Hysterektomie in Verbindung mit weiteren Therapien für Frauen mit Gebärmutterhalskrebs, der sich nur in umliegende Gewebe ausgebreitet hat

Hintergrund

Gebärmutterhalskrebs (das Zervixkarzinom) ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen im Alter von bis zu 65 Jahren. Bei einem hohen Anteil der Frauen in armen Ländern wird der Gebärmutterhalskrebs im lokal fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert (wenn sich der Krebs in umliegendes Gewebe, nicht aber in weiter entfernte Bereiche, ausgebreitet hat). Die betroffenen Frauen werden in der Regel mit einer Strahlentherapie mit oder ohne eine begleitende Chemotherapie behandelt. Die Hysterektomie (die operative Entfernung der Gebärmutter und des Gebärmutterhalses) in Verbindung mit nicht-operativen Therapien ist eine weitere Behandlungsmöglichkeit, insbesondere in armen Ländern, in denen der Zugang zu einer Strahlentherapie begrenzt ist.

Ziel des Reviews

Ist eine Hysterektomie in Verbindung mit weiteren Therapien vorteilhafter als eine alleinige nicht-operative Behandlung für Frauen mit lokal fortgeschrittenem Gebärmutterhalskrebs?

Warum erstellten wir diesen Review?

Eine Literaturrecherche von 1966 bis Februar 2022 erbrachte 11 klinische Studien mit einem moderaten bis hohen Risiko für Bias. Sie umfassten 2683 Frauen. In den Studien wurden die folgenden Vergleiche untersucht: Hysterektomie mit Strahlentherapie im Vergleich zu alleiniger Strahlentherapie; Hysterektomie mit Chemoradiotherapie (Chemotherapie plus Strahlentherapie) im Vergleich zu alleiniger Chemoradiotherapie; Hysterektomie mit Chemoradiotherapie im Vergleich zu interner Strahlentherapie (Brachytherapie) mit Chemoradiotherapie; und Hysterektomie nach vorausgehender Chemotherapie (neoadjuvant, zur Verkleinerung des Krebses) im Vergleich zu alleiniger Strahlentherapie. Wir fanden zudem fünf laufende (noch nicht abgeschlossene) Studien.

Was sind die wesentlichen Ergebnisse?

Hysterektomie (einfach (Gebärmutter und Gebärmutterhals) oder radikal (Gebärmutter, Gebärmutterhals und umliegendes Gewebe)) mit neoadjuvanter Chemotherapie im Vergleich zu alleiniger Strahlentherapie

Die statistische Zusammenfassung der Ergebnisse aus drei Studien, in denen 571 Frauen untersucht wurden, ergab, dass weniger der Frauen, die eine neoadjuvante Chemotherapie plus Hysterektomie erhielten, starben als der Frauen, die nur eine Strahlentherapie erhielten. Viele der Frauen in der ersten Gruppe erhielten jedoch auch eine Strahlentherapie. Es gab keinen Unterschied in der Zahl der Frauen, die nach der Therapie krankheitsfrei waren.

Hysterektomie (radikal) mit neoadjuvanter Chemotherapie im Vergleich zu alleiniger Chemoradiotherapie

Wir fassten die Ergebnisse von zwei Studien, in denen 1253 Frauen untersucht wurden, statistisch zusammen. Wir fanden keinen Unterschied im Sterberisiko zwischen den Frauen, die eine Hysterektomie mit neoadjuvanter Chemotherapie erhielten, und den Frauen, die eine alleinige Chemoradiotherapie erhielten.

Nebenwirkungen wurden unzureichend berichtet. Die Ergebnisse der einzelnen Studien zeigten in allen Vergleichen keine Unterschiede im Auftreten von schwerwiegenden Nebenwirkungen zwischen den Gruppen. Begrenzte Daten deuten darauf hin, dass die Behandlungen relativ gut verträglich zu sein scheinen, auch wenn hierzu weitere Evidenz erforderlich ist.

In den Studien wurde nicht berichtet, in wieweit die Lebensqualität der Frauen beeinträchtigt war.

Was sind die Schlussfolgerungen?

Wir fanden unzureichende Evidenz zu der Frage, ob eine Hysterektomie in Verbindung mit einer Strahlen- und Chemotherapie bei Frauen mit lokal fortgeschrittenem Gebärmutterhalskrebs die Überlebensrate, die Lebensqualität oder das Auftreten von Nebenwirkungen im Vergleich zu einer alleinigen ärztlichen nicht-operativen Behandlung verbessert. Die Qualität der Evidenz war unterschiedlich und wir vermuten, dass es ein Risiko für Verzerrungen gibt. Weitere Studien, in denen Behandlungen mit und ohne Hysterektomie untersucht werden, könnten die Robustheit der Ergebnisse dieses Reviews überprüfen. Weitere Daten aus sorgfältig geplanten Studien zu Behandlungen mit und ohne Hysterektomie werden wahrscheinlich Auswirkungen auf unser Vertrauen in die in diesem Review ermittelten Ergebnisse haben.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Braun, B.Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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