Fragestellung des Reviews
Sind humoristische Interventionen in der Behandlung von Menschen mit Schizophrenie wirksam?
Hintergrund
Schizophrenie ist eine schwere psychische Krankheit. Es handelt sich um eine Störung des Denkens, d. h. um feste, falsche Überzeugungen trotz des Vorhandenseins von Beweisen für das Gegenteil, den Verlust des Realitätsbezugs und eine veränderte Wahrnehmung. Diese Symptome werden weiter unterteilt in (i) Positivsymptome, wie z. B. ungeordnetes Sprechen, Illusionen oder falsche und hartnäckige Vorstellungen, und (ii) Negativsymptome, wie z. B. fehlende Emotionen oder wenig Sprechen sowie eine Abnahme von kognitiven Funktionen einschließlich der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und der Verhaltenskontrolle. Die Standardbehandlung für Schizophrenie sind antipsychotische Medikamente. Die Behandlung mit humoristischen Interventionen, wie z. B. das Anschauen von humorvollen Filmen, lustigen Videos oder Komödien, ist als Zusatzbehandlung vorgeschlagen worden, mit der die Gesundheit und das Wohlbefinden durch Anregung eines spielerischen Entdeckens, eines spielerischen Ausdrucks oder einer spielerische Würdigung der Irrationalität bzw. Widersprüchlichkeit von Lebenssituationen angeregt wird.
Suche nach Evidenz
Wir führten im Februar 2021 eine elektronische Suche nach Studien durch, in denen Menschen mit Schizophrenie durch zufällige Zuteilung eine humoristische Intervention zusätzlich zur üblichen Behandlung oder nur die übliche Behandlung, eine andere psychologische Intervention oder eine Kontrollmaßnahme erhielten. Wir fanden acht Studienberichte und überprüften diese auf ihre Eignung für den Einschluss in unseren Review.
Gefundene Evidenz
Drei Studien erfüllten die Anforderungen für den Review, und zwei Studien von niedriger Qualität (Gesamtzahl der Teilnehmer = 96) lieferten verwertbare Daten. Im Vergleich zu einer aktiven Kontrollintervention bewirken humoristische Interventionen möglicherweise keine Verbesserungen von positiven Symptomen und Ängstlichkeit, möglicherweise jedoch eine Verbesserung von depressiven Symptomen. Im Vergleich zur üblichen Behandlung kann eine humoristische Intervention die depressiven Symptome jedoch nicht verbessern. Die derzeitige Evidenzlage ist sehr begrenzt und von niedriger bis sehr niedriger Qualität. Wir sind uns nicht sicher, ob humoristische Interventionen bei Menschen mit Schizophrenie möglicherweise zu klinisch bedeutsamen Verbesserungen der psychischen Verfassung oder der Lebensqualität führen.
Schlussfolgerungen
Es gibt keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz, die den Einsatz von humoristischen Interventionen bei Menschen mit Schizophrenie stützt.
F. Aschoff, freigegeben durch Cochrane Deutschland