Systematisches Screening auf Risikofaktoren bei der Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen statt Screening in Einzelfällen (opportunistisches Screening)

Fragestellung des Reviews

Ist systematisches Screening auf Risikofaktoren hilfreich zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Hintergrund

Herz-Kreislauf-Erkrankung (HKE) bezeichnet eine Reihe von Krankheiten, die das Herz und die Blutgefäße betreffen. HKE sind ein weltweites Problem und nach wie vor international die häufigste Ursache von Behinderungen und frühem Tod. Prävention und Umgang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen können verbessert werden, indem Personen mit erhöhten Erkrankungsrisiko durch Screening-ähnliche Programme identifiziert werden. Dieser Review bewertet die Wirksamkeit eines systematischen Screenings auf Risikofaktoren bzw. eines Screening-ähnlichen Progamms, um kardiovaskulär bedingte und sonstige Todesfälle, aber auch nicht-tödliche Ereignisse (wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Angina pectoris) zu verringern und die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim gesunden wie auch bei stark HKE-gefährdeten Menschen zu senken.

Studienmerkmale

Wir durchsuchten wissenschaftliche Datenbanken nach randomisierten, kontrollierten Studien (klinische Studien, in denen Menschen zufällig einer von zwei oder mehr Behandlungen zugewiesen werden), in denen die Wirkung eines systematischen Screenings auf Risikofaktoren bei gesunden Erwachsenen und Erwachsenen mit hohem HKE-Risiko untersucht wird. Nicht eingeschlossen waren Menschen, die bereits eine kardiovaskuläre Krankheit hatten (z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall), da diese Personen den Gesundheitsdiensten bereits bekannt und bei ihnen in Behandlung sind. Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2015.

Hauptergebnisse

Neun Studien erfüllten unsere Einschlusskriterien. Eine begrenzte Datenmenge lässt darauf schließen, dass Screening keine Auswirkung auf Todesfälle (gleichgültig, aus welcher Ursache) oder die Anzahl von Menschen hat, die einen Schlaganfall erleiden oder eine koronare Herzerkrankung entwickeln.Auch für kardiovaskuläre Risikofaktoren (Blutfette, Bluthochdruck) lag eine beschränkte Datenmenge vor, in der die positive Wirkung eines systematischen Screenings auf Risikofaktoren belegt wurde. Allerdings bestanden hier Unterschiede zwischen den Studien, daher sind diese Ergebnisse nicht gesichert.

Qualität der Evidenz

Allgemein war die Evidenz von geringer oder sehr geringer Qualität. Für die eingeschlossenen Studien bestand ein gewisses Risiko für Bias (systematische Fehler), bei vier davon wurde dieses Risiko als hoch eingestuft. Vor diesem Hintergrund müssen die Ergebnisse dieses Reviews mit Zurückhaltung betrachtet werden.

Derzeit gibt es eine geringe Evidenz zur Wirksamkeit eines systematischen Screenings auf Risikofaktoren für die Prävention von HKE. Wir stellten fest, dass derzeit fünf weitere Studien laufen, und werden deren Ergebnisse integrieren, sobald sie verfügbar sind.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Bayerlein, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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