Hauptergebnisse
1. Methadon kann wahrscheinlich mehr Menschen in der Behandlung halten als Buprenorphin.
2. Die Betroffenen gaben an, unter Methadon weniger Opioide zu konsumieren als unter Buprenorphin. Bei der Untersuchung des Urins auf Opioidkonsum wurde allerdings kein Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt.
3. Unter der Buprenorphin-Erhaltungstherapie brechen weniger Menschen die Behandlung ab und sie kann ihnen wahrscheinlich besser helfen, ihren Opioidkonsum zu reduzieren als Behandlungen ohne Opioide.
Was ist eine Abhängigkeit von Opioid-Schmerzmitteln?
Der Einsatz von pharmazeutischen Opioiden (Medikamente zur Schmerzbehandlung) hat in einigen Teilen der Welt seit Mitte der 1990er Jahre drastisch zugenommen. Mit dem zunehmenden Einsatz steigt auch die Zahl der Menschen, die sich wegen ihrer Abhängigkeit (Sucht) von pharmazeutischen Opioiden behandeln lassen. Die meisten Behandlungsrichtlinien beruhen derzeit auf Forschungsergebnissen, die an Menschen durchgeführt wurden, die von Heroin (einem stark süchtig machenden Opioid) abhängig waren. Menschen, die pharmazeutische Opioide anwenden, unterscheiden sich möglicherweise in wichtigen Punkten von Heroinkonsumenten, z. B. durch eine höhere Prävalenz chronischer Schmerzen und psychischer Symptome.
Was wollten wir herausfinden?
In diesem Review wurden verschiedene Erhaltungstherapien mit Opioid-Agonisten (d. h. Behandlungen wie Methadon oder Buprenorphin, die mindestens 30 Tage lang verabreicht werden, um den Betroffenen zu helfen, ihren unerlaubten Medikamentenkonsum zu reduzieren) zur Behandlung der pharmazeutischen Opioidabhängigkeit verglichen. Außerdem verglichen wir die Ergebnisse der Erhaltungstherapie mit kurzfristigen Behandlungen wie der Entgiftung (Entfernung der Droge aus dem Körper) oder psychologischen Behandlungen (z. B. Gesprächstherapie, Beratung).
Wie gingen wir vor?
Wir haben die wissenschaftliche Literatur bis zum Januar 2022 untersucht. Wir haben acht randomisierte kontrollierte Studien (Studien, bei denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungs- oder Kontrollgruppen zugewiesen wurden) mit 709 Erwachsenen und Jugendlichen, die von pharmazeutischen Opioiden abhängig waren, gefunden. Siebzig Prozent der Teilnehmenden in den Studien waren männlich mit einem Durchschnittsalter von 32,0 Jahren. Die durchschnittliche Dauer der Studien, in denen verschiedene Opioid-Erhaltungstherapien verglichen wurden (vier Studien, in denen Methadon mit Buprenorphin verglichen wurde), betrug 21 Wochen. Die durchschnittliche Dauer der Studien, in denen eine Erhaltungstherapie (vier Studien mit Buprenorphin-Erhaltungstherapie) mit einer Entgiftung, einem Opioid-Antagonisten oder einer psychologischen Behandlung verglichen wurde, betrug 14 Wochen. Sieben der acht Studien wurden in den USA durchgeführt, eine Studie stammt aus dem Iran.
Die wichtigsten Endpunkte, die wir untersuchten, waren der Opioidkonsum und ein vorzeitiger Behandlungsabbruch.
Die National Institutes of Health (USA) finanzierten sieben Studien, bei einer Studie wurde die Finanzierungsquelle nicht angegeben. Fünf Studien gaben an, dass ein pharmazeutisches Unternehmen das Medikament zur Verfügung stellte.
Was fanden wir?
Wir haben festgestellt, dass beim Vergleich von Methadon- und Buprenorphin-Erhaltungstherapien unter Methadon weniger Menschen die Behandlung abbrechen als unter Buprenorphin. Die Betroffenen konsumieren unter Methadon wahrscheinlich weniger Opioide als unter Buprenorphin. Bei der Untersuchung des Urins auf Opioidkonsum wurde allerdings kein Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt. Vergleicht man die Buprenorphin-Erhaltungstherapie mit anderen Nicht-Opioid-Behandlungen wie Entgiftung, Opioid-Antagonisten wie Naltrexon oder psychologischen Behandlungen, so brechen unter Buprenorphin wahrscheinlich weniger Menschen die Behandlung ab und es hilft möglicherweise besser, den Opioidkonsum zu reduzieren.
Wodurch war die Evidenz eingeschränkt?
Insgesamt war die Evidenz von geringer bis moderater Qualität. In allen Studien wurden die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip den Behandlungsgruppen zugeteilt. Die Teilnehmenden und die Forschenden wussten allerdings, welche Medikamente die Teilnehmenden einnahmen, was die Ergebnisse verfälschen und die Qualität der Evidenz verringern kann. In einigen Studien beendeten viele Personen die Studie nicht, wodurch Daten in erheblichem Ausmaß fehlen. Dies kann die Ergebnisse verfälschen. In einigen Studien fehlten in einem Studienarm mehr Ergebnisse als im anderen. Die meisten Studien waren ähnlich aufgebaut und die Ergebnisse wurden so erhoben, dass die beiden Hautendpunkte Opioidkonsum und Anzahl der Personen, die die Studie abschlossen, verglichen werden konnten.
Wie aktuell ist die Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2022.
W. Siemens, freigegeben durch Cochrane Deutschland.