Elektrostimulation mit externen Elektroden zur Behandlung der überaktiven Blase bei Erwachsenen

Hintergrund

Personen mit einer überaktiven Blase (overactive bladder, OAB) haben einen häufigen und unbändigen Harndrang, der ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Häufig leiden Menschen mit OAB zusätzlich unter Harninkontinenz. OAB betrifft 17% der Weltbevölkerung und tritt besonders häufig bei älteren Menschen auf. Die Behandlung der OAB beinhaltet Beckenbodentraining, medikamentöse Therapie sowie Elektrostimulation.

Die externe Elektrostimulation basiert auf der Reizung der Beckenbodenmuskulatur über eine Vaginal- oder Analelektrode, oder einer Elektrodennadel, die in den Tibial-Nerv im Bereich des Fussknöchels eingeführt wird. Der Stromimpuls soll die Miktionshäufigkeit verringern, in dem die Kontraktionen des Detrusormuskels, der für das Entleeren der Blase sorgt, gedämpft werden. Die sakrale Neurostimulation beinhaltet die Implantation einer Sonde und erfordert einen chirurgischen Eingriff.

Zielsetzung

Wir haben untersucht, ob die Elektrostimulation besser ist als keine Therapie oder ob sie anderen verfügbaren Therapien für die überaktive Blase überlegen ist. Ebenfalls wurde untersucht, welche Art der Elektrostimulation zu einer Verbesserung der OAB führt und ob es sich um eine sichere Methode handelt.

Ergebnisse

Wir identifizierten 63 Studien (insgesamt 4424 Personen), die die Anwendung der Elektrostimulation versus unbehandelter Personen bzw. mit anderen verfügbaren Therapien vergleichen. Wir stellten fest, dass die Elektrostimulation die Hauptsymptome einer OAB wahrscheinlich mildert und sowohl einer Scheinbehandlung oder Beckenbodentraining überlegen ist.

Elektrostimulation ist möglicherweise besser als keine aktive Behandlung oder eine medikamentöse Behandlung in der Reduktion von OAB-Symptomen. Wir sind uns dieser Ergebnisse nicht sehr sicher, weil die verfügbare Evidenz weniger zuverlässig war.

Ebenso gab es nicht genügend Evidenz zu sagen, ob Elektrostimulation als Zusatzbehandlung zu Beckenbodenmuskeltraining oder zur medikamentösen Behandlung hilft OAB-Symptome zu reduzieren. Welche Art der Elektrostimulation sich besser auswirkt, konnte ebenfalls nicht festgestellt werden.

Wir fanden nur ungenügende Angaben, um eine Aussage zu treffen, ob die Elektrostimulation sicherer ist als andere Therapien, oder gar welche Art der Elektrostimulation die sicherere Methode darstellt.

Viele der identifizierten Studien berichten nicht, ob die Behandlung OAB-Symptome verbessert oder ob Nebenwirkungen durch die Behandlungen verursacht wurden.

Ob die Verbesserung der Symptome nach Beendigung der Elektrostimulation anhält, kann auf Basis der vorliegenden Evidenz nicht beurteilt werden.

Die Evidenz ist auf dem Stand von Dezember 2015.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

D. Maurer, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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