Was sind die besten Methoden zur Wiederherstellung der Bewegung in der Hand nach einer Operation zur Reparatur der Beugesehnen (der Sehnen an der Hand, die das Beugen der Finger ermöglichen)?

Warum ist diese Frage wichtig?

Die Beugesehnen sind starke, geschmeidige Stränge, die die Muskeln im Unterarm (zwischen Hand und Ellenbogen) mit den Knochen in den Fingern verbinden. Diese Sehnen ermöglichen es uns, unsere Finger zu beugen. (Andere Sehnen, die sogenannten Strecksehnen, ermöglichen es uns, die Finger zu strecken.)

Wenn Beugesehnen geschädigt werden - zum Beispiel durch einen tiefen Schnitt durch Glasscherben - ist in der Regel eine Operation erforderlich. Ziel der Operation ist es, die Sehnen zu reparieren, so dass die Bewegung in den betroffenen Fingern wiederhergestellt werden kann.

Nach der Operation benötigen die Sehnen eine längere Rehabilitationsphase, um sich von der Verletzung und der Operation zu erholen und die Bewegung wiederherzustellen. Dieser Zeitraum dauert in der Regel 12 Wochen, kann aber bei Menschen mit komplexen Verletzungen oder mit Komplikationen wie Gelenkdeformitäten auch länger andauern. Die Rehabilitation beinhaltet in der Regel mehrere verschiedene Schritte. Nach der Operation müssen die Betroffenen häufig eine Schiene oder andere Vorrichtung zur Stabilisierung oder Ruhigstellung der Hand und des Handgelenks tragen. Außerdem müssen sie häufig Handübungen durchführen, um zu verhindern, dass die wiederhergestellten Sehnen am umliegenden Gewebe festkleben und Handbewegungen einschränken.

Es gibt viele verschiedene Arten von Rehabilitationsprogrammen, jedoch ist unklar, ob einige besser sind als andere. Unser Anliegen war es, die Evidenz aus wissenschaftlichen Studien zu überprüfen, um herauszufinden:

- welche Ansätze bei der Wiederherstellung der Fingerbewegung und -funktion am wirksamsten sind; und

- welche Ansätze das Risiko von nachteiligen (unerwünschten) Ereignissen, wie beispielsweise Sehnenrisse, Verklebungen von Narbengewebe an anderen Geweben und Gelenkversteifungen, minimieren.

Wie fanden und bewerteten wir die Evidenz?

Zunächst suchten wir in der medizinischen Literatur nach Studien, die einen Rehabilitationsansatz nach einer Beugesehnenoperation mit einem der folgenden anderen Ansätze verglichen:

- mit keiner Behandlung;

- mit einer Placebo-(Schein-)Behandlung (bei der z. B. jemand denkt, dass er eine Lasertherapie erhält, das Gerät aber ausgeschaltet ist); oder

- mit einem anderen Rehabilitationsansatz.

Anschließend verglichen wir die Ergebnisse und fassten die Evidenz aus allen Studien zusammen. Abschließend bewerteten wir unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie den Methoden und der Größe der Studien sowie die Übereinstimmung der Ergebnisse zwischen den Studien, in denen derselbe Vergleich untersucht wurde.

Was fanden wir?

Wir fanden 17 Studien, an denen insgesamt 1108 Personen teilnahmen, die wegen gerissener Beugesehnen operiert worden waren. Die Personen waren zwischen 7 und 72 Jahren alt, und drei Viertel von ihnen waren männlich.

Zehn Studien bewerteten jeweils eines von acht verschiedenen Handübungsprogrammen. Die anderen sieben Studien bewerteten eine Vielzahl anderer Rehabilitationsansätze, wie z. B.:

- eine Laser-Therapie, bei der zur Förderung der Heilung Licht auf die Sehnen gerichtet wird;

- eine Behandlung mit Ultraschall, bei der zur Förderung der Heilung Schallwellen auf die Sehnen gerichtet werden; und

- eine tragbare Apparatur (Exoskelett), die Menschen bei Bewegungen unterstützen soll.

Wir fanden nur sehr wenig Evidenz über den Nutzen und die Risiken der verschiedenen Rehabilitationsansätze. Die Evidenz, die wir gefunden haben, war nicht belastbar. Zum Beispiel konnten wir für die drei wichtigsten Übungsvergleiche nur folgende Studien ermitteln:

- Eine Studie (84 Personen), die Fingerübungen mit einer Ruhigstellung verglich;

- eine Studie (53 Personen), die die Auswirkungen von regelmäßigen Fingerübungen (20 bis 30 Mal jede wache Stunde für vier Wochen ab dem ersten Tag nach der Operation) zusätzlich zu "passiven" Übungen (bei denen die Personen regelmäßig die Finger der verletzten Hand mit der unverletzten Hand falteten) untersuchte; und

- drei Studien (190 Personen), die die Auswirkungen des Hinzufügens von "Place and Hold"-Übungen (bei denen die Personen ihre unverletzte Hand benutzen, um die Finger der verletzten Hand zu falten, und dann die gefalteten Finger einige Sekunden lang ohne Unterstützung halten müssen) zu passiven Übungen untersuchten.

Die Studien waren entweder zu klein oder berichteten zu wenig belastbare oder verwertbare Informationen, um zu ermitteln, welcher Ansatz der beste ist.

Was bedeutet das?

Es ist unklar, welche Methode am besten funktioniert, um die Bewegung der Hand nach einer Beugesehnenoperation wiederherzustellen. Das liegt daran, dass es nicht genügend belastbare Evidenz für den Nutzen und die Risiken der verschiedenen Methoden gibt.

Weitere Forschung ist notwendig, um die Entscheidung von Praktikern und Patienten für die Rehabilitation nach Beugesehnenverletzungen zu unterstützen.

Wie aktuell ist dieser Review?

Die Evidenz in diesem Cochrane Review ist auf dem Stand von August 2020.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Braun, T. Bossmann, Koordination durch Cochrane Deutschland.

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