Hintergrund
Fibromyalgie ist gekennzeichnet durch chronischen (länger als drei Monate andauernden), ausgedehnten Schmerz, der oft mit Schlafproblemen, Konzentrationsstörungen und allgemeiner Erschöpfung (Fatigue) einhergeht. Die Patienten berichten oft über bedeutsame Einschränkungen der täglichen Funktionsfähigkeit und eine Verminderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Behandlungen zielen auf die Reduktion der Leitsymptome und der Einschränkungen sowie auf die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Cannabis war für 3000 Jahre das probate Mittel, Schmerz und andere Symptome, wie Appetitlosigkeit und Angstgefühle, zu verringern.
Hauptergebnisse und Qualität der Evidenz
Im April 2016 suchten wir nach klinischen Studien, in denen Cannabis-Produkte zur Behandlung von Fibromyalgie bei Erwachsenen eingesetzt wurden. Wir fanden zwei Studien von moderater Qualität, die vier und sechs Wochen dauerten, mit 72 Teilnehmern. Beide Studien testeten Nabilone, ein synthetisches (künstliches) Cannabis-Produkt, im Vergleich zu einem Placebo (Tablette ohne Wirkstoff) oder zu Amitriptylin (ein in der Behandlung von Fibromyalgie oft eingesetztes Antidepressivum).
Nabilone konnte die Fibromyalgiesymptome (Schmerz, Schlaf, Erschöpfung) nicht besser lindern als das Placebo oder Amitriptylin (sehr niedrige Qualität der Evidenz). Verglichen mit dem Placebo und Amitriptylin litten mehr Probanden an Nebenwirkungen und verließen die Studie aus diesem Grund (sehr niedrige Qualität der Evidenz). Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen berichtet. Wir fanden keine auf Fibromyalgie bezogene, relevante Studie mit Cannabiskraut, pflanzlichen Cannabinoiden oder anderen synthetischen Cannabinoiden außer Nabilone.
Es war nicht genügend hochwertige Evidenz verfügbar, um stabile Schlussfolgerungen zu ziehen. Wir haben keine Studien zum Gebrauch von medizinischem Cannabis gefunden.
B. Koenig, freigegeben durch Cochrane Deutschland.