Möglichkeiten zur Behandlung von Brustabszessen bei stillenden Frauen

Einige Frauen entwickeln einen Brustabszess (Geschwür) während des Stillens, auch als stillbedingter Brustabszess bezeichnet. Ein Abszess ist eine Flüssigkeitsansammlung von infizierter Materie innerhalb des Brustgewebes. Das Ziel einer Behandlung ist es, den Abszess schnell und wirksam zu heilen und dabei den maximalen Nutzen für die Mutter mit möglichst kurzer Unterbrechung des Stillens zu gewährleisten.

Derzeit werden stillbedingte Brustabszesse durch einen Einschnitt für eine Drainage (Ableitung) oder einer Nadelpunktion behandelt – jeweils mit oder ohne Ultraschalldiagnose. Antibiotika werden nicht generell verschrieben. Für den Einschnitt und der anschliessenden Drainage wird der Abszess mit einem Skalpell (eine spezielle Messerklinge) aufgeschnitten, um die infizierte Flüssigkeit ablaufen zu lassen. Ein kleiner Schlauch kann in die Wunde eingeführt werden, um das Ablaufen der infizierten Flüssigkeit zu unterstützen. Die Wunde kann auch offen gelassen werden, sodass die infizierte Flüssigkeit auch so abfließen kann. Ein weniger invasiver Weg den Brustabszess zu behandeln, ist die Nadelpunktion. Eine Nadel wird in den Hohlraum des Brustabszesses eingeführt und mit einer Spritze die infizierte Flüssigkeit abgesaugt. Oftmals wird dies unter Sicht mit Hilfe eines Ultraschalls durchgeführt. Aufgrund der Vorteile dieses Verfahrens, wie beispielsweise dass keine Narben entstehen oder der Krankenhausaufenthalt verkürzt wird etc., kommt diese Methode immer häufiger zur Anwendung.

Wir wollten die Evidenz zur Wirksamkeit verschiedener Behandlungsmöglichkeiten finden. Wir betrachteten die Heilungsdauer bei den unterschiedlichen Behandlungsmethoden, die Anzahl der Frauen, die nach der Behandlung weiter stillten, und wie viele Frauen in jeder Gruppe nach der Behandlung geheilt waren. Die Definition für Heilung variierte zwischen den Studien.

Wir fanden sechs Studien, von denen vier Studien mit insgesamt 325 Frauen Daten lieferten. Diese Studien untersuchten Nadelpunktion im Vergleich zu Einschnitt mit Drainage. Die Nadelpunktion verkürzte anscheinend die Heilungsdauer im Vergleich zu Einschnitt mit Drainage. Jedoch wurde ein großer Anteil von Frauen von der Analyse ausgeschlossen. Daher war es schwierig, Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen zu ziehen. Bezüglich der Fortsetzung des Stillens, zeigten beide Studien, dass mehr Frauen nach Nadelpunktion weiter stillten als nach Einschnitt mit Drainage. In zwei Studien verheilten Brustabszesse bei einigen Frauen nach Nadelpunktion nicht und mussten zusätzlich den Einschnitt mit Drainage erhalten (niedrige Qualität der Evidenz). Alle Brustabszesse, die durch Einschnitt mit Drainage behandelt wurden, heilten. Wir konnten keine Aussagen zu unerwünschten Wirkungen oder Komplikationen machen. Die Studien berichteten nicht ausführlich genug über die Anzahl der Nachuntersuchungen, die Dauer des weitergeführten Stillens, postoperative Komplikationen, die Dauer des Krankenhausaufenthalts und über unerwünschte Ereignisse. Allerdings erschienen Frauen zufriedener, die durch Nadelpunktion behandelt wurden.

In einer Studie wurden verschiedene Verordnungen von Antibiotika mit keinen Antibiotika bei stillenden Frauen verglichen, die einen Einschnitt mit Drainage bei Brustabszessen erhalten hatten. Wir fanden keinen Unterschied zwischen den Gruppen für die Endpunkte Auflösung der Brustabszesse und Infektionen nach der Behandlung.

Alle Studien wurden schlecht durchgeführt und/oder berichtet. Zudem wurden nicht alle Endpunkte untersucht, die uns interessierten. Studien mit einem besseren Design und besserer Berichterstattung sind erforderlich, um diese Endpunkte angemessen zu untersuchen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Berger, C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz

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