Hintergrund
Zur Behandlung von Subfertilität (einer verzögerten Empfängnis) werden verschiedene Medikamente eingesetzt, um den Eisprung - den Vorgang der Reifung und Abgabe von Eiern durch die Eierstöcke - zu stimulieren. Diese Medikamente haben auch einen Einfluss auf das Endometrium, die Gewebeschicht, die die Gebärmutter (den Uterus) auskleidet. Dennoch sind Krankheiten, die als Ursachen für verminderte Fruchtbarkeit gelten, bekannte Risikofaktoren für ein Endometriumkarzinom (Gebärmutterschleimhautkrebs), wohingegen eine Schwangerschaft und Kombinationspräparate zur Empfängnisverhütung (Anti-Baby-Pillen) eine Schutzwirkung besitzen, und das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs wesentlich senken. Eine klare Trennung der ursächlichen Wirkung von Medikamenten zur Behandlung von verminderter Fruchtbarkeit von anderen zugrundeliegenden Ursachen, die das individuelle Risiko für eine Erkrankung an Gebärmutterschleimhautkrebs erhöhen, ist daher sehr schwierig.
Ziel dieses Reviews
Das Ziel dieses Reviews ist herauszufinden, inwiefern Medikamente zur Eierstockstimulation das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs bei Frauen erhöhen, die medizinische Hilfe benötigen, um schwanger zu werden.
Hauptergebnisse
Die Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2016. Es wurden neunzehn Studien mit 1.937.880 Teilnehmerinnen identifiziert, die das Risiko für die Entwicklung von Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom) bei Frauen, die mit eierstockstimulierenden Medikamenten behandelt wurden, im Vergleich zu subfertilen Frauen, die diese Medikamente nicht erhielten, oder zu Frauen der allgemeinen Bevölkerung, untersuchten. Insgesamt kann festgestellt werden, dass eine Exposition gegenüber Clomifenzitrat, vor allem in hoher Dosierung und bei wiederholten Behandlungszyklen, mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Endometriumskarzinoms im späteren Leben verbunden ist. Die Evidenz zum Zusammenhang zwischen einer Exposition gegenüber Gonadotropinen und Gebärmutterschleimhautkrebs war nicht so robust. Es ist nicht möglich, festzustellen, inwiefern das erhöhte Risiko aufgrund der Anwendung eierstockstimulierender Medikamente oder der zugrundeliegenden Ursache der Subfertilität besteht.
Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz für die Ergebnisse war sehr niedrig, da die eingeschlossenen Studien starke Einschränkungen aufwiesen, und sich in der Art und Weise ihrer Durchführung stark unterschieden.
Was sind die Schlussfolgerungen?
Frauen, die eine Behandlung mit Clomifenzitrat benötigen, müssen sich dessen bewusst sein, dass bei ihnen ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs besteht. Dies liegt jedoch zum großen Teil an zugrundeliegenden Ursachen, die die Subfertilität bedingen. Auf Basis der verfügbaren Daten ist es ist nicht möglich, die zusätzliche Wirkung von Clomifenzitrat in diesem Zusammenhang zu beurteilen.
B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland