Verschiedene Methoden und Settings für die Blutzuckerüberwachung bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes

Worum geht es?

Schwangerschaftsdiabetes ist eine Glukoseintoleranz, die zu einer hohen Konzentration von Glukose (Zucker) im Blut führt (Hyperglykämie). Sie beginnt während der Schwangerschaft oder wird erstmals dann festgestellt. Den Blutzuckerspiegel zu messen ist eine wichtige Maßnahme, um die Kontrolle über die Konzentration von Zucker im Blut zu behalten. Der Blutzucker kann mit mehreren verschiedenen Methoden überwacht werden, die in verschiedenen Settings durchgeführt werden können (z.B. zuhause oder im Krankenhaus). Es ist allerdings nicht klar, welche Methode die beste ist, um gesundheitliche Komplikationen für Frauen und ihre Kinder zu begrenzen.

Warum ist das wichtig?

Bei Schwangeren mit Schwangerschaftsdiabetes besteht ein höheres Risiko für folgende Komplikationen: Präeklampsie (eine gefährliche Erkrankung, die mit hohem Blutdruck einher geht), Geburtseinleitung, Dammverletzung bei der Geburt oder Kaiserschnitt. Ihre Kinder haben ein höheres Risiko, bei der Geburt zu groß für ihr Schwangerschaftsalter zu sein, einen Abfall des Blutzuckerspiegels (Hypoglykämie) oder andere Komplikationen zu erleiden, die zum Tode führen können. Sowohl die Mütter als auch ihre Kinder haben ein größeres Risiko für langfristige gesundheitliche Probleme wie Diabetes Typ 2.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir haben die Literatursuche im September 2016 durchgeführt und konnten 11 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) einschließen (insgesamt 1272 Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes und ihre Kinder). Drei Studien wurden durch Partner aus der Industrie unterstützt.

Wir berücksichtigten fünf verschiedene Vergleiche:

1) Telemedizin (Übermittlung der Glukosekonzentration von zuhause an medizinisches Fachpersonal zur Überprüfung) im Vergleich zur Standardbehandlung (Überprüfung durch Fachpersonal in der Klinik) (fünf RCTs);

2) Selbstkontrolle des Blutzuckers (zuhause) im Vergleich zur regelmäßigen Kontrolle des Blutzuckers (seltener, durch Fachpersonal) (zwei RCTs);

3) Einsatz von Geräten zur kontinuierlichen Glukosemessung im Vergleich zur regelmäßigen Selbstkontrolle des Blutzuckers (zwei RCTs);

4) Modemtechnologie (Übermittlung des Blutzuckerspiegels direkt vom Blutzuckermessgerät zum medizinischen Fachpersonal) im Vergleich zur Übermittlung der Blutzuckerkonzentration per Telefon (eine RCT);

5) Blutzuckermessung vor dem Essen im Vergleich zu nach dem Essen (eine RCT).

Telemedizin im Vergleich zur Standardbehandlung bei der Blutzuckerkontrolle (fünf RCTs): Es gab keine deutlichen Unterschiede zwischen Frauen in den Telemedizin- und in den Standardbehandlungsgruppen in Bezug auf Präeklampsie oder Bluthochdruck, Kaiserschnitt oder Geburtseinleitung oder in Bezug auf eine große Größe für das Schwangerschaftsalter bei der Geburt, die Entwicklung schwerwiegender Morbidität oder Hypoglykämie bei ihren Kindern. Es gab keine Todesfälle in den beiden Studien, die Kindstod dokumentierten.

Selbstkontrolle im Vergleich mit regelmäßiger Blutzuckerkontrolle (zwei RCTs): Es gab keine deutlichen Unterschiede zwischen Frauen in der Selbstkontrollgruppe und jenen in der Gruppe zur regelmäßigen Blutzuckerkontrolle in Bezug auf Präeklampsie oder Kaiserschnitt; oder in Bezug auf Todesfälle der Kinder, eine große Größe für das Schwangerschaftsalter bei der Geburt oder die Ausbildung von Hypoglykämie bei ihren Kindern.

Kontinuierliche Blutzuckermessung im Vergleich mit der Selbstkontrolle des Blutzuckers (zwei Studien): Es gab keinen deutlichen Unterschied zwischen Frauen in der Gruppe mit kontinuierlicher Blutzuckermessung und jenen in der Selbstkontrollgruppe in Bezug auf Kaiserschnitt; oder in Bezug auf die Größe bei der Geburt für das Schwangerschaftsalter oder in Bezug auf die Ausbildung von Hypoglykämie bei ihren Kindern. In den beiden Studien gab es keine Todesfälle bei den Kindern.

Modemtechnologie im Vergleich mit Telefonübermittlung für die Blutzuckermessung (eine RCT): Diese Studie untersuchte keinen Endpunkt, den wir als wichtig erachtet haben.

Blutzuckerkontrolle vor oder nach dem Essen (eine RCT): Es gab keine deutlichen Unterschiede zwischen Frauen in den beiden Blutzuckerkontrollgruppen in Bezug auf Präeklampsie, Kaiserschnitt oder Dammverletzung; oder in Bezug auf die Ausbildung von Hypoglykämie bei ihren Kindern. Bei Müttern in der Gruppe zur Messung nach dem Essen war es weniger wahrscheinlich, dass ihre Kinder zu groß für ihr Schwangerschaftsalter geboren wurden als bei Frauen in der Gruppe zur Messung vor dem Essen.

Die Qualität der Evidenz der oben beschriebenen Ergebnisse war niedrig oder sehr niedrig. Keine der 11 Studien berichtete über Wochenbettdepression, postpartale Gewichtsprobleme, Wiedererlangen des Gewichts von vor der Schwangerschaft oder die Entwicklung von Diabetes Typ 2 bei den Frauen; oder Behinderungen, Adipositas oder die Entwicklung von Diabetes Typ 2 bei den Kindern im Kindes- oder Erwachsenenalter.

Was bedeutet das?

Die Blutzuckerkontrolle ist eine wichtige Strategie im Umgang mit Schwangerschaftsdiabetes. Es bleibt allerdings unklar, welche Methoden dafür am besten geeignet sind. Es ist noch keine eindeutige Evidenz aus Studien verfügbar, die richtungsweisend für die Praxis wäre, obwohl verschiedene Methoden untersucht wurden. Nur wenige Studien haben die gleichen oder ähnliche Interventionen verglichen. Die Studien waren klein und haben nur wenige Erkenntnisse geliefert. Für die kurz- und langfristig Verbesserung der Gesundheit von Frauen und Kindern sind in der Zukunft weitere, große und gut konzipierte Studien notwendig. So können die Auswirkungen verschiedener Methoden und Settings der Blutzuckerkontrolle bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes bewertet werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Wolf und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz

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