Fragestellung
Wir prüften die Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit von Fulvestrant bei der Verlängerung der Lebensdauer ohne weitere Tumorprogression bei Frauen mit fortgeschrittenem hormonsensitiven Brustkrebs. Wir fanden neun Studien, die die mögliche Überlegenheit von Fulvestrant gegenüber anderen Behandlungsmöglichkeiten untersuchten.
Hintergrund
Siebzig Prozent der Brustkrebserkrankungen sind hormonsensitiv. Es gibt eine Vielzahl von endokrinen Therapien (Antihormon-Therapien), die weibliche Hormone senken oder blockieren, um diese Tumore zu behandeln. Fulvestrant ist eine dieser endokrinen Therapien. Es kann zur Behandlung hormonsensitiver Tumore eingesetzt werden, da es das Östrogen blockiert. Es wird Frauen mit einer Krebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium als einmal monatlich erfolgende Injektion verabreicht. Unter einer Krebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium versteht man einen primären Tumor, der metastasiert hat, sodass die Lymphknoten stark befallen sind, oder der zu einer beträchtlichen Größe herangewachsen ist (Stadium III), oder einen primären Tumor, der über die Brust und die Lymphknoten hinaus auch andere Gewebe oder Organe oder beides befallen hat (Stadium IV). Das Ziel der Behandlung in diesen Fällen ist eine Verbesserung der Lebensqualität, die Reduzierung der vom Krebs verursachten Symptome und eine Verlängerung der Lebensdauer. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass die in diesem Review untersuchten Studien im Wesentlichen eine geringere Dosis Fulvestrant (250 mg) verwendet haben, verglichen mit der aktuellen, wirksameren und zugelassenen Standarddosis von 500 mg.
Studienmerkmale
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 7. Juli 2015. Unser Review fand neun klinische Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Fulvestrant mit anderen Standardtherapien bei fortgeschrittenem hormonsensitiven Brustkrebs verglichen. Die Daten dieser Studien wurden zusammengefasst, um sämtliche Daten zusammen zu analysieren. Es wurden drei verschiedene endokrine Therapien als Vergleichspräparate zu Fulvestrant analysiert. Bei zwei dieser Arzneimitteln handelte es sich um die Aromatasehemmer Anastrozol und Exemestan, die den Östrogenspiegel bei postmenopausalen Frauen senken, das dritte war Tamoxifen, das als Östrogenblocker wirkt. Bei vier der Studien handelte es sich um eine First-Line-Therapie, d.h. Fulvestrant wurde im Vergleich zu diesen endokrinen Therapien als Erstbehandlung der fortgeschrittenen Erkrankung eingesetzt. Fünf der Studien testeten Fulvestrant im Rahmen einer Second-Line-Therapie oder weiteren Behandlung, d.h. nachdem die Krebserkrankung bei den Frauen bereits nach einer früheren ersten Behandlung hinsichtlich ihres fortgeschrittenen Stadiums weiter fortgeschrittenen war. Zwei Studien untersuchten Fulvestrant in Kombination mit Anastrozol im Vergleich zu einer Therapie, bei der nur Anastrozol angewendet wurde. Die anderen sieben Studien verglichen eine Therapie, bei der nur Fulvestrant angewendet wurde, mit anderen Vergleichspräparaten.
Hauptergebnisse
Wir stellten fest, dass Fulvestrant mindestens ebenso wirksam war, wie die drei anderen endokrinen Standardtherapien zur Behandlung von fortgeschrittenem hormonsensitiven Brustkrebs. Zudem ist es möglicherweise in der neuen Standarddosierung von 500 mg noch wirksamer als in der geringeren Dosierung von 250 mg, die zuvor angewendet und in sämtlichen der eingeschlossenen Studien, mit Ausnahme von einer, getestet wurde. Wir stellten darüber hinaus fest, dass eine Kombination aus Fulvestrant mit einem Aromatasehemmer die Wirksamkeit nicht steigerte. Die Wirksamkeit wurde auch nicht dadurch beeinflusst, dass Fulvestrant zur Erstbehandlung nach der Diagnose der fortgeschrittenen Krebserkrankung eingesetzt wurde, oder erst nach der Anwendung einer anderen endokrinen Therapie. Dies wurde auch durch die Analyse der gepoolten Daten im Hinblick auf die Überlebensdauer ohne Tumorprogression und die Rate der Tumorverkleinerung oder -stabilisierung aufgrund von Fulvestrant im Vergleich zu den anderen endokrinen Therapien bestätigt. Darüber hinaus litten Frauen, die mit Fulvestrant behandelt wurden, nicht unter schwereren Nebenwirkungen wie diejenigen, die die endokrinen Vergleichstherapien erhielten. Bei der Lebensqualität bestand zwischen den mit Fulvestrant behandelten Frauen und den mit den anderen endokrinen Therapien behandelten Frauen kein Unterschied.
Fulvestrant kann daher als wirksame und sichere Behandlung für postmenopausale Frauen mit fortgeschrittenem hormonsensitiven Brustkrebs betrachtet werden, wenn eine Behandlung mit einer endokrinen Therapie indiziert ist.
Qualität der Evidenz
Alle der eingeschlossenen Studien waren von hoher Qualität.
B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland.