Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapie zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Eltern und Kind

Hintergrund

Die Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapie ist dazu gedacht, Probleme in der Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Beziehung sowie Probleme wie exzessives Schreien oder Schwierigkeiten beim Essen und Schlafen anzugehen. Ein Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapeut arbeitet direkt mit dem Elternteil und dem Kind, bei ihnen zu Hause oder in der Klinik, um unbewusste Beziehungs- und Verhaltensmuster aufzudecken sowie Einflüsse aus der Vergangenheit, die die Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Beziehung erschweren, aufzuzeigen. Eltern können an diesen Dienst überwiesen werden (in Grossbritannien und Nordirland z.B. von einem Allgemeinmedizinier) oder können sich selbst an private Dienstleister wenden. Die Psychotherapie findet mit einzelnen Eltern-Kind-Paaren statt oder in kleinen Gruppen aus Eltern und Säuglingen/Kleinkindern.

Review-Frage

In diesem Review wurde untersucht, ob die Eltern-Säuglings-und Kleinkind-Psychotherapie die Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Beziehung bzw. andere Aspekte der Funktionsweise eines Elternteils oder des Säuglings/Kleinkindes wirksam verbessert. Ferner sollten die Komponenten des Programms ermittelt werden, die mit effektiveren Ergebnissen assoziiert werden können sowie Faktoren, welche die Wirksamkeit der Intervention beeinflussen (z. B. Dauer oder Schwerpunkt des Therapieprogramms).

Studienmerkmale

Wir recherchierten in elektronischen Datenbanken und fanden randomisierte kontrollierte Studien (RCT, in denen die Teilnehmer zufällig einer oder mehreren Behandlungsgruppen zugeteilt werden) sowie eine cluster-randomisierte Studie (in welcher Gefängnisse anstatt einzelner Teilnehmer als Randomisierungseinheit verwendet wurden). Die Teilnehmer wurden entweder einer Gruppe, in der sie eine Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Therapie erhielten, oder einer Kontrollgruppe zugeteilt, und als Grundlage für den Endpunkt wurde mindestens ein Standardmesswert verwendet (d. h. ein Instrument, das getestet wurde, um sicherzustellen, dass es den untersuchten Endpunkt zuverlässig misst).

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 13. Januar 2014.

Wir fanden acht Studien mit 846 randomisierten Teilnehmern, die entweder die Eltern-Kind-Therapie mit einer Kontrollgruppe ohne Behandlung (vier Studien) oder die Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Therapie mit anderen Behandlungsarten (vier Studien) verglichen.

Wesentliche Ergebnisse

Die Studien, die Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapie mit einer Kontrollgruppe ohne Behandlung verglichen, lieferten Daten für 19 Meta-Analysen der primären Endpunkte in Bezug auf die psychische Gesundheit der Eltern (Depression), der Endpunkte in Bezug auf das mütterliche Verhalten (d. h. inwieweit die Bezugsperson rechtzeitig und angemessen reagiert), die Teilnahme des Säuglings/ Kleinkindes und das positive Engagement des Elternteils, sowie der Endpunkte auf Seiten des Säuglings/ Kleinkindes hinsichtlich seines Bindungsverhaltens (etwa der Fähigkeit des Säuglings/Kleinkindes, Nähe zur Hauptbezugsperson zu suchen und zu halten). Die kindliche Bindung wird folgendermaßen eingestuft: die „sichere“ kindliche Bindung ist ein positives Ergebnis, das zeigt, dass das Säugling/Kleinkind fähig ist, bei Not Trost zu erhalten und das Elternteil als eine sichere Basis zu verwenden, von der aus es die Umgebung erkundet. Kinder mit einer unsicheren Bindung sind entweder ausweichend (d. h. sie scheinen in Bedrängnis oder dem Versuch, dieses selbst zu bewältigen, keinen Trost zu benötigen); oder „widerstrebend“ (d. h. unfähig, bei Bedrängnis Trost zu finden, und wechselnd zwischen Widerstreben und Wut). Kinder, die als „desorganisiert“ eingestuft werden, sind nicht zu einer kohärenten Strategie gegen Bedrängnis-Situationen fähig und ihr Verhalten entspricht einer Mischung aus Annäherung und Vermeidung gegenüber der Bezugsperson). Zu den sekundären Endpunkten gehören das kindlichen Verhalten und die kindliche kognitive Entwicklung (d. h. die geistige Entwicklung, darunter das Denken, die Problemlösungs- und Kommunikations-Kompetenz).

In unseren Analysen wiesen Babys von Eltern, die eine Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapie erhielten, nach der Intervention mit höherer Wahrscheinlichkeit eine sichere emotionale Bindung auf. Dies ist ein positives Ergebnis, aber es wird nur durch eine Evidenz von sehr geringer Qualität belegt.

Die Studien, die Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapie mit einem anderen Behandlungsmodell verglichen, lieferten Daten zu 15 Meta-Analysen primärer Endpunkte, darunter die psychische Gesundheit der Eltern, die Säuglings- und Kleinkind-Eltern-Interaktion (mütterliche Empfindlichkeit), die kindliche Bindung und das kindliche Verhalten oder sekundäre Endpunkte für das Säugling/Kleinkind, wie z. B. die kognitive Entwicklung des Säuglings/Kleinkindes. Keiner dieser Vergleiche ergab Differenzen, die eher für eine Eltern-, Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapie als für eine alternative Intervention sprachen.

Keiner der Vergleiche zwischen der Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapie und entweder einer Kontroll- oder einer Vergleichsgruppe, die eine andere Behandlung erhielt, zeigten bei den verschiedenen Endpunkten unerwünschte Veränderungen.

Unsere Schlussfolgerung lautet daher, dass die Eltern-Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapie zwar eine vielversprechende Methode für die Verbesserung der Bindungssicherheit des Säuglings/Kleinkindes zu sein scheint, es aber keine Evidenz zu seinem Nutzen für andere Endpunkte gibt. Es gibt auch keine Evidenz, die zeigen würde, dass diese Behandlung wirksamer wäre als andere Behandlungen für Eltern und Säuglinge/Kleinkinder. Es besteht Bedarf an weiterer Forschung.

Qualität der Evidenz

Die betrachteten Studien wiesen Unklarheiten in Bezug auf wichtige Qualitätskriterien auf, waren in Bezug auf Design oder Methoden beschränkt oder bargen unseres Erachtens ein Risiko für Bias. Diese Evidenz von eingeschränkter Qualität mindert unser Vertrauen in die beobachteten Ergebnisse.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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