Behandlungsmethoden für Personen mit nekrotisierender Pankreatitis (Pankreaszerstörung durch Pankreasentzündung)

Fragestellung

Wie sollen Personen mit nekrotisierender Pankreatitis behandelt werden?

Hintergrund

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein Organ im Bauch, das mehrere Verdauungsenzyme (Substanzen, die chemische Reaktionen im Körper aktivieren und beschleunigen) in das Bauchspeicheldrüsen-Duktus-System absondert, welches sich in den Dünndarm entleert. Sie enthält auch die Langerhans'sche Inseln, die mehrere Hormone einschließlich Insulin (zur Blutzuckerregulation) absondern. Die akute Pankreatitis ist eine plötzliche Entzündung der Bauchspeicheldrüse und kann zur Zerstörung der Bauchspeicheldrüse (Pankreasnekrose) führen. Eine Pankreasnekrose kann infiziert oder nicht-infiziert (steril) sein. Die Pankreasnekrose kann zum Versagen anderer Organe, wie Lungen und Nieren führen und ist eine lebensbedrohliche Krankheit. Die primären Behandlungsformen für die Pankreasnekrose umfassen die Entfernung des toten Gewebes (Debridement oder Nekrosektomie), die peritoneale Spülung (Abwaschen von totem Gewebe aus dem Bauch), Entwässerung (Einsetzen eines Schlauches, um die Flüssigkeitssammlung um die Bauchspeicheldrüse abzulassen) oder eine anfängliche Drainage, wenn nötig gefolgt von einer Nekrosektomie (minimal-invasiver "Step-up"-Ansatz genannt). Der minimalinvasive Step-up-Ansatz kann auf unterschiedliche Weise durchgeführt werden. Beispielsweise wird in einem videounterstützten minimalinvasiven Step-up-Ansatz die Nekrosektomie nach einer Entwässerungperiode durch eine Schlüsselloch-Operation durchgeführt. Im endoskopischen minimalinvasiven Step-up-Ansatz, wird eine Nekrosektomie mit Hilfe eines Endoskops (Instrument, um das Bauchinnere zu untersuchen) durchgeführt.

Der beste Weg, Menschen mit nekrotisierender Pankreatitis zu behandeln, ist unklar. Wir haben versucht, diese Frage zu klären, indem wir nach bestehenden Studien zu diesem Thema suchten. Wir haben alle randomisierten kontrollierten Studien (klinische Studien, bei denen Menschen zufällig in eine von zwei oder mehr Behandlungsgruppen aufgeteilt wurden) eingeschlossen, deren Ergebnisse bis zum 7. April 2015 berichtet wurden.

Studienmerkmale

Acht Studien mit 311 Teilnehmern erfüllten die Einschlusskriterien für diesen Review. Von den Teilnehmern wurden 306 Teilnehmer in diverse Therapievergleiche eingeschlossen. Die Behandlungsformen, die in fünf Studien verglichen wurden, umfassten Nekrosektomie, peritoneale Spülung, und den Step-up-Ansatz. Drei andere Studien verglichen Variationen in der zeitlichen Planung für die Nekrosektomie und die Methoden im Step-up-Ansatz. Die Studienteilnehmer hatten infizierte oder sterile Pankreasnekrosen, die durch unterschiedliche Ursachen herbeigeführt wurden.

Hauptergebnisse

Insgesamt betrug die kurzfristige Sterbesrate (Sterblichkeit über eine kurze Zeit) 30%. Die Rate schwerwiegender unerwünschter Ereignisse (Nebenwirkungen oder Komplikationen) lag bei 139 pro 100 Teilnehmer. Die Unterschiede in der kurzfristigen Mortalität und der Anteil der Personen mit schwerwiegenden unerwünschten Nebenwirkungen waren in allen Vergleichen ungenau. Die Zahl der schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse und der unerwünschten Ereignisse war geringer im minimalinvasiven Step-up-Ansatz im Vergleich zur offenen Nekrosektomie. Die Komplikationen, die aus der Erkrankung und der Behandlung resultierten, umfassten Herzinsuffizienz (Herz pumpt nicht genügend Blut bei richtigem Druck durch den Körper), Lungenversagen (Lunge entfernen keine Abfallstoffe aus dem Blut), Nierenversagen (Nieren entfernen keine Abfallprodukte aus dem Blut) und Blutvergiftungen (Mikroorganismen und ihre Gifte sind im Blut). Der Prozentsatz der Studienteilnehmer mit Organversagen und die Durchschnittskosten waren im minimalinvasiven Step-up-Ansatz im Vergleich zur offenen Nekrosektomie niedriger. Die Anzahl der unerwünschten Ereignisse war höher mit dem Video-assistierten minimalinvasiven Step-up-Ansatz im Vergleich zum endoskopisch unterstützten minimalinvasiven Step-up-Ansatz. Jedoch wurden weniger Eingriffe mit dem Video-assistierten minimalinvasiven Step-up-Ansatz im Vergleich zum endoskopischen minimalinvasiven Step-up-Ansatz durchgeführt. Die Unterschiede in den anderen Vergleichen bezüglich der Anzahl schwerwiegender unerwünschter Ereignisse, Anteil der Studienteilnehmer mit Organversagen, Anzahl der unerwünschten Ereignisse, Dauer des Krankenhausaufenthalts und Aufenthalt auf der Intensivstation, waren entweder ungenau oder nicht einheitlich. Keine der Studien berichtete über Langzeitmortalität, infizierte Pankreasnekrosen (in Studien, die Teilnehmer mit steriler Nekrose einschlossen), gesundheitsbezogene Lebensqualität (gemessen an körperlicher, geistiger, emotionaler und sozialer Funktionsfähigkeit), Anteil von Studienteilnehmern mit unerwünschten Ereignissen, Bedarf einer zusätzlichen invasiven Intervention, Rückkehr zur normalen Aktivität oder über Rückkehr zum Arbeitsplatz.

Qualität der Evidenz

Die Gesamtqualität der Evidenz war für alle Messungen niedrig oder sehr niedrig, da die Studien einem hohen Risiko für Bias unterlagen (z.B. Voreingenommenheit bei den Personen, die die Studien durchführten sowie der Studienteilnehmer, die eine Behandlung gegen eine andere bevorzugen) und weil es kleine Studien waren. Infolge dessen sind weitere Studien zu diesem Thema erforderlich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Kober, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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