Behandlung von sexuellen Störungen nach einem Schlaganfall

Hintergrund

Sexuelle Funktionsstörungen sind eine der häufigsten, aber am wenigsten thematisierten Folgen eines Schlaganfalls. Mehr als die Hälfte der Betroffenen erleben nach einem Schlaganfall eine gewisse sexuelle Beeinträchtigung. Diese wird jedoch nicht immer auch als solche eingestuft und daher oft nur unzureichend behandelt. Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und können Medikamente, Beratung und Physiotherapie beinhalten.

Fragestellung des Review

Wir wollten herausfinden, welche Behandlungen besser oder schlechter geeignet sind.

Suchdatum

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 27. November 2019.

Studienmerkmale

Population: Wir berücksichtigten Studien mit erwachsenen Schlaganfall-Patienten.

Behandlungsmöglichkeiten: Zu den Therapien bei sexuellen Störungen nach einem Schlaganfall zählten Medikamente oder andere Behandlungen, wie zum Beispiel Rehabilitation.

Vergleich: Bei den Interventionen verglichen wir Medikamente mit Scheinmedikamenten, die keine Auswirkungen auf die sexuelle Funktion hatten. Wir verglichen zudem Behandlungen wie Rehabilitation, Aufklärung oder Therapie mit der Standardbehandlung oder einer alternativen Behandlung.

Endpunkte: Wir unterteilten die Endpunkte in primäre und sekundäre Endpunkte. Die primären Endpunkte konzentrierten sich auf sexuelle Funktion oder sexuelle Befriedigung bei Schlaganfall-Patienten und deren Partnern. Die sekundären Endpunkte konzentrierten sich auf Lebensqualität, psychisches Wohlbefinden (Angst, Depression, Stress), Zufriedenheit mit der Behandlung, Sexualaufklärung und Zufriedenheit in der Ehe/Beziehung (einschließlich Partnerzufriedenheit) bei Schlaganfall-Patienten und deren Partnern. Wir berichteten auch über unerwünschte Ereignisse.

Zeit/Dauer: Wir schlossen Studien jeder Dauer ein: kurz (≤ 6 Monate), mittel (zwischen 6 und 18 Monaten) und lang (≥ 18 Monate).

Hauptergebnisse

Wir fanden drei Studien, in denen sexuelle Funktionsstörungen nach einem Schlaganfall gemildert werden sollten. In einer Studie wurde ein Medikament namens Sertralin mit Methylcobalamin (Vitamin B12) verglichen, um einem vorzeitigen Samenerguss entgegenzuwirken. In einer zweiten Studie wurde ein strukturiertes Rehabilitationsprogramm (persönliche Beratung und schriftliche Aufklärung) mit schriftlicher Aufklärung allein verglichen. Es konnten keine deutlichen Unterschiede in Bezug auf sexuelle Funktion, Stimmung, Stress oder Lebensqualität festgestellt werden. In einer dritten Studie wurde Beckenbodentraining (Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur) mit der Standardrehabilitation verglichen. Es konnten keine deutlichen Unterschiede in Bezug auf Erektion und Lebensqualität festgestellt werden. Wir waren hinsichtlich der Ergebnisse unsicher, da alle drei Studien klein und von niedriger oder sehr niedriger Qualität waren. Des Weiteren wurden in jeder Studie unterschiedliche Behandlungen verglichen, weshalb die Ergebnisse nicht kombiniert werden konnten.

Nebenwirkungen (hauptsächlich Übelkeit oder Durchfall) wurden für Sertralin berichtet (20 von 58 Teilnehmern). Es wurden keine unerwünschten Ereignisse beim Beckenbodentraining berichtet. Zu unerwünschten Ereignissen in Verbindung mit sexueller Rehabilitation wurden keine Angaben gemacht.

Quellen der Studienfinanzierung

In der Studie, in der das Medikament (Sertralin) mit Vitamin B12 verglichen wurde, wurden keine Finanzierungsquellen genannt. Die Studie, in der Beckenbodentraining mit der Standardrehabilitation verglichen wurde, wurde durch Zuschüsse der Association of Danish Physiotherapists Research Foundation, der Association of Danish Physiotherapists Practise Foundation, der Foundation of 12.12.1981, des Lykkefeldts Grant, der Foundation of Lundbeck (UCSF), des Department of Physiotherapy and Occupational Therapy Glostrup Hospital und der Universität von Kopenhagen finanziert. Die Studie, in der ein strukturiertes Rehabilitationsprogramm mit schriftlicher Aufklärung allein verglichen wurde, wurde durch den Victor Hurley Medical Research Grant-in-Aid und das AFRM Ipsen Open Research Fellowship finanziert.

Qualität der Evidenz

Wir sind hinsichtlich der Ergebnisse unsicher, da alle drei Studien klein und von geringer Qualität waren. Des Weiteren wurden in allen drei Studien unterschiedliche Behandlungen verglichen, weshalb wir die Studienergebnisse nicht kombinieren konnten.

Schlussfolgerungen

Alle drei Behandlungen (Sertralin, strukturierte sexuelle Rehabilitation und Physiotherapie für den Beckenboden) sollten in weiteren Studien untersucht werden. Es bedarf weiterer Forschung, um die Wirksamkeit von Behandlungen bei sexuellen Störungen nach einem Schlaganfall zu beurteilen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Universität Heidelberg, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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