Waren die von Schulen ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie wirksam?

Kernaussagen

- Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine Reihe schulischer Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung von COVID-19 geeignet ist, die Ausbreitung der Krankheit, die Inanspruchnahme von Gesundheitseinrichtungen und die Zahl der ansonsten durch Quarantäne verlorenen Schultage zu verringern.

- Es bedarf weiterer hochwertiger Forschungen, um zu verstehen, wie Schulen während möglicher künftiger Pandemien sicher offen gehalten werden können.

Welche Maßnahmen wurden im schulischen Umfeld während der COVID-19-Pandemie ergriffen?

Während der COVID-19-Pandemie haben viele Gesellschaften besondere Maßnahmen in Schulen eingeführt, um die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen und Schüler*innen und Personal zu schützen.

Wir haben die Maßnahmen in folgende Kategorien eingeteilt.

1. Maßnahmen zur Verringerung der Kontaktmöglichkeiten, wie z. B. die Verringerung der Anzahl der Schüler*innen in einer Klasse oder einer Schule zur gleichen Zeit.
2. Maßnahmen, die den Kontakt sicherer machen, wie Gesichtsmasken, bessere Belüftung, Reinigung, Händewaschen oder die Änderung von Aktivitäten wie Sport oder Musik.
3. Maßnahmen zur Identifikation und zum Umgang mit Infektionen und Ausbrüchen, bei denen nach Symptomen gescreent wird oder kranke Schüler*innen oder Mitarbeiter*innen getestet werden. Personen mit COVID-19 können sich selbst isolieren und potenziell infizierte Personen können unter Quarantäne gestellt werden.
4. Maßnahmen kombiniert aus mehreren Komponenten der Maßnahmen der Kategorie 1, 2 und/oder 3.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, welche Maßnahmen im schulischen Umfeld ergriffen wurden, damit die Schulen während der COVID-19-Pandemie sicher wieder geöffnet wurden oder geöffnet blieben. Wir wollten wissen, welche Maßnahmen am besten geeignet sind, die Ausbreitung (Übertragung) zu verhindern, gemessen an der Zahl der Neuerkrankungen, Todesfälle und Krankenhausaufenthalte. Wir haben auch die unbeabsichtigten Wirkungen untersucht, wie z. B. die Auswirkungen auf das Leben der Kinder außerhalb der Schule und ihre Bildung.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, die die Auswirkungen dieser Art von Maßnahmen im schulischen Umfeld auf Schüler*innen (im Alter von 4 bis 18 Jahren) oder auf Personen, die mit der Schule in Verbindung stehen (z. B. Lehrkräfte oder Eltern), oder auf beides, auf die Zahl der Personen mit COVID-19, auf das Gesundheitssystem (z. B. Krankenhausbetten) und auf soziale Aspekte (z. B. die Auswirkungen auf die Bildung der Kinder) untersucht haben. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie den Methoden und der Größe der Studien.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Reviews?

Wir haben 33 Studien einbezogen. Fünfzehn Studien lieferten Evidenz zu unseren wichtigsten Punkten, die übrigen lieferten keine brauchbare Evidenz. Die Studien fanden in Grund- und Sekundarschulen statt, hauptsächlich in Nordamerika, aber auch in Europa.

1. Maßnahmen zur Verringerung der Kontakte
Vier Studien aus den USA untersuchten die Auswirkungen schulischer Maßnahmen zur Verringerung der Kontakte. Fernunterricht (z. B. über eine Computerverbindung) hat im Vergleich zu persönlichem Unterricht wahrscheinlich die Ausbreitung von COVID-19 und die Zahl der Krankenhausaufenthalte verringert, hatte aber wahrscheinlich keine Auswirkungen auf die Todesfälle in der Allgemeinbevölkerung. Die Wirkungen des Hybridunterrichts (eine Kombination aus Präsenz- und Fernunterricht) im Vergleich zum Fernunterricht waren unterschiedlich.

Wir haben festgestellt, dass andere Maßnahmen unterschiedliche Wirkungen hatten. Die Schließung von Spielplätzen und Cafeterien hat möglicherweise das Infektionsrisiko erhöht. Die Beibehaltung desselben Lehrers/derselben Lehrerin hatte möglicherweise keine Wirkungen, während die Streichung von außerschulischen Aktivitäten, die Beibehaltung des Klassenverband im Unterricht und die Beschränkung des Zugangs für Eltern und Betreuungspersonen das Infektionsrisiko verringert haben könnten. Diese Evidenz ist jedoch sehr unsicher.

2. Maßnahmen, die Kontakte sicherer machen
Sieben Studien aus den USA haben gezeigt, dass das Tragen von Masken die Verbreitung von COVID-19 verringert haben könnte und dass eine strengere Maskenpflicht wahrscheinlich eine größere Wirkung hatte. Es gab gemischte Evidenz für die Wirkung des Abstandhaltens auf das Infektionsrisiko, wobei die Ergebnisse zeigten, dass das Risiko für die Schüler*innen wahrscheinlich abnahm, für das Personal jedoch anstieg. Es gab einige Evidenz dafür, dass eine bessere Belüftung von Schulgebäuden die Übertragung wahrscheinlich verringert. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass die gemeinsame Nutzung von Schulmaterial und die Vergrößerung des Platzes auf den Schreibtischen das Infektionsrisiko verringert haben könnte. Die Abschirmung der Schreibtische hat das Risiko aber möglicherweise erhöht, wobei diese Evidenz sehr unsicher ist.

3. Maßnahmen zur Identifikation und zum Umgang mit Infektionen und Ausbrüchen
Sechs Studien aus den USA, dem Vereinigten Königreich, Deutschland und Israel untersuchten Maßnahmen zur Identifikation und zum Umgang mit Infektionen und Ausbrüchen. Eine Studie ergab, dass tägliche Tests als Ersatz für die Quarantäne oder zur Verringerung der Quarantäne wahrscheinlich zur Verringerung der Übertragung beitragen. Studien, in denen Maßnahmen zur Identifikation mittels zu Hause durchgeführter Antigen-Schnelltests bewertet wurden, ergaben gemischte Ergebnisse für die Übertragung. Die Evidenz war jedoch sehr unsicher. Studien, die sich mit Polymerase-Kettenreaktion(PCR)-Labortests befassten, zeigten auch, dass es nach dem Aufenthalt von Schülerinnen, Schülern oder Personal im gleichen Raum mit einer positiv getesteten Person wahrscheinlich zu keiner Übertragung von COVID-19 in Schulen oder im häuslichen Umfeld kam. In zwei Studien wurde festgestellt, dass der Ersatz oder die Verkürzung der Quarantäne durch tägliche Tests möglicherweise mit weniger Schulversäumnissen verbunden ist.

4. Maßnahmen mit mehreren Komponenten
Eine Studie aus den USA ergab, dass weniger Infektionen auftraten, wenn mehr Maßnahmen ergriffen wurden, aber die Evidenz war sehr unsicher.

Wie sicher sind wir hinsichtlich der Ergebnisse dieses Reviews?

Die Evidenz für diesen aktualisierten Review ist in den meisten Bereichen besser als die Ergebnisse des ursprünglichen Reviews. Die Tiefe, Breite und Qualität der Forschung muss durch bessere Studiendesigns und die Berücksichtigung von Risikofaktoren verbessert werden.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Februar 2022.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

L. Gorenflo, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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