Fragestellung des Reviews
Wie wirksam sind Diät, körperliche Betätigung und Verhaltensinterventionen bei der Gewichtsreduktion von übergewichtigen und adipösen Vorschulkindern?
Hintergrund
Immer mehr Kinder weltweit leiden an Übergewicht und Adipositas. Bei diesen Kindern besteht ein erhöhtes Gesundheitsrisiko - sowohl im Kindesalter als auch in späteren Lebensabschnitten. Um die besten Maßnahmen zur Lösung dieses Problems zu identifizieren, sind weiterführende Informationen nötig.
Studiencharakteristika
Wir fanden sieben randomisierte, kontrollierte Studien (klinische Studien, in denen Menschen zufällig einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugeteilt werden), in denen Diät, körperliche Betätigung und Verhaltensinterventionen (mit einer Veränderung oder Verbesserung von Lebensgewohnheiten) gegenüber einer Kontrollgruppe (ohne diese Intervention) verglichen wurden. Es wurden 923 übergewichtige oder adipöse Vorschulkinder im Alter von bis zu 6 Jahren eingeschlossen. Wir gruppierten die Studien nach der Art der Intervention. In unserem systematischen Review berichteten wir über die Wirkungen von Multikomponenten-Interventionen sowie von diätischen Interventionen im Vergleich zu Kindern, die entweder keine Intervention, eine "Regelversorgung", eine verbesserte normale Versorgung oder eine andere Art von Therapie erhielten, sofern diese ebenfalls im Interventionsarm der Studie verwendet wurde. Die in den Studien aufgenommenen Kinder wurden zwischen sechs Monate und drei Jahre nachbeobachtet.
Hauptergebnisse
In den meisten Studien wurde der z-Wert des Body-Mass-Index (BMI) berichtet: Beim BMI handelt es sich um ein Maß für das Körpergewicht. Er wird berechnet, indem man das Körpergewicht (in Kilogramm) durch das Quadrat der Körpergröße in Metern dividiert (kg/m²). Bei Kindern wird bei der Berechnung des BMI oftmals das Geschlecht, das Körpergewicht und die Körpergröße im Verlauf des Wachstums mit einbezogen (BMI z-Wert). Wir fassten die Ergebnisse von 4 Studien mit 202 Kindern zusammen, die den BMI z-Wert berichtet wobei dieser in den Gruppen mit Multikomponenten-Interventionen durchschnittlich um 0,4 Punkte geringer war als in den Kontrollgruppen. Je geringer der z-Wert, desto größer war die Gewichtsabnahme. Ein 5-jähriges Mädchen mit einer Körpergröße von 110 cm und einem Körpergewicht von 32 kg hat beispielsweise einen BMI von 26,4 und einen BMI z-Wert von 2,99. Verliert dieses Mädchen 2 kg Gewicht innerhalb von einem Jahr (und wächst dabei um 1 cm), so würde der z-Wert ihres BMI um ungefähr 0,4 Einheiten sinken (ihr BMI wäre 24,3 und der BMI z-Wert wäre 2,58). Entsprechend war die durchschnittliche Veränderung des Gewichts der Kinder in der Gruppe mit Multikomponenten-Interventionen 2,8 kg geringer als in der Kontrollgruppe. Andere Wirkungen der Interventionen, wie Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität oder die Beurteilung des Verhältnisses zwischen Eltern und Kind, waren weniger ausgeprägt, und in den meisten Studien wurden unerwünschte Ereignisse nicht erfasst. Keine der Studien berichtete über Todesfälle jeglicher Art, Morbidität oder sozio-ökonomische Effekte. In einer Studie wurde herausgefunden, dass die Abnahme des BMI z-Werts sowohl bei der Ernährung mit besonders viel Milchprodukten als auch bei Ernährung mit reduzierter Energiezufuhr höher war als bei einer alleinigen Erziehung mit gesunden Lebensgewohnheiten. Allerdings zeigte lediglich die Ernährung mit viel Milchprodukten auch noch nach zwei oder drei Jahren einen Vorteil, während die Ernährung mit reduzierter Energiezufuhr zu einer größeren Zunahme des BMI z-Werts führte verglichen mit der Kontrollgruppe.
Die beschriebene Evidenz ist auf dem Stand von März 2015.
Qualität der Evidenz
Die Gesamtqualität der Evidenz war niedrig oder sehr niedrig, primär weil es nur wenige Studien pro Endpunkt gab oder weil die Anzahl der in den Studien eingeschlossenen Kinder gering war. Zudem brachen viele Kinder die Studien vor Studienende ab.
G. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.