Worum geht es?
Wir untersuchten, ob Metformin gesundheitliche Endpunkte von Schwangeren mit Adipositas (Fettleibigkeit) oder Übergewicht und von ihren Kindern positiv beeinflusst. Wir beurteilten mögliche Nutzen, unerwünschte Wirkungen und Kosten des Gesundheitssystems.
Der Body Mass Index (BMI), der anhand der Körpergrösse und des Gewichts einer Person berechnet wird, wird genutzt, um eine Person als normalgewichtig (BMI kleiner als 25 kg/m2), übergewichtig (BMI zwischen 24,9 kg/m2 und 30 kg/m2) oder adipös (BMI über 30 kg/m2) einzustufen. Bei Schwangeren mit Adipositas oder Übergewicht treten eher Komplikationen, wie Bluthochdruck oder Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes), auf als bei Schwangeren mit Normalgewicht. Es besteht bei ihnen auch ein erhöhtes Risiko, einen Kaiserschnitt zu benötigen oder nach der Geburt eine Infektion zu entwickeln. Ihre Kinder leiden eher an gesundheitlichen Problemen, die eine Aufnahme in die Neonatologie oder die Intensivstation erforderlich machen, niedrigen Blutzuckerwerten oder Atemproblemen direkt nach der Geburt.
Frauen mit Adipositas oder Übergewicht könnten Anzeichen von Diabetes aufweisen, die zu Problemen während der Schwangerschaft und Geburt beitragen könnten. Es kann sein, dass sie Kohlenhydrate und Zucker aus der Ernährung nicht effizient verarbeiten, und sie öfter resistent gegen das Hormon Insulin sind, welches nach dem Essen von der Bauchspeicheldrüse freigesetzt wird und den Muskeln hilft, Blutzucker (Glukose) in Energie umzuwandeln. Die Glukose zirkuliert länger im Blut und versorgt das wachsende Baby mit überschüssiger Energie. Es besteht ein erhöhtes Risiko, Diabetes in der Schwangerschaft zu entwickeln. Die Frauen können darüber hinaus zu niedrige Spiegel von entzündungshemmenden Hormonen und Proteinen aufweisen. Verbesserte Ernährungsgewohnheiten und mehr Bewegung hatten nur geringe Auswirkungen auf die Reduktion der Gewichtszunahme während der Schwangerschaft und keine Auswirkungen auf Komplikationen.
Metformin, ein Medikament zur Behandlung von Diabetes, verringert die Menge an Glukose, welche die Leber ins Blut abgibt, und macht den Körper sensibler für Insulin. Metformin könnte dem Körper einer Frau helfen, Insulin wirksamer zu nutzen, und die Wahrscheinlichkeit verringern, dass ihr Kind im Verhältnis zum Schwangerschaftsalter zu groß wird.
Welche Evidenz haben wir gefunden?
Wir suchten nach Evidenz (Oktober 2017) und fanden drei randomisierte kontrollierte Studien (1099 schwangere Frauen), welche Metformin-Tabletten mit Placebo-Tabletten (Scheinmedikament) verglichen, die ab Schwangerschaftswoche 10 bis 20 bis zur Geburt über den Mund eingenommen wurden. An den Studien waren nur Frauen mit Adipositas beteiligt, die Wirkung von Metformin auf Frauen mit Übergewicht konnten wir daher nicht einschätzen.
Frauen, welche während der Schwangerschaft Metformin erhielten, hatten ein ähnlich großes Risiko, dass ihr Kind bei der Geburt im Verhältnis zum Schwangerschaftsalter (gemessen in Wochen ab der letzten Monatsblutung) zu groß ist, wie zu denen, die ein Placebo verabreicht bekamen. Metformin wirkte wahrscheinlich nicht oder nur gering auf den Unterschied des Risiko aus, dass Schwangere einen Gestationsdiabetes entwickeln. Metformin könnte ebenso einen kleinen oder keinen Unterschied auf das Risiko für Frauen haben, schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck oder Präeklampsie zu entwickeln.
Frauen, die Metformin erhielten, nahmen während der Schwangerschaft möglicherweise etwas weniger Gewicht zu, aber hatten ein höheres Risiko, an Durchfall zu leiden. Andere wichtige Unterschiede bezüglich mütterlicher Endpunkte wurden nicht beobachtet, einschließlich Kaiserschnitt, Geburt vor 37 Schwangerschaftswochen, Schulterdystokie (eine Komplikation während der Geburt, bei der die Schulter des Kindes stecken bleibt), Dammverletzung (Verletzung des Bereichs zwischen der Vagina und dem Anus) oder starke Blutungen nach der Geburt des Kindes.
Die Kinder von Frauen, welche Metformin erhielten hatten ein ähnliches Geburtsgewicht wie Kinder von Frauen, welche Placebo erhielten. Wir identifizierten keinen anderen wichtigen Unterschied in Bezug auf weitere wichtig kindliche Endpunkte: Hypoglykämie (niedriger Blutzucker), Hyperbilirubinämie (Gelbsucht) oder im Apgar-Wert nach fünf Minuten (ein Maß für den Zustand eines Neugeborenen), oder Tod des Kindes vor oder nach der Geburt. Eine Studie berichtet auch von einer ähnlichen Verlegungsrate auf die neonatologische Intensivstation zwischen den Gruppen.
Was bedeutet dies?
Es gibt keine ausreichende Evidenz, um den Gebrauch von Metformin für Frauen mit Adipositas in der Schwangerschaft zu unterstützen, um die gesundheitliche Endpunkte der Mutter und des Kindes zu verbessern. Zudem wurde Metformin mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte Wirkungen in Verbindung gebracht, speziell mit Durchfall.
In diesem Review ist eine kleine Anzahl Studien eingeschlossen und keine der Studien untersuchte übergewichtige Frauen. Auch Metformin in Kombination mit anderen Behandlungen wurde nicht untersucht.
Es ist weitere Forschung nötigt, um beurteilen zu können, inwiefern Metformin bei Schwangeren mit Adipositas oder Übergewicht zur Verbesserung der Gesundheit von Mutter und Kind beitragen könnte, entweder allein oder als zusätzliche Behandlung.
A. Walther, S.A. Genier, freigegeben durch Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA (www.fondation‐sana.ch).