Vergleich verschiedener Arten der Chemotherapie zur Behandlung älterer Menschen mit Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium

Hintergrund

Lungenkrebs ist weltweit die häufigste krebsbedingte Todesursache bei beiden Geschlechtern. Bei erwachsenen Patienten mit Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium werden Therapieansätze, die auf einer Kombination aus Cisplatin oder Carboplatin mit einer weiteren Substanz basieren, als Standardtherapie angesehen. Es wurden jedoch nur wenige ältere Menschen in relevante Studien zur Chemotherapie eingeschlossen, sodass Zweifel an der Sicherheit und Wirksamkeit dieser Therapieansätze bestehen, die als Standardtherapie für erwachsene Patienten gelten. Als Folge werden ältere Patienten häufig mit einer weniger intensiven Chemotherapie behandelt.

Ziele

Unsere Ziele bestanden darin herauszufinden, wie verschiedene Chemotherapie-Ansätze (nicht-platinhaltige Monotherapie, nicht-platinhaltige Kombinationstherapie, platinhaltige Kombinationstherapie) sich auf die Überlebenschancen, die Lebensqualität, den Rückgang des Tumors und die Toxizität bei älteren Menschen mit Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium auswirken.

Studienmerkmale

Wir führten eine systematische Recherche (bis zum 31. Oktober 2014) durch nach Studien, in denen nicht-platinhaltige Monotherapien mit nicht-platinhaltigen Kombinationstherapien verglichen wurden oder nicht-platinhaltige Kombinationstherapien mit platinhaltigen Kombinationstherapien, bei über 70-jährigen Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Wir schlossen insgesamt 51 Studien in diesen Review ein (7 Studien in der Therapiegruppe der nicht-platinhaltigen Monotherapien gegenüber nicht-platinhaltige Kombinationstherapien und 44 Studien in der Therapiegruppe nicht-platinhaltige Kombinationstherapien gegenüber platinhaltige Kombinationstherapien). Allerdings konnten nur 19 Studien in die Meta-Analyse eingeschlossen werden.

Hauptergebnisse

Nicht-platinhaltige Monotherapien gegenüber nicht-platinhaltige Kombinationstherapien

Wir analysierten 5 Studien mit 1294 Teilnehmern. Dabei stellten wir fest, dass die Therapien die gleiche Wirksamkeit in Bezug auf die Überlebenschancen aufweisen. Allerdings ist bei Kombinationstherapien mit platinfreien Wirkstoffen die Wahrscheinlichkeit für einen Rückgang der Tumorgröße höher. Wir stellten ähnliche Ergebnisse für die beiden Therapieformen in Bezug auf die Gefahr einer erhöhten Toxizität fest, wie einen niedrigen Gehalt an Hämoglobin, Thrombozyten und Leukozyten (neutrophilen Granulozyten). Die Auswirkungen der Therapien auf die Lebensqualität wurden in nur 2 Studien untersucht, und wir konnten diese Ergebnisse wegen Datenmangels nicht einbeziehen.

Nicht-platinhaltige Therapien gegenüber platinhaltige Kombinationstherapien

Wir analysierten 14 Studien mit 1705 älteren Teilnehmern. Dabei stellten wir fest, dass durch platinhaltige Therapien eine längere Überlebenszeit und eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Reduzierung der Tumorgröße bei älteren Patienten erreicht werden. Allerdings wiesen diese Therapien eine höhere Toxizität auf als Therapien mit nicht-platinhaltigen Substanzen und erhöhten das Risiko niedriger Hämoglobin- und Thrombozytenwerte, Müdigkeit, Übelkeit oder Erbrechen sowie Taubheit oder Kribbeln in Händen und Füßen. Die Auswirkungen der Therapien auf die Lebensqualität wurden in nur 5 Studien untersucht, und wir konnten diese Ergebnisse wegen Datenmangels nicht einbeziehen.

Qualität der Evidenz

Nicht-platinhaltige Monotherapien gegenüber nicht-platinhaltige Kombinationstherapien

Wir stuften die Qualität der Evidenz in Bezug auf die Überlebenschancen auf niedrig herab, da die Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen und drei der einbezogenen Studien früh abgebrochen wurden. Dies hatte einen Einfluss auf die Qualität der Evidenz in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit für eine Reduzierung der Tumorgröße sowie auf niedrige Hämoglobin-, Thrombozyten- und Leukozytenwerte. Bei diesen Endpunkten sahen wir Probleme im Studienaufbau, die Evidenz niedriger Qualität zur Folge hatten.

Nicht-platinhaltige Kombinationstherapien gegenüber platinhaltige Kombinationstherapien

Wir stuften die Qualität der Evidenz in Bezug auf den Nutzen platinhaltiger Kombinationstherapien auf die Überlebenschancen auf moderat herab. Dabei wurden 9 Studien eingeschlossen, die nicht speziell auf ältere Menschen zugeschnitten waren. Die Qualität der Evidenz in Bezug auf das Tumorwachstum nach Behandlungsbeginn, die Rate der Tumorschrumpfung und die Toxizität wurde durch weitere Probleme im Studienaufbau beeinflusst. In Bezug auf niedrige Hämoglobin- und Thrombozytenwerte stuften wir die Qualität der Evidenz wegen mangelnder Präzision bei den Ergebnissen weiter auf niedrig herab. Wir sind der Meinung, dass andere Einschränkungen, wie das Alter, nicht als alleinige Kriterien für die Wahl der geeigneten Behandlung angemessen sind. Ältere Menschen weisen große Unterschiede untereinander auf, was andere altersbedingte Gesundheitsprobleme angeht. Ältere Patienten, die in randomisierte Studien einbezogen wurden, wurden nach strengen Zulassungskriterien ausgewählt, die zum Ausschluss der meisten Patienten mit anderen Gesundheitsproblemen führten. Deshalb sind wir der Meinung, dass diese Ergebnisse mit klinischem Urteilsvermögen interpretiert werden müssen, um die Entscheidung für eine geeignete Therapie zu treffen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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