Fragestellung
Welche Auswirkungen haben Kalzium, Vitamin D und Nebenschilddrüsenhormon auf die Behandlung eines niedrigen Nebenschilddrüsenhormonspiegels nach einer Schilddrüsenoperation?
Hintergrund
Die Nebenschilddrüsen sind vier kleine Drüsen an der Schilddrüse. Sie produzieren das Nebenschilddrüsenhormon, dass den Kalziumspiegel im Blut reguliert. Während einer Operation können diese Drüsen versehentlich beschädigt werden, z.B. nach Entfernung der Schilddrüse. Dies hat einen niedrigen Kalziumspiegel im Blut zur Folge. Diese Schädigung der Nebenschilddrüsen kann vorübergehend oder langfristig sein. Die Verwendung von Kalzium- und Vitamin-D-Präparaten zur Regulierung des Kalziumspiegels im Blut ist der Grundpfeiler der Behandlung. Aber die genaue Art, Dosis und Dauer dieser Behandlung unterscheidet sich bei verschiedenen Einrichtungen. Neuere Studien legen nahe, das im Labor entwickelte (rekombinante) Nebendrüsenhormon als Behandlungsoption einzusetzen. Die aktuellen Leitlinien für die Handhabung der Nebenschilddrüseninsuffizienz nach der Entfernung der Schilddrüse basieren auf Evidenz von niedriger Qualität. Wir wollten einen Review von qualitativ hochwertigen Studien erstellen, die den Einsatz von Kalzium, Vitamin D und Nebenschilddrüsenhormon bei dieser Erkrankung untersuchten. Darüber hinaus wollten wir Lücken in der aktuellen Forschung aufzeigen und weitere klinische Studien in diesem Bereich anregen.
Studienmerkmale
Wir fanden keine relevanten randomisierten kontrollierten Studien (klinische Studien, bei denen Menschen nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugeordnet werden) oder kontrollierten klinischen Studien, bei denen der Einsatz von Kalzium, Vitamin D-Präparaten und Nebenschilddrüsenhormon bei dieser Erkrankung untersucht wurden.
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 17. Dezember 2018.
Hauptergebnisse
Fehlende Evidenz hoher Qualität über die Verwendung von Kalzium, Vitamin D und Nebenschilddrüsenhormon bei der Behandlung von niedrigem Nebenschilddrüsenhormonspiegel nach einer Schilddrüsenoperation.
Vertrauenswürdigkeit der Evidenz
Da wir keine Studien identifiziert haben, die unseren Einschlusskriterien entsprechen, konnten wir die Sicherheit der Evidenz nicht kritisch beurteilen.
Dieser systematische Review weist auf eine Lücke in der aktuellen Literatur und einen Mangel an qualitativ hochwertiger Evidenz für die Behandlung temporärer und langfristiger Hypoparathyreose nach Thyreoidektomie hin. Weitere Forschungsarbeiten, die sich auf klinisch relevante Endpunkte konzentrieren, sind erforderlich um die Auswirkungen aktueller Behandlungen auf die Handhabung temporärer und langfristiger Hypokalzämie nach Thyreoidektomie zu untersuchen.
Eine häufige Komplikation nach einer Schilddrüsenoperation ist die postoperative Hypoparathyreose (niedriger Nebenschilddrüsenhormonspiegel). Angesichts der steigenden Anzahl jährlich durchgeführter Schilddrüsenoperationen dürfte die Inzidenz (Neuerkrankungsrate) zunehmen. Maßnahmen zur Vorbeugung von Hypoparathyreose (niedriger Nebenschilddrüsenhormonspiegel) nach Thyreoidektomie (Schildrüsenoperation) einschließlich verschiedener chirurgischer Techniken und prophylaktischer Kalzium- und Vitamin-D-Ergänzungen wurden umfassend untersucht. Nicht umfassend untersucht wurde jedoch die Behandlung von Hypoparathyreose nach Thyreoidektomie. Durch den routinemäßigen Einsatz von Kalzium- und Vitamin-D-Präparaten in der postoperativen Phase kann das Risiko von Symptomen, einer vorübergehenden Hypokalzämie (niedriger Kalziumspiegel) und Krankenhausaufenthalte verringert werden. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf langfristige Hypoparathyreose und kann zu einer Überbehandlung führen. Die aktuellen Empfehlungen zur Behandlung von Hypoparathyreose nach Thyreoidektomie basieren auf Evidenz von niedriger Qualität. In den bestehenden Leitlinien wird oft nicht zwischen chirurgischer und nicht-chirurgischer Hypoparathyreose sowie zwischen vorübergehender und langfristiger Erkrankung unterschieden.
Dieser systematische Review zielte darauf ab, die Evidenz über den Einsatz von Kalzium, Vitamin D und rekombinantem Nebenschilddrüsenhormon bei der Behandlung von Hypoparathyreose nach Thyreoidektomie zusammenzufassen. Darüber hinaus wollten wir Defizite in der aktuellen Literatur aufzeigen und weitere Arbeit auf diesem Gebiet anregen.
Das Ziel dieses systematischen Reviews war es, die Wirkung von Kalzium, Vitamin D und rekombinantem Nebenschilddrüsenhormon bei der Behandlung von Hypoparathyreose nach Thyreoidektomie zu beurteilen.
Wir durchsuchten CENTRAL, MEDLINE, PubMed, Embase sowie ICTRP Search Portal und ClinicalTrials.gov. Das Datum der letzten Suche in allen Datenbanken war der 17. Dezember 2018 (außer Embase, dort wurde eine letzte Suche am 21. Dezember 2017 durchgeführt). Es wurden keine sprachlichen Einschränkungen vorgenommen.
Wir planten, randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) oder kontrollierte klinische Studien (CCTs) einzuschießen, welche die Wirkung von Kalzium, Vitamin D oder rekombinantem Nebenschilddrüsenhormon bei Menschen mit temporärer und langfristiger Hypoparathyreose nach Thyreoidektomie untersuchen.
Zwei Autoren überprüften unabhängig voneinander Titel, Zusammenfassungen und Volltexte auf ihre Relevanz.
Die Datenbankrecherchen ergaben insgesamt 1751 Datensätze. Wir haben potenziell relevante Volltexte geprüft und Artikel, basierend auf den folgenden Gründen, ausgeschlossen: kein RCT oder CCT; Intervention, Vergleichsintervention oder beides entsprachen nicht den vorgegebenen Kriterien; nicht-chirurgische Ursachen der Hypoparathyreose und Studien zur Prävention. Für den Einschluss in den systematischen Review war keiner der Artikel geeignet.
S. Schneider, freigegeben durch Cochrane Deutschland