Interventionen zur Erhöhung der Berichterstattung über Berufskrankheiten durch Ärzte

Hintergrund

Viele Erkrankungen werden durch die Berufstätigkeit verursacht. Minenarbeiter, beispielsweise, leiden häufig an Lungenerkrankungen, wie einer Staublunge, während Ekzeme bei Frisören verbreitet sind. Beide werden gemeinhin als Berufskrankheiten bezeichnet. Damit Arbeitnehmer eine Entschädigung, Vorbeugungsmaßnahmen oder Behandlung für die Symptome, die durch die Arbeit entstanden sind, erhalten können, muss zunächst ein Arzt diese Erkrankung offiziell als Berufskrankheit anerkennen und an die entsprechenden Behörden melden. Häufig jedoch, werden diese Berufserkrankungen nicht gemeldet. Gründe dafür sind, dass Ärzte unsicher sind, was genau von ihnen erwartet wird, dass die Berichterstattung zu kompliziert ist und zu viel Zeit erfordert. Dadurch, dass Berufserkrankungen häufig nicht gemeldet werden, sind entsprechende Zahlen, selbst innerhalb eines Landes, oft unzuverlässig. Da das genaue Ausmaß des Problems unbekannt ist, erschwert es den Gesundheitsbehörden, Interventionsprogramme zu planen oder Ressourcen zuzuweisen. Viele Projekte wurden in unterschiedlichen Ländern eingerichtet, um die Berichterstattung über spezifische Kategorien von Berufserkrankungen zu verbessern.

Fragestellung

Was ist die Wirkung von Interventionen, die darauf ausgerichtet sind, die Berichterstattung von Berufserkrankungen durch Ärzte zu erhöhen?

Studienmerkmale

Wir haben zwölf Studien eingeschlossen. Sechs Studien werten die Wirksamkeit von Informationsmaterialien alleine aus, eine Studie analysierte die Wirksamkeit von Informationsveranstaltungen und vier weitere eine Kombination beider Maßnahmen auf die Berichterstattung von Berufskrankheiten durch Ärzte. Eine weitere Studie wertete die Alltagswirksamkeit einer umfassenden Informationskampagne auf Gesellschaftsebene aus. Wir suchten nach Studien bis Januar 2015.

Ergebnisse

Wir fanden heraus, dass der Einsatz von Informationsmaterialien die Anzahl der Ärzte, die Berufskrankheiten meldeten, nicht wesentlich erhöhte. Erinnerungsnachrichten über die Pflicht zur Meldung hingegen schon. Des weiteren fanden wir, dass die Verwendung von Informationsmaterialien die Rate von gemeldeten Berufskrankheiten nicht wesentlich erhöhte. Gleichermaßen fanden wir heraus, dass der Einsatz von Informationsmaterialien und Informationsveranstaltungen weder die Anzahl der Ärzte, die die Erkrankungen meldeten, noch die Rate der Berichterstattung wesentlich erhöhte. Selbiges gilt für Informationsverantaltungen allein. Der Einsatz einer Informationskampagne schien die Anzahl der Ärzte, die Berufskrankheiten an die Behörden meldeten, zu erhöhen. Allerdings basiert dieses Ergebnis auf Evidenz von sehr niedriger Qualität.

Weitere Forschung

Wir brauchen qualitativ hochwertige Studien, um die Wirksamkeit dieser Interventionen klären zu können. Dieser Review war nicht in der Lage, die Alltagswirksamkeit von Interventionen, die über reine Informationenvermittlung hinausgehen, klären zu können, wie beispielsweise den Einsatz finanzieller Anreize, die eine wichtige Form der Motivation für verändertes Verhalten von Ärzten darstellen könnte. Solche einfachen Maßnahmen könnten im Rahmen größerer randomisierter kontrollierter Studien weiter untersucht werden, während die Bewertung von umfassenden Maßnahmen, wie z.B. der Einfluss von Gesetzgebung, ein unterbrochenes Zeitreihendesign verwenden sollten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Lisman-Broetje, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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