Tests zur Bestimmung des am besten geeigneten Antibiotikums im Falle einer bakteriellen Blutstrominfektion: Sind Schnelltests besser als Standardtests?

Was ist das Ziel dieses Cochrane Reviews?

Menschen mit Blutstrominfektionen bedürfen dringend einer Behandlung mit Antibiotika. Die Bestimmung der Bakterien, welche die Infektion verursachen, hilft sicherzustellen, dass das richtige Antibiotikum verabreicht wird. Mit Antibiotika-Schnelltests ist eine Bestimmung rasch möglich, dies könnte die Versorgung verbessern. Wir wollten herausfinden, ob der Einsatz von Antibiotika-Schnelltests die Zahl der Todesfälle verringert oder die Krankheitsdauer verkürzt.

Kernaussagen

Schnelle Empfindlichkeitstests zur raschen Bestimmung eines geeigneten Antibiotikums für Personen mit einer Blutvergiftung machen möglicherweise einen nur geringen bis gar keinen Unterschied in Bezug darauf:

- wie viele Personen innerhalb von 30 Tagen nach der Diagnose der Blutvergiftung sterben;

- wie lange die erkrankten Personen im Krankenhaus bleiben müssen;

- ob ein geeignetes Antibiotikum verabreicht wird.

Ob die Verwendung von Antibiotika-Schnelltests diese Ergebnisse verbessert, wird in größeren Studien erforscht werden.

Was wurde in diesem Review untersucht?

Die Empfindlichkeit auf Antibiotika wird im Labor getestet, indem gemessen wird, ob die Bakterien wachsen können, wenn sie verschiedenen Antibiotika ausgesetzt sind. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die verabreichten Antibiotika gegen den Infektionserreger wirksam sind. Bei diesem Standardverfahren, bei dem Blutproben kultiviert werden, dauert es bis zu 36 Stunden, bis ein Ergebnis vorliegt. Schnelltests zur Identifizierung von Bakterien, die Blutstrominfektionen verursachen, und deren Empfindlichkeitstestung auf Antibiotika liefern nach maximal acht Stunden entsprechende Ergebnisse. Diese Antibiotika-Schnelltests enthalten:

- Tests, welche direkt die Wirkung der Antibiotika auf die Bakterien untersuchen (sogenannte phänotypische Tests); und

- Tests, die nach bestimmten Genen in den Bakterien suchen, um festzustellen, ob sie gegenüber einem Antibiotikum empfindlich oder dagegen resistent sind (sogenannte genotypische Tests).

Was sind die wesentlichen Ergebnisse dieses Reviews?

Wir fanden sechs Studien mit insgesamt 1638 Erwachsenen mit einer Blutstrominfektion. Alle Studien wurden in spezialisierten medizinischen Zentren in Ländern mit hohem Einkommen in Europa, den USA und Ostasien durchgeführt.

Im Vergleich zu herkömmlichen Testverfahren machen die Antibiotika-Schnelltests möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied in Bezug darauf:

- wie viele Personen innerhalb von 30 Tagen sterben (Evidenz aus sechs Studien mit 1638 Personen);

- wie lange die Menschen im Krankenhaus bleiben müssen (4 Studien mit 1165 Personen); oder

- wie lange es dauert, bis die betroffene Person das richtige Antibiotikum zur Behandlung der Infektion erhält (5 Studien mit 1493 Personen).

Phänotypische Antibiotika-Schnelltests verringern möglicherweise die Zeit bis zur Verabreichung des richtigen Antibiotikums; dies ist jedoch unsicher (Evidenz aus 2 Studien mit 564 Personen).

Phänotypische Antibiotika-Schnelltests machen möglicherweise nur einen geringen bis keinen Unterschied in Bezug auf die Zeit bis zur Verabreichung des richtigen Antibiotikums (Evidenz aus 4 Studien mit 1074 Personen).

Unser Vertrauen in diese Ergebnisse ist begrenzt, da:

- die Zahl der in den Studien gemeldeten Todesfälle zu gering ist, um Unterschiede mit ausreichender Sicherheit zu belegen;

- sich die verwendeten Tests und die Ergebnisse der Studien stark unterscheiden;

- die Studien nicht genügend Teilnehmende einschlossen, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ermöglichen.

Weitere Forschung wird diese Ergebnisse wahrscheinlich verändern.

Wie aktuell ist dieser Review?

Wir schlossen Evidenz ein, die bis zum 21. Oktober 2020 veröffentlicht wurde.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

D. Schoberer, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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