Fragestellung des Reviews

Wie ist die Immuntherapie (wirkt über das körpereigene Immunsystem) im Vergleich zur Chemotherapie (tötet Krebszellen ab) bei Menschen mit Blasenkrebs oder Krebs der oberen Harnwege, der sich im Körper ausgebreitet hat oder bei dem ein chirurgischer Eingriff aufgrund eines fortgeschrittenen Stadiums nicht möglich ist, einzuschätzen?

Hintergrund

Bis vor einigen Jahren bestand die Behandlung von Blasenkrebs, der sich auf andere Organe außerhalb des Harntrakts ausgebreitet hat (metastasierter Blasenkrebs), aus einer der wenigen Chemotherapien unter Verwendung der Wirkstoff Cisplatin oder Carboplatin (platinhaltige Chemotherapie). Zur Behandlung von metastasiertem Blasenkrebs stehen heute mehrere neue Immuntherapien zur Verfügung. Immuntherapien nutzen das körpereigene Immunsystem, um das Wachstum des Tumors zu verhindern oder ihn sogar zu verkleinern. In diesem Review wurde die Evidenz für Immuntherapien als Erst- oder Zweitlinienbehandlung von metastasiertem Blasenkrebs untersucht und mit der Chemotherapie verglichen.

Studienmerkmale

Wir haben in diesem Cochrane Review sowohl nicht-randomisierte Studien als auch randomisierte kontrollierte Studien (bei denen Personen nach dem Zufallsprinzip einer Gruppe zugewiesen werden) berücksichtigt, da auch für einige Zulassungen durch die zuständigen Arzneimittelbehörden nicht-randomisierte Studien berücksichtigt wurden. In unsere Analysen haben wir aber nur randomisierte kontrollierte Studien einbezogen.

Hauptergebnisse

Wir identifizierten fünf randomisierte Studien und sieben nicht-randomisierte Studien, die sich mit unserer Fragestellung befassten. Die Teilnehmenden an diesen Studien litten an lokal fortgeschrittenem (Krebs, der sich von seinem Entstehungsort auf nahe gelegene Gewebe ausgebreitet hat und nicht durch eine Operation entfernt werden kann) oder metastasiertem Blasenkrebs.

Erstlinientherapie: Die Immuntherapie zur Behandlung von fortgeschrittenem oder metastasiertem Blasenkrebs hat im Vergleich zur Chemotherapie wahrscheinlich nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Gesamtsterblichkeit: Wenn 750 von 1000 Personen, die eine Chemotherapie erhielten, innerhalb von drei Jahren versterben, würden von 1000 Personen, die eine Immuntherapie erhielten, 11 weniger (zwischen 45 weniger und 26 mehr) sterben. Die Immuntherapie hat wahrscheinlich nur geringe bis gar keine Auswirkungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität: Gemessen anhand einer Punkteskala von 0 bis 156 war die Lebensqualität bei den Patient*innen mit Immuntherapie im Durchschnitt nur um 4,1 Punkte besser. Die Immuntherapie ist wahrscheinlich mit weniger schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden: Wenn 908 von 1000 Personen, die eine Chemotherapie erhielten, innerhalb eines Jahres schwere Nebenwirkungen hatten, wären es 481 weniger (zwischen 644 und 227 weniger) von 1000 Personen, die eine Immuntherapie erhielten.

Zweitlinientherapie: Die Immuntherapie verringert möglicherweise das Risiko zu sterben (Tod jeglicher Ursache): Wenn 920 von 1000 Personen, die eine Chemotherapie erhalten, innerhalb von drei Jahren sterben, wären es 59 weniger (zwischen 95 und 28 weniger) von 1000 Personen, die eine Immuntherapie erhalten. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wird durch die Immuntherapie möglicherweise nicht beeinflusst: Gemessen auf einer Punkteskala von 0 bis 100 war die Lebensqualität bei den Patient*innen mit Immuntherapie im Durchschnitt nur um 4,8 Punkte besser. Die Immuntherapie ist möglicherweise mit weniger schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden: Wenn 630 von 1000 Personen, die eine Chemotherapie erhalten, innerhalb von 15 Monaten schwerwiegende Nebenwirkungen haben, wären es 76 von 1000 Personen weniger (zwischen 126 und 25 weniger), die eine Immuntherapie erhalten.

Wichtigste Einschränkungen der Evidenz

Abhängig von dem Endpunkt ist die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz niedrig bis moderat.