Hypofraktionierung bei klinisch lokalisiertem Prostatakrebs

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine moderate Hypofraktionierung (bis zu einer Fraktionsgröße von 3,4 Gy) zu ähnlichen onkologischen Ergebnissen hinsichtlich des krankheitsspezifischen, metastasenfreien und Gesamtüberlebens führt. Die akute und späte Toxizität scheint kaum oder gar nicht zuzunehmen.

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Hintergrund: 

Die hypofraktionierte Strahlentherapie (d.h. weniger, dafür höherdosierte tägliche Bestrahlungen) zur Behandlung des lokalisierten Prostatakarzinoms hat möglicherweise Vorteile im Hinblick auf den Patientenkomfort und Ressourcenverbrauch. Um als Therapie in Frage zu kommen, muss die hypofraktionierte Strahlentherapie im Vergleich zur konventionell fraktionierten Strahlentherapie mindestens ebenso wirksam bezüglich krebsbezogener Endpunkte sein und vergleichbare Ergebnisse hinsichtlich Toxizität und Lebensqualität aufweisen.

Zielsetzungen: 

Ziel dieses Reviews ist die Bewertung der Auswirkungen einer hypofraktionierten externen Strahlentherapie im Vergleich zu einer konventionell fraktionierten externen Strahlentherapie, bei Männern mit klinisch lokalisiertem Prostatakarzinom.

Suchstrategie: 

Wir führten eine systematische Literaturrecherche in CENTRAL, MEDLINE (Ovid), Embase (Ovid) und Studienregistern von 1946 bis zum 15. März 2019 durch, mit Prüfung der Referenzen, Zitatsuche und Kontaktaufnahme zu den Autoren der jeweiligen Studien. Die Suche wurde ohne Einschränkung hinsichtlich Sprache oder des Veröffentlichungsstatus durchgeführt. Wir wiederholten die systematische Literatursuche innerhalb von drei Monaten (15. März 2019) vor der Veröffentlichung dieses Reviews.

Auswahlkriterien: 

Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien, die Männer mit klinisch lokalisiertem Adenokarzinom der Prostata untersuchten, bei denen eine hypofraktionierte Strahlentherapie (externe Strahlentherapie) der Prostata unter Verwendung einer Hypofraktionierung (mehr als 2 Gy pro Fraktion) durchgeführt wurde. Verglichen wurde mit einer konventionell fraktionierten Strahlentherapie der Prostata, die unter Verwendung einer Standardfraktionierung (1,8 bis 2 Gy pro Fraktion) verabreicht wurde.

Datensammlung und ‐analyse: 

Wir verwendeten die Standardmethoden von Cochrane. Zwei Autoren bewerteten unabhängig voneinander die Studienqualität und extrahierten die Daten. Für die Durchführung der Datenanalyse und die Erstellung der Metaanalyse wurde der Review Manager 5 verwendet. Für die Datensynthese von time to event-Daten mit den berichteten Hazard Ratios (HR) und 95% -Konfidenzintervallen (KI) wurde die Inverse-Varianz-Methode und das Random-Effects-Modell verwendet. Für dichotome Daten wurden die Mantel-Haenzel-Methode und das Random-Effects-Modell verwendet, um Risiko-Verhältnisse (RR) und 95% KI darzustellen. Zur Bewertung der Qualität der Evidenz jedes Endpunkts wurde GRADE verwendet.

Hauptergebnisse: 

In diesen Review wurden 10 Studien mit 8278 Männern eingeschlossen, in denen die Hypofraktionierung mit der konventionellen Fraktionierung zur Behandlung von Prostatakrebs verglichen wurde.

Primäre Endpunkte

Eine Hypofraktionierung könnte zu einem geringen oder keinem Unterschied im prostatakrebsspezifischen Überleben führen (HR 1,00, 95% KI 0,72 bis 1,39; Studien = 8, Teilnehmer = 7946; mediane Nachbeobachtungszeit 72 Monate; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Für Männer in der Gruppe mit mittlerem Risiko, die sich einer konventionellen Fraktionierung unterziehen, entspricht dies 976 pro 1000 nach 6 Jahren lebenden Männern und 0 mehr (44 weniger bis 18 mehr) lebenden pro 1000 Männern, die sich einer Hypofraktionierung unterziehen.

Unsicher ist die Auswirkung der Hypofraktionierung auf die gastrointestinale Spättoxizität der Strahlentherapie (RR 1,10, 95% KI 0,68 bis 1,78; Studien = 4, Teilnehmer = 3843; Evidenz von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit).

Eine Hypofraktionierung führt wahrscheinlich zu einem geringen oder keinem Unterschied bezüglich urogenitaler Spättoxizitäten (RR 1,05, 95% KI 0,93 bis 1,18; Studien = 4, Teilnehmer = 3843; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). Dies entspricht 262 pro 1000 urogenitalen Spättoxizitäts-Ereignissen bei konventioneller Fraktionierung und 13 mehr (18 weniger bis 47 mehr) pro 1000 Männer bei einer hypofraktionierten Strahlentherapie.

Sekundäre Endpunkte

Hypofraktionierung führt zu einem geringen oder keinem Unterschied im Gesamtüberleben (HR 0,94, 95% KI 0,83 bis 1,07; 10 Studien, 8243 Teilnehmer; Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit). Für Männer in der Gruppe mit mittlerem Risiko, die sich einer konventionellen Fraktionierung unterziehen, entspricht dies 869 pro 1000 nach 6 Jahren lebenden Männern und 17 weniger (54 weniger bis 17 mehr) lebenden Teilnehmern pro 1000 Männer bei einer Hypofraktionierung.

Eine Hypofraktionierung könnte zu einem geringen bis keinem Unterschied im metastasenfreien Überleben führen (HR 1,07, 95% KI 0,65 bis 1,76; 5 Studien, 4985 Teilnehmer; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Dies entspricht 981 Männern pro 1000 Männer ohne Metastasen nach 6 Jahren bei konventioneller Fraktionierung und 5 weiteren (58 weniger bis 19 mehr) metastasenfreien Männern pro 1000 nach hypofraktionierter Strahlentherapie.

Eine Hypofraktionierung führt wahrscheinlich zu einer geringen, möglicherweise irrelevanten, Verringerung des biochemisch rezidivfreien Überlebens nach Phoenix-Kriterien (HR 0,88, 95% KI 0,68 bis 1,13; Studien = 5 ,Teilnehmer = 2889; mediane Nachbeobachtung 90 Monate bis 108 Monate; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). Bei Männern der Gruppe mit mittlerem Risiko entspricht dies 804 Männern ohne biochemisches Rezidiv pro 1000 Teilnehmer nach sechs Jahren mit konventioneller Fraktionierung und 42 weniger (134 weniger bis 37 mehr) Männern ohne Rezidiv pro 1000 Teilnehmer mit Hypofraktionierung.

Eine Hypofraktionierung führt wahrscheinlich zu keinem, oder nur einem geringen, Unterschied in der urogenitalen Akuttoxizität der Strahlentherapie (RR 1,03, 95% KI 0,95 bis 1,11; 4 Studien, 4174 Teilnehmer nach 12 bis 18 Wochen Nachbeobachtung; Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). Dies entspricht 360 Toxizitätsepisoden pro 1000 Teilnehmer mit konventioneller Fraktionierung und 11 mehr (18 weniger bis 40 mehr) pro 1000 bei hypofraktionierter Strahlentherapie.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Zengerling, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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