Was sind die Ansichten und Erfahrungen von Eltern und betreuenden Angehörigen zu routinemäßigen Impfungen im frühen Kindesalter?

Das Ziel dieses Cochrane Reviews war es, zu untersuchen, wie Eltern die Kommunikation über Impfungen von Kindern unter 6 Jahren wahrnehmen. Wir suchten und analysierten qualitative Studien, welche diese Frage beantworten könnten.

Qualitative Forschung untersucht, wie Menschen die Welt um sich wahrnehmen und erleben. Dieser Review zu qualitativer Forschung ergänzt andere Cochrane Reviews, welche die Wirkung von unterschiedlichen Kommunikationsstrategien auf das Wissen, die Einstellung und das Verhalten von Eltern zu Impfungen im Kindesalter beurteilen.

Hauptaussagen

Aufgrund der Evidenz, die wir gefunden haben, sind wir ziemlich sicher, dass Eltern eindeutige, rechtzeitige und ausgewogene Informationen wollen. Sie finden jedoch, dass diese Informationen oft nicht vorhanden sind. Die Menge an Informationen, welche Eltern wollen und die Quellen, denen sie vertrauen, scheinen im Zusammenhang mit ihrer Impfakzeptanz zu stehen. Dennoch ist das Vertrauen, welches wir in diese letzte Aussage haben, nur niedrig bis moderat.

Was untersuchten wir in diesem Review?

Impfungen im Kindesalter sind ein wirksamer Weg, um schwere Kinderkrankheiten zu verhindern. Viele Kinder erhalten dennoch nicht alle empfohlenen Impfungen. Dafür gibt es möglicherweise unterschiedliche Gründe. Manche Eltern haben keinen Zugang zu Impfungen, zum Beispiel aufgrund eines mangelhaften Gesundheitssystems, der Entfernung ihres Wohnsitzes zu einer Gesundheitseinrichtung oder Geldmangel. Manche Eltern vertrauen nicht dem Impfstoff oder dem medizinischen Personal, das ihn verabreicht, während andere die Notwendigkeit nicht sehen, ihre Kinder überhaupt zu impfen. Die Eltern wissen möglicherweise nicht, wie Impfungen funktionieren oder welche Krankheiten sie verhindern. Sie haben möglicherweise auch irreführende oder fehlerhafte Informationen erhalten.

Um einige dieser Themen anzusprechen, versuchen Regierungen und Gesundheitsbehörden oftmals, mit Eltern über Impfungen im Kindesalter zu kommunizieren. Diese Kommunikation kann in Gesundheitseinrichtungen, zu Hause oder in der Gemeinde stattfinden. Die Kommunikation kann eine wechselseitige Form annehmen, zum Beispiel eine persönliche Diskussion zwischen Eltern und Gesundheitsfachpersonal. Es kann aber auch eine einseitig gerichtete Kommunikation stattfinden, zum Beispiel das Bereitstellen von Information durch Textnachrichten, Poster, Broschüren oder Radio und Fernsehsendungen. Einige Arten der Kommunikation ermöglichen den Eltern, die Impfung sowie ihre Vor- und Nachteile und die Krankheit, welche sie vorbeugen soll, aktiv zu diskutieren. Andere Arten der Kommunikation stellen lediglich Informationen über diese Themen zur Verfügung oder darüber, wann und wo Impfungen verfügbar sind. Menschen, die in Impfprogramme involviert sind, müssen verstehen, wie Eltern diese unterschiedlichen Arten der Kommunikation über Impfungen erleben und wie dies ihre Entscheidung, ihr Kind zu impfen, beeinflusst.

Was sind die Hauptergebnisse dieses Reviews?

Wir schlossen 38 Studien in diesen Review ein. Die meisten Studien kamen aus einkommensstarken Ländern und untersuchten die Wahrnehmungen von Müttern zur Kommunikation zu Impfungen. Einige dieser Studien schlossen auch die Ansichten von Vätern, Großmüttern oder anderen Betreuern ein.

Im Allgemeinen wollten Eltern mehr Informationen, als sie bekamen (hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Bei manchen Eltern führte ein Mangel an Informationen zu Sorge und zu Bedauern ihrer Impfentscheidung (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

Die Eltern wollten ausgewogene Informationen über den Nutzen und die Risiken von Impfungen (hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz), dargestellt in einer eindeutigen und einfachen Art (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz) und zugeschnitten auf ihre Situation (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Die Eltern wollten, dass Impfinformationen außerhalb des Gesundheitswesens verfügbar sind (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Sie wollten diese Informationen rechtzeitig vor jedem Impftermin erhalten, nicht während ihr Kind geimpft wurde (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

Die Eltern sahen medizinisches Personal als wichtige Informationsquelle und hatten bestimmte Erwartungen bezüglich der Interaktionen mit ihm (hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Mangelnde Kommunikation und eine schlechte Beziehung zu medizinischem Personal hatte manchmal einen Einfluss auf die Impfentscheidung (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

Eltern fanden es in der Regel schwierig zu wissen, welcher Informationsquelle für Impfungen sie vertrauen konnten und hatten Probleme Informationen zu finden, bei denen sie das Gefühlt hatten, sie wären unverzerrt und ausgewogen (hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

Die Menge an Informationen, welche Eltern wollten und die Quellen, welchen sie vertrauten, scheinen im Zusammenhang mit ihrer Impfakzeptanz zu stehen, wobei die Eltern, die unsicherer waren, mehr Informationen wollten (niedrige bis moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

Wie aktuell ist dieser Review?

Wir suchten nach Studien, welche vor dem 30. August 2016 veröffentlicht wurden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Eck, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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