Wie erfolgreich sind Programme für gesunde Ernährung in Vorschulen, Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen?

Kernaussagen

- Programme für eine gesunde Ernährung, die in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung und Betreuung (z. B. Vorschulen, Kindergärten, familiäre Tagesbetreuung) durchgeführt werden, verbessern möglicherweise die Qualität der Ernährung von Kindern, erhöhen wahrscheinlich den Obstkonsum und wirken sich möglicherweise günstig auf den Gemüsekonsum aus. Wahrscheinlich haben sie keinen Einfluss auf den Konsum von weniger gesunden Lebensmitteln und zuckerhaltigen Getränken. Sie wirken sich möglicherweise günstig auf das Körpergewicht des Kindes aus und verringern möglicherweise das Risiko von Übergewicht oder Fettleibigkeit.

- Wir wissen nicht, ob Maßnahmen für eine gesunde Ernährung Geld sparen oder unerwünschte Auswirkungen haben, da nur sehr wenige Studien Informationen zu diesen Punkten liefern.

- Aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen wurde nur wenig Evidenz gefunden. In Ländern mit hohem Einkommen könnten Programme für eine gesunde Ernährung der Gesundheit von Kindern zugute kommen. Wir wissen nicht, wie wir Pädagog*innen und andere Betreuungspersonen bei der Umsetzung dieser Programme in die Praxis unterstützen können. Wir brauchen mehr Forschung über die Durchführung der Programme und über ihre Wirkung in Ländern mit niedrigem Einkommen.

Warum ist es wichtig, die Ernährung von Kleinkindern zu verbessern?

Eine ungünstige Ernährung erhöht langfristig das Risiko vieler Erkrankungen wie Herzerkrankungen, Typ-2-Diabetes und bestimmte Arten von Krebs. Schätzungen zufolge sind weltweit über 11 Millionen Todesfälle auf eine ungesunde Ernährung zurückzuführen. Ernährungsverhalten und -präferenzen werden schon früh im Leben etabliert und bleiben bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Was sind Programme für gesunde Ernährung?

Programme für gesunde Ernährung sollen Kinder zu einer gesünderen Ernährung anregen. Sie können Änderungen der Lerninhalte und der Kultur in Vorschulen, Kindergärten und Kindertagesstätten (frühkindliche Bildung und Betreuung) sowie die Zusammenarbeit mit den Familien der Kinder, den Lehrer*innen und dem Gesundheitspersonal beinhalten. Zum Beispiel, indem man den Kindern neue Obst- und Gemüsesorten vorstellt, den Speiseplan auf gesündere Optionen umstellt oder den Familien Informationen über gesunde Ernährung für Kinder gibt. Programme für gesunde Ernährung können möglicherweise lebenslange gesunde Essgewohnheiten etablieren, übermäßige Gewichtszunahme reduzieren und die Gesundheit allgemein verbessern.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, wie sich Maßnahmen für eine gesunde Ernährung auf die Ernährung und Gesundheit von Kindern auswirken. Wir interessierten uns für Veränderungen bei der Ernährung, dem Körpergewicht, den sprachlichen und kognitiven Leistungen, sozialen und emotionalen Aspekten sowie der Lebensqualität von Kindern im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren, die eine Vorschule, eine Kinderkrippe, einen Kindergarten oder eine familiäre Tagesbetreuung besuchen. Außerdem wollten wir wissen, wie hoch die Kosten der Maßnahmen sind und ob sie möglicherweise unerwünschte Auswirkungen haben.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die Programme für gesunde Ernährung mit keiner Maßnahme, einer verzögerten Durchführung des Programms oder einem Programm verglichen, das nicht auf eine Änderung der Ernährung von Kindern abzielte.

Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten diese mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie der Studienmethodik und der Größe der Studien.

Was fanden wir?

Wir fanden 52 Studien, die die Auswirkungen von 58 Programmen zur gesunden Ernährung in Kindertagesstätten für Kinder im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren untersuchten. Alle Studien wurden in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen veröffentlicht. Die Programme waren sehr unterschiedlich. Sie:

- dauerten zwischen 4 Wochen und 3 Jahren;

- wurden von einer Reihe von Personen durchgeführt, darunter Gesundheitsdienstleister, Personal der Kindertagesstätten und Wissenschaftler*innen,

- verwendeten unterschiedliche Vermittlungsmethoden (Telefon, persönliche Gespräche, Online, gedrucktes Material); und

- maßen die Ergebnisse auf verschiedene Weise (z. B. Eltern- oder Mitarbeiterbefragungen, Beobachtungen des Essverhaltens der Kinder und Wiegen der Lebensmittel vor und nach den Mahlzeiten).

Insgesamt zielten die Programme darauf ab:

- das Umfeld in den Kindertagesstätten zu verändern (z. B. indem das Personal den Kindern zeigt, wie man sich gesund ernährt, und gesündere Lebensmittel anbietet);

- den Lehrplan zu verändern (z. B. Unterricht über Lebensmittel und gesunde Ernährung); und

- Partnerschaften aufzubauen (z. B. Bereitstellung von Bildungsressourcen für Familien); und

- die körperliche Aktivität der Kinder zu steigern (z. B. durch strukturierten Sportunterricht und die Förderung von weniger Bildschirmzeit).

Programme für gesunde Ernährung führen möglicherweise zu einer geringen Verbesserung der Qualität der Kinderernährung. Der Obstkonsum wird möglicherweise um 0,11 Portionen und der Gemüsekonsum um 0,12 Portionen gesteigert. Sie haben möglicherweise keine Auswirkungen auf den Konsum von weniger gesunden Lebensmitteln und zuckerhaltigen Getränken. Außerdem stellten wir fest, dass sich das Körpergewicht der Kinder möglicherweise um 230 g reduziert und dass von 100 Kindern 19 einen besseren Gewichtsstatus haben würden. Wir fanden jedoch keine Hinweise auf Auswirkungen auf den Body-Mass-Index. Die Programme sind möglicherweise kosteneffizient und haben wahrscheinlich keine unerwünschten Auswirkungen, obwohl nur wenige Studien über diese Punkte berichten. Nur wenige Studien berichteten über andere Lern- und Entwicklungsergebnisse und soziale Aspekte.

Was schränkt die Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist gering, da die Programme zur gesunden Ernährung auf unterschiedliche Weise durchgeführt, vermittelt und ausgewertet wurden. Außerdem waren sich viele der Teilnehmenden an den Programmen für gesunde Ernährung darüber im Klaren, dass sie bewertet wurden, und dies kann Einfluss darauf haben, wie sie über Auswirkungen berichten. So könnten Eltern, die über die Ernährung ihres Kindes berichteten, eher geneigt gewesen sein, positive Antworten zu geben, weil sie das Gefühl hatten, das zu tun, was die Gesellschaft erwartet, oder weil sie für die Unterstützung dankbar waren und denjenigen, die die Studie durchführten, gefallen wollten. Außerdem lieferten nicht alle Studien Informationen zu allen Aspekten, die uns interessierten. Zudem fehlten häufig Daten zur Nachbeobachtung der Kinder nach Beendigung der Studie.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Es wurden Studien bis Februar 2022 berücksichtigt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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