungssituation für HIV-Positive verbessern können. Eine Studie bewertete die Wirkung von Veränderungen an Aufgaben am Arbeitsplatz oder an der Arbeitsumgebung, lieferte jedoch nicht genügend Daten, um eine Aussage darüber treffen zu können, ob diese halfen oder nicht. Wir fanden keine Studien zu psychologischer Unterstützung für HIV-Positive mit dem Ziel, besser mit ihrer Erkrankung umgehen zu lernen.
Qualität der Evidenz
Insgesamt fanden wir Evidenz von sehr niedriger Qualität, da bei sämtlichen eingeschlossenen Studien ein hohes Risiko für systematische Fehler (Bias) bestand.
Schlussfolgerungen
Wir fanden Evidenz von sehr niedriger Qualität dafür, dass antiretrovirale Therapiemaßnahmen die Beschäftigungssituation von HIV-Positiven verbessern können. Es sind randomisierte Studien von guter Qualität erforderlich, um herauszufinden, ob pharmakologische, arbeitsplatzgebundene und psychologische Maßnahmen die Beschäftigungssituation von HIV-Positiven verbessern können.
Fr. Schmidt-Wussow, Koordination durch Cochrane Schweiz