Fragestellung des Reviews
Wie wirksam (in Bezug auf die Heilung und Verbesserung der Lebensqualität) und unbedenklich sind Behandlungen für das frühkindliche seborrhoische Ekzem (engl. „infantile seborrhoeic dermatitis“) bei Kindern im Alter von der Geburt bis zu 24 Monaten, wenn sie miteinander, mit keiner Behandlung oder mit einem Placebo (einer in der Erscheinung identischen, jedoch wirkstofffrieien („inaktiven“) Behandlung) verglichen werden?
Hintergrund
Das seborrhoische Ekzem ist ein entzündlicher, schuppiger Zustand der Haut, der kurz nach der Geburt auftreten und über Wochen bis Monate hinweg andauern kann. Wenn es die Kopfhaut betrifft, wird es verbreitet als „Milchschorf“ bezeichnet. Der Zustand kann Säuglinge aus sämtlichen ethnischen Hintergründen und Klimazonen betreffen, wobei bis zu 71 % der Säuglinge innerhalb der ersten drei Lebensmonate betroffen sind.
Während die Ursache von Milchschorf unklar ist, spielen Faktoren wie das Wachstum von Hefepilzen auf der Haut, natürlich vorkommende Öle auf der Haut und das Vorhandensein von mütterlichen Hormonen im Körper des Kindes nach der Geburt eine Rolle. Das seborrhoische Ekzem verläuft in der Regel mild und verursacht beim Kind kein Unwohlsein. Es kann jedoch die Eltern belasten.
Zu den empfohlenen Behandlungen von Kindern mit frühkindlichem seborrhoischem Ekzem zählen schuppenaufweichende Wirkstoffe, gefolgt von einer mechanischen Schuppenentfernung (Schamponieren und Kämmen) sowie Behandlungen mit Antimykotika und Kortikosteroiden, die beim Seborrhoischen Ekzem bei Erwachsenen verwendet werden. Anders als beim seborrhoischen Ekzem bei Erwachsenen gibt es Unsicherheiten bezüglich der Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Behandlungen für das frühkindliche seborrhoische Ekzem.
Studienmerkmale
Wir schlossen sechs kleine Studien mit 310 Säuglingen ein, von denen 297 in die Analyse einbezogen wurden. Die Studien waren von kurzer Dauer (zehn bis 42 Tage) und insgesamt von niedriger Qualität. Die Studien wurden in verschiedenen Ländern durchgeführt, und, wo angegeben, in kinderärztlichen Einrichtungen. Soweit in drei Studien angegeben, waren 60 % Jungen (144 Jungen von 241 Kindern). Die meisten Kinder waren jünger als sieben Monate; zwei waren sieben und 12 Jahre alt. Der Schweregrad des seborrhoischen Ekzems war, sofern berichtet, leicht bis moderat; eine Studie schloss zwei Teilnehmende mit einem schweren seborrhoischen Ekzem ein.
Die untersuchten Behandlungen umfassten: orales (über den Mund verabreichtes) Biotin (ein Vitamin aus dem Vitamin-B-Komplex) verglichen mit einem Placebo; markenrechtlich geschützte Crèmes oder Gele verglichen mit einem Placebo (oder einer Kontrollgruppe ohne Behandlung); und eine steroidhaltige Lotion oder Salbe verglichen mit einer Licochalcone-haltigen Crème (chinesischem Süßholz) und Eosin (ein rot färbendes Mittel).
Vier Studien wurden von Pharmafirmen gefördert: in drei Studien lieferte ein Unternehmen das Behandlungsprodukt; in einer Studie unterstützte ein Unternehmen die statistische Analyse; in einer Studie wurde ein Studienautor angestellt; und in einer Studie waren die Autoren Beratende des Pharmaunternehmens.
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 22. Mai 2018.
Hauptergebnisse
Zwei Studien untersuchten orales Biotin verglichen mit einem Placebo. Eine der Studien bewertete nur die Dauer des Hautausschlags, die andere berichtete nur, dass es keine Unterschiede zwischen den Gruppen gab. Daher blieb unklar, welche Behandlung wirksamer war.
In den beiden Studien, in denen markenrechtlich geschützte Hautprodukte im Vergleich mit einem Placebo untersucht wurden, gab es ähnliche Verbesserungen des Schweregrades bei Anwendung von Promiseb-Crème (96 %) und einem Placebo (92 %). Eine Studie untersuchte Lactamid-MEA-Gel plus Shampoo verglichen mit Shampoo allein. Die Verminderung der betroffenen Fläche und des Schweregrads des Ausschlags war in der Gel-Gruppe (81,4 %) etwas höher als in der Gruppe, in der nur das Shampoo verwendet wurde (70,2 %).
In einer Studie wurde eine 1 %-Hydrocortison-Lotion verglichen mit einer 0,025 %-Licochalcon-Lotion untersucht. Die Heilungsraten, als ein Zeichen für den Schweregrad, waren ebenfalls ähnlich (95,8 % mit Hydrocortison gegenüber 97,1 % mit Licochalcon). Die Verminderung der betroffenen Fläche am Körper war bei Salben mit 0,02 % Flumethasonpivalat (9 %) im Vergleich zu wässriger Lösung (7 %) mit 2 % Eosin ähnlich.
Nur zwei Studien berichteten Nebenwirkungen, darunter einem Fall von verstärkter Hautrötung unter Licochalcon. Die Studie, in der ein Lactamid-MEA-Gel plus Shampoo mit Shampoo allein verglichen wurde, berichtete keine spezifischen Nebenwirkungen.
In keiner der Studien wurde die Verbesserung der Lebensqualität ermittelt.
Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz wurde für alle Endpunktmessungen in diesem Review aufgrund schwerwiegender Bedenken bezüglich der Art, wie die Studien durchgeführt wurden (Risiko für Bias) und wie die Endpunkte gemessen und berichtet wurden, auf sehr niedrig herabgestuft. Darüber hinaus gab es Unterschiede zwischen den untersuchten Behandlungen und die Anzahl an eingeschlossenen Teilnehmenden war gering. Daher können wir nicht sicher sein, dass die Ergebnisse richtig sind.
S. Schwegler, freigegeben durch Cochrane Deutschland