Kernaussagen
- Wir fanden zur Behandlung von Akne nicht genügend hochwertige Evidenz für Benzoylperoxid und auf die Haut aufgetragene Antibiotika und Retinoide. Wir stellten fest, dass die einbezogenen systematischen Reviews nur eine begrenzte Menge an Evidenz zu diesen wichtigen Arzneimitteln lieferten, die wir zusammenfassen konnten.
- Künftige Forschungsarbeiten sollten sich auf Bereiche konzentrieren, die für Betroffene, Forschende und Entscheidungsträger wichtig sind, wie neue Medikamente zur Aknebehandlung, Antibiotika und Retinoide zum Auftragen auf die Haut sowie auf Komplikationen der Akne wie Narben und psychische Probleme.
Was ist Akne und welche Komplikationen kann Akne hervorrufen?
Akne ist eine weit verbreitete entzündliche Hauterkrankung, die in allen Altersgruppen, vor allem aber bei jungen Menschen, auftritt. Menschen mit Akne leiden unter Mitessern (mit schwarzem oder weißem Kopf) oder Pickeln. Sie tritt hauptsächlich im Gesicht auf, kann aber auch auf dem Rücken und der Brust auftreten. Die bedeutendste Komplikation von Akne sind langanhaltende Aknenarben. Eine andere ist die psychische Belastung. Bei manchen Menschen beeinträchtigt die Akne ihr Selbstbewusstsein. Akne kann sich auch negativ auf das psychische Befinden auswirken und Ängste, depressive Gedanken und sogar Selbstmord verursachen.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, welche Wirkungen Medikamente zum Auftragen auf die Haut (als Creme, Schaum, Gel, Lotion oder Salbe), Lichttherapien zur Bestrahlung der betroffenen Hautstellen und ergänzende alternative Behandlungsmethoden (wie Akupunktur, spezielle Ernährung oder Kräuterheilkunde) auf die Akne haben. Dazu wurde untersucht, ob sie die Anzahl der Hautläsionen verringern, den Schweregrad der Akne nach Einschätzung der Teilnehmenden und der Behandelnden sowie die Lebensqualität verbessern und unerwünschte oder schädliche Ereignisse verringern.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach systematischen Reviews, die sich mit Mitteln zum Auftragen auf die Haut, Lichttherapie und alternativen Behandlungsmethoden zur Therapie von Akne und Aknenarben beschäftigen. Wir fassten die Ergebnisse der systematischen Reviews zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz basierend auf Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.
Was fanden wir?
Diese Übersicht umfasst sechs systematische Reviews und Daten von 40.910 Menschen mit Akne aus 275 Studien und 1316 Menschen mit Aknenarben aus 37 Studien. Das Alter der Teilnehmenden reichte von 10 bis 59 Jahren, wobei das Durchschnittsalter zwischen 9,8 und 30 Jahren lag. Vier Reviews umfassten Originalstudien mit ausschließlich weiblichen Teilnehmenden und drei Reviews umfassten Originalstudien mit ausschließlich männlichen Teilnehmenden.
Es bleibt unklar, ob Benzoylperoxid im Vergleich zu einem Placebo oder keiner Behandlung eine Wirkung auf die Anzahl der Hautläsionen, den von Teilnehmenden und Prüfärzt*innen bewerteten Schweregrad der Akne oder die Häufigkeit milder unerwünschter Ereignisse hat. Es wurden keine Übersichtsarbeiten gefunden, die den Vergleich von Benzoylperoxid mit Placebo oder keiner Behandlung in Bezug auf schwerwiegende unerwünschte Ereignisse oder Lebensqualität untersuchten.
Es bleibt auch unklar, ob Benzoylperoxid im Vergleich zu Adapalen (ein Retinoid und einer der am häufigsten zur äußerlichen Behandlung der Akne eingesetzten Wirkstoffe) Auswirkungen auf die Anzahl der Hautläsionen und milde unerwünschte Ereignisse hat. Benzoylperoxid beeinflusst möglicherweise im Vergleich zu Adapalen den Schweregrad der Akne nach Einschätzung der Teilnehmenden (1123 Personen in vier Studien) oder der Prüfärzt*innen (1965 Personen in drei Studien) nur geringfügig oder gar nicht. Für den Vergleich zwischen Benzoylperoxid und Adapalen fanden wir keinen Review zur Beantwortung unserer Frage nach schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen oder der Lebensqualität.
Es bleibt auch unklar, ob Benzoylperoxid im Vergleich zu Clindamycin (ein Antibiotikum zur äußerlichen Anwendung, das Bakterien und Pilze abtötet oder deren Wachstum hemmt) eine Wirkung auf die Anzahl der Hautläsionen oder die Bewertung des Schweregrads der Akne durch die Prüfärzt*innen hat. Im Vergleich zu Clindamycin bewirkt Benzoylperoxid möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied bei der Selbsteinschätzung des Schweregrads der Akne durch die Teilnehmenden (240 Personen in einer Studie) oder bei der Häufigkeit milder unerwünschter Ereignisse (2842 Personen in fünf Studien). Für den Vergleich zwischen Benzoylperoxid und Clindamycin fanden wir keinen Review zur Beantwortung unserer Frage nach schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen oder der Lebensqualität.
Für die folgenden Vergleiche fanden wir keine Reviews, die uns bei der Beantwortung unserer Frage geholfen hätten: Antibiotika zum Auftragen auf die Haut im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung, Retinoide zum Auftragen auf die Haut im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung, und auf die Haut aufgetragene Retinoide im Vergleich zu auf die Haut aufgetragene Antibiotika.
Was schränkt die Evidenz ein?
Wir haben wenig bis sehr wenig Vertrauen in die Ergebnisse. Weitere Forschung könnten die Ergebnisse dieses Reviews verändern.
Die wichtigsten Faktoren, die unser Vertrauen in die Evidenz einschränken, sind die folgenden. Erstens ist es möglich, dass die Studienteilnehmenden wussten, welche Behandlung sie bekamen. Zweitens lieferten nicht alle Studien Daten zu allen Aspekten, die untersucht werden sollten. Drittens gibt es nicht genug Studien, um sich der Ergebnisse zu den Endpunkten, die uns interessierten, sicher zu sein. Schließlich wurden die Studien an unterschiedlichen Personengruppen durchgeführt oder die Behandlung wurde auf unterschiedliche Weise verabreicht.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Dezember 2021.
B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland