Systemische Kortikosteroide zur Verbesserung der Symptome bei Kindern mit akuter Mittelohrentzündung

Fragestellung

Wir fassten die Evidenz zu den Wirkungen von Kortikosteroiden zusammen, die durch den Mund oder eine Injektion bei akuten Mittelohrentzündungen (akute Otitis media (AOM)) bei Kindern verabreicht werden - insbesondere bezüglich der Verbesserung der Symptome wie Ohrenschmerzen, Fieber, Gereiztheit, Schlafmangel und Appetitlosigkeit. Wir haben auch die Nebenwirkungen von Kortikosteroiden untersucht.

Hintergrund

Akute Mittelohrentzündung ist bei Kindern verbreitet und verursacht Ohrenschmerzen und unspezifische Symptome wie Fieber, Gereiztheit und Taubheit. Sie wird oft mit Antibiotika behandelt, obwohl die Ohrenschmerzen in der Regel innerhalb von zwei Tagen verschwinden und Antibiotika die Symptome nur geringfügig lindern. Andere Behandlungen (wie z. B. rezeptfreie Antihistaminika und Medikamente mit abschwellender Wirkung) helfen nicht sehr viel.

Kortikosteroide werden oft verschrieben, um Entzündungen bei Kindern aufgrund anderer Krankheiten zu reduzieren, und könnten so auch die Symptome der AOM, die ein entzündlicher Prozess ist, lindern. Wir untersuchten, ob die Verwendung von Kortikosteroiden besser oder schlechter als keine Behandlung für die Verbesserung der Symptome bei AOM war.

Recherchedatum

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 20. Februar 2018.

Studienmerkmale

Wir haben zwei Studien mit 252 Kindern mit AOM im Alter von drei Monaten bis sechs Jahren, die ambulant im Krankenhaus behandelt wurden, eingeschlossen. Den Kindern wurden Antibiotika injiziert und zusätzlich entweder ein orales Kortikosteroid oder ein Placebo (Behandlung ohne Wirkung) verabreicht. In einer Studie wurde Flüssigkeit aus dem Mittelohr entnommen, indem eine Nadel durch das Trommelfell eingeführt wurde, um den Grad der Entzündung zu messen.

Quellen der Studienfinanzierung

Die National Institutes of Health (NIH) und das National Center for Research Resources, NIH, US Public Health Service finanzierten beide Studien. Pharmaunternehmen stellten das Medikament zur Verfügung, leisteten aber keine weitere wissenschaftliche oder finanzielle Unterstützung.

Hauptergebnisse und Qualität der Evidenz

Kortikosteroide machten keinen signifikanten Unterschied bei der Verbesserung der Symptome und der Entzündung des Trommelfells/der Trommelfelle an Tag 5 und Tag 14, aber wir sind uns dieser Wirkung aufgrund der geringen Anzahl an Kindern in den Studien nicht sicher. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Kortikosteroid- und Placebogruppen in Bezug auf die Flüssigkeitsauflösung in den Mittelohren der Kinder (nach 1, 2 und 3 Monaten) und neue Episoden von AOM (nach 1, 2, 3 Monaten sowie 4 und 6 Monaten). Keine der beiden Studien berichtete über eine Verkürzung der Dauer der gesamten oder spezifischen Symptome, Trommelfellriss(e), das Auftreten einer Mittelohrentzündung im anderen Ohr nach der aktuellen Ohrinfektion oder schwerwiegende Komplikationen. Nur eine Studie berichtete über die während der Studie insgesamt festgestellten Nebenwirkungen (z. B. Schläfrigkeit, Mundtrockenheit, Windelausschlag, Nervosität).

Wir konnten keine Schlussfolgerungen bezüglich der Wirkungen von Kortikosteroiden auf AOM bei Kindern ziehen.

Die Qualität der Evidenz in diesem Review war niedrig bis sehr niedrig, da nur wenige Kinder in zwei kleinen Studien eingeschlossen waren. Wir sind unsicher, ob Kortikosteroide für die Schmerzlinderung bei AOM nützlich sind oder nicht.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C.Bollig, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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