Telerehabilitation für Personen mit multipler Sklerose

Fragestellung

Werden mit Telerehabilitation bei Personen mit multipler Sklerose bessere Ergebnisse erzielt als in der herkömmlichen persönlichen Behandlung? Welche Arten von Telerehabilitation sind unter welchen Umständen wirksam und beeinflussen welche speziellen Endpunkte?

Hintergrund

Multiple Sklerose (MS) ist eine verbreitete unheilbare Erkrankung des Nervensystems bei jungen Erwachsenen, die eine dauerhafte Behinderung verursacht. Die Rehabilitation bietet Behandlungen und Therapien, um die Auswirkung von Behinderungen zu verringern und die Funktionsfähigkeit zu verbessern. Trotz Verbesserungen in der Versorgung von MS einschließlich Rehabilitation haben viele Menschen mit MS aufgrund eingeschränkter Mobilität, Müdigkeit und damit einhergehender Probleme oder aufgrund der Kosten für die Anfahrt keinen Zugang zu diesen Weiterentwicklungen. Die Telerehabilitation ist ein neuer Ansatz, um Rehabilitationsprogramme unter Verwendung von Technologien der Telekommunikation wie z. B. Telefonverbindungen, Vidoetechnik und Internetanwendungen zum Patienten nach Hause zu bringen. Eine breite Palette von Telerehabilitations-Interventionen wird an Personen mit multipler Sklerose getestet, die Evidenz für ihre Alltagswirksamkeit ist aber noch unklar.

Studienmerkmale

In diesem Review wurde nach Evidenz dazu gesucht, wie Telerehabilitations-Interventionen bei Erwachsenen mit MS funktionieren. Wir recherchierten allgemein nach randomisierten kontrollierten Studien (RCT), einer besonderen Art der Studie, bei der die Teilnehmer zufallsbedingt (randomisiert) Gruppen zugeteilt werden, da so in den meisten Kontexten die höchste Evidenzqualität erzielt werden kann. Wir interessierten uns für Studien, die Telerehabilitations-Programme mit der Standard- oder Mindestversorgung oder anderen Arten von Rehabilitationsprogrammen verglichen.

Hauptergebnisse

Wir fanden neun relevante RCT mit 531 Teilnehmern (von denen 469 in die Auswertung aufgenommen wurden), die ein breites Spektrum von Telerehabilitations-Interventionen bei Personen mit MS untersuchten. Die untersuchten Telerehabilitations-Interventionen waren komplex: Sie umfassten mehr als eine Rehabilitationskomponente sowie körperliche Aktivität, pädagogische Programme und Programme für Verhaltens- und Symptommanagement. Diese Interventionen hatten verschiedene Zwecke und brachten verschiedene Techniken zum Einsatz, sodass eine endgültige umfassende Schlussfolgerung nicht möglich war. Die methodologische Qualität der eingeschlossenen Studien ist gering und von Studie zu Studie verschieden.

Qualität der Evidenz

Es gibt Evidenz von geringer Qualität aus den eingeschlossenen RCT, die für den Nutzen von Telerehabilitation für die Verringerung kurzfristiger Invalidität und die Bewältigung von Symptomen wie Müdigkeit bei Erwachsenen mit MS spricht. Wir fanden begrenzte Evidenz zugunsten eines Nutzens von Telerehabilitations-Interventionen zur Verringerung von Invalidität und Symptomen und zur Verbesserung der Lebensqualität auf längere Sicht. Darüber hinaus waren die in den eingeschlossenen Studien jeweils untersuchten Interventionen und Endpunkte verschieden. In keiner Studie wurde über ernsthaften Schaden aufgrund von Telerehabilitation berichtet und es gab keine Angaben zu den damit verbundenen Kosten.

Es besteht Bedarf an weiteren Forschungsarbeiten, um die Wirkungen des vielfältigen Angebots an Telerehabilitationstechniken zu bewerten und die klinische und Kostenwirksamkeit dieser Interventionen für Menschen mit MS festzustellen. Die Evidenz dieses Reviews ist auf dem Stand vom Juli 2014.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Koordination durch Cochrane Schweiz

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