Routinemäßige präventive Antibiotikagabe nach einer normalen vaginalen Geburt, um Infektionen bei der Mutter zu reduzieren

Worum geht es?

Infektionen, die während der Geburt auftreten, können Mutter und Kind krank machen oder sogar zum Tod führen. Das Infektionsrisiko wird bei Geburten in Gesundheitseinrichtungen, die in Settings mit wenigen Ressourcen liegen, höher eingeschätzt als bei Geburten in Settings mit ausreichenden Ressourcen. Dies wird auf schlechte Hygiene, unzureichende Wasser- und Sanitärsysteme, Überbelegung und zu wenig Fachkräfte in Bezug auf die Anzahl der Patientinnen zurückgeführt. Das Verschreiben von Antibiotika nach einer unproblematischen vaginalen Geburt ist eine Routinebehandlung in Settings mit wenigen Ressourcen geworden, um diese Situation zu verbessern.

Warum ist das wichtig?

Angesichts steigender Antibiotikaresistenzen aufgrund von Fehlanwendung und der zu häufigen Verschreibung von Antibiotika benötigen wir Evidenz zu den Auswirkungen einer routinemäßigen Einnahme von Antibiotika, die Infektionen nach einer normalen vaginalen Geburt ohne Komplikationen verhindern sollen.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Der Review untersuchte, ob die routinemäßige Behandlung mit Antibiotika nach einer unproblematischen vaginalen Geburt im Vergleich mit der Einnahme von Placebos oder keinen Antibiotika Infektionen bei der Mutter verhindert. Wir haben im August 2017 in drei Datenbanken nach Evidenz gesucht. Wir haben drei Studien mit insgesamt 1.779 Teilnehmerinnen gefunden. Die Qualität der Evidenz reichte von niedrig bis sehr niedrig. In den drei Studien wurden verschiedene Antibiotika unterschiedlich lange verabreicht. Die Studien wurden in den 1960ern (eine Studie) und in den 1990ern (zwei Studie) in Frankreich, den USA und in Brasilien durchgeführt.

Die routinemäßige Verabreichung von Antibiotika verringerte die Anzahl der Frauen mit einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) (2 Studien, 1.364 Frauen) um 70%. Die Anwendung von Antibiotika führte zu keiner Verminderung des Auftretens von Infektionen der Harnwege (2 Studien, 1.706 Frauen), Wundinfektionen nach Dammschnitt (2 Studien, 1.364 Frauen) oder der Länge des Klinikaufenthalts der Mutter (1 Studie, 1.291 Frauen).

In Bezug auf Hautausschläge aufgrund der Antibiotika gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Diese traten in beiden Studien (1.706 Frauen) jeweils bei einer Frau auf. Die Behandlungskosten waren höher in der Gruppe, die keine Antibiotika-Prophylaxe erhalten hatte. Das Auftreten von schwerwiegenden Infektionen und Krankheiten bei der Mutter sowie von Antibiotikaresistenz und auch die Zufriedenheit der Frauen mit der Behandlung wurden nicht untersucht.

Was bedeutet das?

Die geringe Anzahl an Studien schränkt die Interpretation der Evidenz für einen routinemäßigen Einsatz von Antibiotika nach einer normalen vaginalen Geburt ein. Das geringe Auftreten von Endometritis in den Studien lässt darauf schließen, dass eine große Anzahl an Frauen behandelt werden müsste, um in einigen wenigen Fällen das Auftreten einer Entzündung zu verhindern.

Es bedarf einer Balance der Bedürfnisse der Frauen, des Geburtssettings, der Erfahrung des Fachpersonals (bspw. in Bezug auf häufige vaginale Untersuchungen oder Interventionen) auf der einen Seite und der Gefährdung der öffentlichen Gesundheit durch Antibiotikaresistenz auf der anderen Seite.

Weitere Forschungsergebnisse aus guten randomisierten, kontrollierten Studien würden helfen, den Mehrwert einer routinemäßigen Verabreichung von Antibiotika an Frauen nach einer normalen vaginalen Geburt zur Verhinderung von Infektionen bei der Mutter zu bewerten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

K. Bresler und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz

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