Hintergrund
Morbus Crohn ist eine ernste, chronisch-entzündliche Krankheit des Dünn- und Dickdarms. Zu den Symptomen zählen Bauchschmerzen, Durchfall, Blutungen und Gewichtsverlust. Wenn Menschen mit Morbus Crohn Symptome haben, ist die Krankheit ‚aktiv‘. Wenn die Symptome aufhören, nennt man dies ‚Remission‘. Wenn Menschen, die sich in Remission befinden, Symptome haben, nennt man dies ‚Rückfall‘. Immunsuppressive Medikamente (z. B. Azathioprin, 6-Mercaptopurin und Methotrexat) und biologische Medikamente (zum Beispiel Infliximab, Adalimumab, Vedolizumab und Ustekinumab) werden häufig alleine oder in Kombination zur Behandlung von Morbus Crohn genutzt. Während sie wirksam darin sind, die Krankheit anfänglich zu kontrollieren (d. h. eine Remission auszulösen), bestehen Bedenken zu Sicherheit und Kosten im Hinblick auf die langfristige Anwendung dieser Medikamente für die Prävention eines Rückfalls bei Menschen mit Morbus Crohn in Remission.
Studienmerkmale
Wir führten eine umfassende Literaturrecherche durch und fanden sechs randomisierte, kontrollierte Studien (ein Experiment, bei dem Teilnehmer zufällig zu zwei oder mehr Interventionen zugewiesen und die Ergebnisse dann verglichen werden), die insgesamt 326 Teilnehmer einschlossen. Vier von sechs Studien haben Patienten, die nur Azathioprin erhalten hatten, zugeteilt, die Therapie entweder fortzusetzen oder zu beenden (215 Teilnehmer). Zwei der sechs Studien haben Patienten, die Azathioprin zusätzlich zu Infliximab erhalten hatten, zugeteilt, die Therapie entweder fortzusetzen oder Azathioprin abzusetzen (111 Teilnehmer).
Hauptergebnisse
Ein klinischer Rückfall trat bei 13 % (14/104) der Patienten, die die Therapie mit der Azathioprin-Monotherapie fortsetzten auf, im Vergleich zu 32 % (36/111) der Patienten, die die Azathioprin-Monotherapie beendeten. Es wurden keine Unterschiede für Morbus Crohn bedingte Komplikationen, Nebenwirkungen, schwere Nebenwirkungen und Studienabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen beobachtet. Häufige Nebenwirkungen umfassten Infektionen, eine leichte Abnahme der Anzahl von weißen Blutkörperchen, abdominale Symptome, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und erhöhte Leberenzyme. Bei den Patienten, die die Kombinationstherapie mit Azathioprin und Infliximab fortsetzten, hatten 48 % (27/56) einen klinischen Rückfall im Vergleich zu 49 % (27/55) der Patienten, die Azathioprin absetzten, aber Infliximab fortsetzten. Es wurden keine Unterschiede bei Nebenwirkungen, schweren Nebenwirkungen oder Studienabbrüchen aufgrund von Nebenwirkungen beobachtet. Häufige Nebenwirkungen, über die in den Kombinationstherapie-Studien berichtet wurde, umfassten Infektionen, Erhöhungen der Lebertestwerte, Gelenkschmerzen und Infusionsreaktionen (eine Überempfindlichkeitsreaktion auf die biologische Medikation).
Qualität der Evidenz
Insgesamt war die Qualität der Evidenz für jeden Endpunkt wegen dem hohen Risiko für Bias und der kleinen Anzahl an Patienten, die ausgewertet wurden, niedrig.
Schlussfolgerungen
Die Auswirkungen des Absetzens der immunsuppressiven Therapie bei Menschen mit Morbus Crohn in Remission sind unklar. Evidenz von niedriger Qualität deutet an, dass es besser sein könnte, die Azathioprin-Monotherapie fortzuführen, statt sie abzusetzen, um einen klinischen Rückfall bei Menschen mit Morbus Crohn in Remission zu verhindern. Evidenz von niedriger Qualität deutet an, dass ein Absetzen immunsuppressiver Therapie nach einer Kombinationstherapie, keinen Einfluss auf das Risiko für einen Rückfall zu haben scheint. Es ist unklar, ob das Absetzen von Azathioprin, anfänglich alleine verabreicht oder in Kombination, Einfluss auf die Entwicklung von Morbus Crohn bedingten Komplikationen, Nebenwirkungen, schweren Nebenwirkungen oder Studienabbrüchen aufgrund von Nebenwirkungen nimmt. Weitere Forschung auf diesem Gebiet wird benötigt, um die klinische Praxis besser zu informieren - insbesondere hochwertige randomisierte, kontrollierte Studien, die die Ergebnisse untersuchen, wenn die biologische Therapie abgesetzt wird.
J. Metzing, freigegeben durch Cochrane Deutschland.