Transkutane elektrische Stimulation (TES) für die Behandlung chronischer Verstopfung bei Kindern.

Reviewfrage

Wir untersuchten die Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit von TES zur Verbesserung von Verstopfungen bei Kindern

Hintergrund

Verstopfungen in der Kindheit sind ein häufiges Problem, welches mit erheblichen gesundheitlichen, wirtschaftlichen und emotionalen Belastungen verbunden ist. Derzeit beziehen sich die meisten Behandlungsmöglichkeiten auf die Verwendung von Abführmitteln kombiniert mit einer Ernährungsumstellung. Keines der üblicherweise verwendeten Medikamente wurde als durchweg wirksam befunden. Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich Nebenwirkungen und Abhängigkeit, insbesondere bei der langfristigen Einnahme von Abführmitteln. TES ist eine neuere, nicht-pharmakologische Behandlungsmethode, welche Elektroden auf dem Bauch betroffener Kinder platziert und damit kleine elektrische Wellen (Interferenzstrom) auf der Bauchwand erzeugt. Dies passiert in einer Stromdosis, die weit unter dem Level ist, das Bedenken verursachen könnte. Das Ziel ist den Darm zu stimulieren, um die Darmtätigkeit anzuregen.

Suchdatum

Die eingeschlossene Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2015.

Studienmerkmale

Wir schlossen eine einzelne Studie mit 11 Berichten ein, deren Ergebnisse sich auf verschiedene Endpunkte konzentrierten. Die Teilnehmer der eingeschlossenen Studie waren 46 Kinder zwischen 8 und 18 Jahren aus der Klinik eines tertiären Krankenhaus in Melbourne, Australien. Die langfristige Verstopfung der Kinder wurde entweder auf Grundlage ihrer Symptome und/oder einer Röntgenuntersuchung diagnostiziert. Die Studie teilte die Patienten in zwei Gruppen. Die eine Gruppe, die tatsächlich TES empfängt, wobei Elektroden auf ihrem Bauch platziert wurden die tatsächlich elektrischen Strom abgaben. Die andere Gruppe erhielt eine Schein-Stimulation, mit Anbringung identischer Geräte, jedoch ohne den elektrischen Strom. Die Teilnehmer wurden bis zu vier Jahren nach der Behandlung beobachtet. Allerdings standen diesem Review nur Informationen zu Endpunkten aus der Nachbeobachtung von zwei Monaten zur Verfügung.

Finanzierungsquelle

Diese Studie wurde vom Australian National Health and Medical Research Council und dem Murdoch Childern's Research Institute Theme Investment Grants finanziert.

Hauptergebnisse

Es lagen nicht genügend Informationen zu bestimmten Aspekten der Studiendurchführungen aus den gesammelten Berichte vor, obwohl deutlich wurde, dass den Physiotherapeuten, die die TES-Behandlung oder Scheinbehandlung durchführten, bewusst war, welche Patienten welcher Gruppe zugeordnet waren. Dieses Wissen über die Gruppenzugehörigkeit der Patienten, könnte die Art der Durchführung der tatsächlichen und der Scheinbehandlung beeinflusst haben, ebenso wie die Art und Weise, wie manche Endpunktdaten, wie Symptome der Verstopfung und des Einkotens und die Lebensqualität, berichtet wurden, sowohl von den Therapeuten, als auch von den Patienten und ihren Erziehungsbeauftragten. Dies führte zu Bedenken bezüglich der allgemeinen methodischen Qualität der Studie.

Die sehr geringe Qualität der Evidenz für alle Ergebnisse bedeutet, dass wir uns über die Wirkung von TES, verglichen mit einer Scheinbehandlung, nicht sicher sind. Insgesamt gab es keine Unterschiede zwischen den Kindern, die die TES oder die Schein-Stimulation erhielten, gemessen an der Zahl der Kinder mit verbessertem kompletten spontanen Stuhlgang, verbessertem Stuhlgang (durch Röntgenstrahlen und speziellen Kontrastmittel beurteilt), verbesserte Symptome bezüglich des Einkotens und der Lebensqualität. Ebenfalls gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bei der durchschnittlichen Veränderung der Bewertung der Lebensqualität nach der Therapie, beurteilt von den Kindern selbst sowie deren Eltern. Der einzige Unterschied der festgestellt wurde, war die durchschnittliche Darmdurchtrittsrate, also die Entfernung, die die radioaktive Substanz im Darm zurückgelegt hat. Hier zeigte sich, dass bei den Kindern, die TES erhielten, die radioaktive Substanz den Darm etwas weiter durchschritten hat, als bei den Kindern, die eine Scheinstimulation bekamen. Es war jedoch nicht klar, ob ein solcher Unterschied bezüglich der im Darm zurückgelegten Entfernung einen relevanten Unterschied für die Darmentleerung und die Verstopfungs-Symptome bedeutet. In den Studien wurden keine Nebenwirkungen berichtet.

Qualität der Evidenz

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass in dieser Studie eine geringe Anzahl von Patienten eingeschlossen wurde. Zudem hatten wir Bedenken hinsichtlich der angewandten Methoden. Beides führt zu einer sehr niedrigen Qualität der Evidenz für alle erhobenen Endpunkte.

Schlussfolgerungen der Autoren

Die Ergebnisse, die in diesem Review beurteilt wurden, sind unsicher. Dementsprechend kann keine eindeutige Schlussfolgerung bezüglich der Wirksamkeit und der Nebenwirkungen von TES bei Kindern mit chronischen Verstopfungen gezogen werden. Weitere Studien, die TES zur Handhabung von Verstopfung untersuchen, sind notwendig. Wir weisen darauf hin, dass zukünftige Forschung eine klare Dokumentation spezifischer Methoden zur Durchführung anbieten und Endpunkte untersuchen sollten, die wichtig für die Patienten sind. Dies umfasst den spontanen oder kompletten Stuhlgang oder die Verbesserung der Verstopfungs-Symptome zusammen mit Erhebung der Lebensqualität.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

R. Binder, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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