Perampanel als Zusatztherapie bei medikamentenresistenter fokaler Epilepsie

Kernaussagen

Perampanel als Zusatzmittel zu anderen Antiepileptika verringert die Anfallshäufigkeit bei Patienten mit medikamentenresistenter fokaler Epilepsie; möglicherweise kann Anfallsfreiheit erreicht werden. Perampanel ist in Dosen von 8 mg/Tag oder weniger gut verträglich.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine der häufigsten Erkrankungen des Gehirns. Etwa 30% der Menschen mit Epilepsie haben trotz einer angemessenen Therapie mit Antiepileptika weiterhin Anfälle (plötzliche Entladung von elektrischer Spannung im Gehirn, so dass dessen Funktionsweise für kurze Zeit verändert wird). Bei diesen Menschen gilt die Epilepsie als arzneimittelresistent. Sie müssen in der Regel mit einer Kombination von Antiepileptika behandelt werden. Perampanel ist ein neueres Antiepileptikum, das als Zusatztherapie bei arzneimittelresistenter fokaler Epilepsie (d.h. bei Anfällen, die von einem bestimmten Gehirnbereich ausgehen) untersucht wurde.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, ob Perampanel als Zusatztherapie bei Menschen mit medikamentenresistenter fokaler Epilepsie wirksam und verträglich ist.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten in medizinischen Datenbanken nach Studien, in denen die Wirkung von Perampanel als Zusatztherapie bei Menschen jeden Alters mit arzneimittelresistenter fokaler Epilepsie untersucht wurde.

Was fanden wir?

Wir fanden sieben Studien, die unsere Kriterien erfüllten. An den Studien nahmen 2524 Personen im Alter von 12 Jahren und älter teil. In den Studien erhielten die Teilnehmenden eine Dosis von Perampanel (2 mg pro Tag, 4 mg pro Tag, 8 mg pro Tag oder 12 mg pro Tag) oder Placebo (Scheinbehandlung) als Zusatztherapie. Die Behandlung erfolgte in den Studien 12 bis 19 Wochen lang.

Hauptergebnisse

Bei Personen, die Perampanel erhielten, war die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Zahl der Anfälle, die sie normalerweise hatten, um 50% oder mehr zurückging. Eine größere Anzahl von Personen, die Perampanel erhielten, wurde anfallsfrei. Allerdings brachen auch mehr Patient*innen, die mit Perampanel behandelt wurden, die Behandlung vorzeitig ab. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Perampanel in den Dosierungen 8 mg pro Tag oder 12 mg pro Tag am wirksamsten Anfälle kontrollieren kann; allerdings führte Perampanel in der Dosierung von 12 mg pro Tag auch dazu, dass mehr Patienten die Behandlung abbrachen.

Bei Personen, die Perampanel einnahmen, traten häufiger Nebenwirkungen auf als bei denjenigen, die ein Placebo einnahmen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten Schwindel und Schläfrigkeit.

Was schränkt die Evidenz ein?

Wir kamen zu dem Schluss, dass bei den meisten Studien ein geringes Risiko für Verzerrungen besteht. Wenn eine Studie ein geringes Verzerrungsrisiko aufweist, gilt die in der Studie berichtete Wirkung als zuverlässig. Wir überprüften die Vertrauenswürdigkeit der in diesen Review eingeschlossenen Evidenz. Wir fanden Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit dafür, dass Perampanel die Zahl der Anfälle mit hoher Wahrscheinlichkeit um 50% oder mehr reduziert. Wir sind daher zuversichtlich, dass dieses Ergebnis zutreffend ist. Für die Zielgrößen Anfallsfreiheit, Behandlungsabbruch, Probleme mit der Koordination, dem Gleichgewicht und der Sprache (bekannt als Ataxie) oder Schwindel ist die Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit. Das bedeutet, dass die Ergebnisse für diese Zielgrößen möglicherweise ungenau sind.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Es wurden Studien bis Oktober 2022 berücksichtigt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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