Fragestellung des Reviews
Welche Medikamente sind wirksam und sicher zur Behandlung von Krampfanfällen bei Neugeborenen?
Wie lange sollten die Medikamente gegen Krampfanfälle gegeben werden?
Sollten auch Anfälle behandelt werden, die nur auf dem EEG zu sehen sind?
Anmerkung:
Das EEG ist eine medizinische Untersuchungsmethode zur Analyse der elektrischen Aktivität des Gehirns. Es erkennt die übermäßige Aktivität bestimmter Hirnbereiche, die auf einen Anfall hindeutet.
Phenobarbital und Levetiracetam sind Wirkstoffe gegen Krampfanfälle, die bei Neugeborenen eingesetzt werden.
Unter "Erhaltungstherapie" versteht man die Fortsetzung der anfallshemmenden Medikamente in einer geringeren Dosis, nachdem die Anfälle mit einer höheren Dosis des Medikaments gestoppt wurden.
Kernaussagen
Phenobarbital ist wahrscheinlich wirksamer als Levetiracetam, wenn es darum geht, Anfälle bei Neugeborenen zu kontrollieren. Wir sind uns jedoch nicht sicher, wie sich Phenobarbital im Vergleich zu Levetiracetam auf andere Endpunkte auswirkt.
Ob die Erhaltungstherapie mit anfallshemmenden Medikamenten während des Krankenhausaufenthalts und die Behandlung von Anfällen, die nur im EEG festgestellt werden, zu besseren Ergebnissen bei Neugeborenen führen oder nicht, ist offen.
Hintergrund
Neugeborene sind im Vergleich zu älteren Kindern und Erwachsenen anfälliger für Krampfanfälle. Die durch Anfälle bei Neugeborenen verursachten Hirnschäden werden mit zerebralen Lähmungen, geistigen Behinderungen, Lernproblemen und der Neigung, zukünftig eine Epilepsie zu entwickeln, in Verbindung gebracht. Es gibt zur Behandlung von Krampfanfällen bei Neugeborenen nur wenige medikamentöse Möglichkeiten, und wir wissen nicht, welches Medikament als erste, zweite oder dritte Wahl eingesetzt werden sollte. Ebenso ist nicht klar, ob Anfälle, die nur im EEG zu sehen sind, behandelt werden sollten und wie lange die Medikamente gegen Anfälle eingenommen werden sollen.
Was wollten wir herausfinden?
Wir suchten nach Evidenz aus Studien, die verschiedene Medikamente zur Behandlung von Anfällen bei Neugeborenen miteinander verglichen, sowie Studien, die untersuchten, ob anfallshemmende Medikamente in Erhaltungsdosen fortgesetzt werden sollten oder nicht, und auch nach Studien, die bewerteten, ob Anfälle, die nur im EEG festgestellt wurden, behandelt werden sollten.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, in denen die Auswirkungen von Medikamenten auf die Behandlung von Krampfanfällen bei Neugeborenen untersucht wurden. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie der Methodik und Größe der Studien.
Was fanden wir?
Wir haben 18 Studien (mit 1342 Neugeborenen) identifiziert.
Phenobarbital ist wahrscheinlich wirksamer als Levetiracetam, wenn es darum geht, Anfälle bei Neugeborenen zu kontrollieren. Wir wissen jedoch nicht, wie sich Phenobarbital auf andere Ergebnisse auswirkt, z. B. auf den Tod vor der Entlassung, die Notwendigkeit einer invasiven Beatmung, Schläfrigkeit und Epilepsie nach der Entlassung.
Ob eine Erhaltungstherapie mit anfallshemmenden Medikamenten während des Krankenhausaufenthalts im Vergleich zu keiner Erhaltungstherapie zu besseren Ergebnissen für die Neugeborenen führt oder nicht, ist offen. Ebenso kann die Behandlung von Anfällen, die nur im EEG festgestellt werden, zu besseren Ergebnissen führen oder auch nicht.
Was schränkt die Evidenz ein?
Wir sind moderat zuversichtlich, dass Phenobarbital eine bessere Anfallskontrolle erreicht als Levetiracetam. Die Vertrauenswürdigkeit der Effektschätzungen für alle anderen Vergleiche und Ergebnisse ist niedrig bis sehr niedrig. Es sind weitere Studien erforderlich, um aussagekräftige Erkenntnisse über die medikamentöse Behandlung von Krampfanfällen bei Neugeborenen zu gewinnen.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2023.
B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland