Kernaussagen
Im Vergleich zu Schaumstoffmatratzen/-auflagen verringern statische (reaktive) Luftmatratzen oder -auflagen, die einen konstanten Druck auf die Haut ausüben, möglicherweise das Risiko der Entstehung von Dekubitus.
Sie sind möglicherweise auch besser geeignet zur Vorbeugung von Dekubitus bei Menschen in Pflegeeinrichtungen als andere luftgefüllte Matratzen/Auflagen, bei denen der Druck unter dem Körper regelmäßig umverteilt wird.
Es bedarf weiterer Forschung, um diese Evidenz zu stärken. Zukünftige Studien sollten sich auf Behandlungsmöglichkeiten und Wirkungen konzentrieren, die für Entscheidungsträger wichtig sind, z. B.:
- den Vergleich zwischen statischen (reaktiven) Luftmatratzen oder -auflagen, die einen konstanten Druck auf die Haut ausüben, mit anderen luftgefüllten Matratzen/Auflagen, die den Druck regelmäßig umverteilen; und
- ob und wann sich ein Dekubitus entwickelt, unerwünschte Wirkungen und Kosten.
Was ist Dekubitus?
Dekubitus werden auch als Druckgeschwür oder Wundliegegeschwür bezeichnet. Dabei handelt es sich um Wunden der Haut und des darunter liegenden Gewebes, die durch anhaltenden Druck oder Reibung entstehen. Solche Wunden treten häufig an Stellen auf, wo sich Knochen direkt unter der Haut befinden, z. B. an den Fersen, Ellenbogen, Hüften und am Steißbein. Menschen, deren Bewegungsfähigkeit vermindert ist oder die lange im Bett liegen, laufen Gefahr, Druckgeschwüre zu entwickeln.
Was wollten wir herausfinden?
Es gibt Betten, Matratzen und Matratzenauflagen, die speziell für Menschen entwickelt wurden, bei denen ein Dekubitus-Risiko besteht. Sie können aus verschiedenen Materialien bestehen (z. B. Schaumstoff oder mit Luft oder Wasser gefüllten Kammern) und werden in zwei Gruppen unterteilt:
- statische (reaktive) Luftmatratzen oder -auflagen, die einen gleichbleibenden Druck auf die Haut ausüben, es sei denn, die betreffende Person bewegt sich oder wird umgelagert; und
- aktive (Wechseldruck-) Matratzen/Auflagen, welche den Druck unter dem Körper regelmäßig umverteilen, sodass gefährdete Hautstellen abwechselnd entlastet werden.
Wir wollten herausfinden, ob statische (reaktive) Luftmatratzen oder -auflagen:
- Dekubitus vorbeugen;
- bequem sind und die Lebensqualität der betreffenden Person verbessern;
- einen gesundheitlichen Vorteil haben, der ihre Kosten rechtfertigt, und
- irgendwelche unerwünschten Wirkungen haben.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten in der medizinischen Literatur nach Studien, die die Wirkungen von statischen (reaktiven) Luftmatratzen und -auflagen bewerten. Wir verglichen die Ergebnisse und fassten sie zusammen. Zudem beurteilten wir unser Vertrauen in die Evidenz anhand von bestimmten Faktoren (z. B. eingesetzte Methoden, Größe der Studie).
Was fanden wir heraus?
Wir fanden 17 Studien (2604 Teilnehmende, Durchschnittsalter : 72 Jahre), die zwischen fünf Tage und sechs Monate dauerten (Durchschnitt 14 Tage). Die Studien verglichen statische (reaktive) Luftmatratzen oder -auflagen mit:
- Schaumstoffmatratzen oder -auflagen;
- aktiven Luftmatratzen oder -auflagen; und
- statischen (reaktiven) Matratzen oder Auflagen, die mit Wasser, Gel oder anderen Materialien gefüllt waren.
Vorbeugung von Dekubitus
Die Evidenz deutet darauf hin, dass möglicherweise weniger Menschen einen Dekubitus entwickeln, wenn sie auf einer statischen (reaktiven) Luftmatratze oder -auflage liegen als auf einer:
- Schaumstoffmatratze oder -auflage (vier Studien, 229 Teilnehmende); und
- einer aktiven, den Druck regelmäßig umverteilenden Luftmatratze oder -auflage (eine Studie, 308 Teilnehmende in einem Pflegeheim, Beobachtungszeitraum 14 Tage).
Es ist unklar, ob statische (reaktive) Luftmatratzen oder -auflagen Dekubitus besser vorbeugen als andere Arten von statischen (reaktiven) Matratzen oder Auflagen.
Andere Wirkungen
Die Studien lieferten keine ausreichend verlässliche und eindeutige Evidenz, um zu bestimmen, welche Auswirkungen statische (reaktive) Luftmatratzen oder -auflagen auf Komfort und unerwünschte Wirkungen haben. Keine Studie enthielt Angaben zur Lebensqualität und zu den Kosten.
Was schränkte unser Vertrauen in die Evidenz ein?
Die meisten Studien waren klein (durchschnittlich 83 Teilnehmende). In sieben Studien wurden Methoden verwendet, die vermutlich zu Fehlern in den Ergebnissen führen. Es war unklar, ob die anderen 10 Studien wissenschaftlich verlässliche Methoden verwendeten.
Wie aktuell ist dieser Review?
Die Evidenz in diesem Cochrane Review ist auf dem Stand von November 2019.
D. Schoberer, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland