Ist Vitamin D eine wirksame und sichere Behandlung bei COVID-19?

Kernaussagen

- Wir fanden keine ausreichende Evidenz von guter Qualität, um zu beurteilen, ob Vitamin D eine wirksame und sichere Behandlung bei Erwachsenen mit COVID-19 darstellt.

- Wir benötigen weitere Forschung zu diesem Thema. In Zukunft sollte die Forschung ihren Schwerpunkt auf gut konzipierte Studien mit robusten Methoden konzentrieren.

- Wir identifizierten 21 Studien zu diesem Thema, die noch nicht abgeschlossen sind. Wir werden diesen Review aktualisieren, sobald mehr Evidenz zur Verfügung steht.

Was ist der Zusammenhang zwischen Vitamin D und COVID-19?

Einige Studien zeigen, dass Menschen, die mit schwerem COVID-19 im Krankenhaus liegen, auch einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel (Vitamin-D-Mangel) haben. Allerdings sind die Risikofaktoren, an schwerem COVID-19 zu erkranken, dieselben wie jene zur Entwicklung eines Vitamin-D-Mangels. Daher ist es schwierig zu sagen, ob ein Vitamin-D-Mangel an sich einen Risikofaktor für schweres COVID-19 darstellt. Zu den Risikofaktoren gehören ein allgemein schlechter Gesundheitszustand, schlechte Ernährung und Vorerkrankungen, wie Diabetes und Erkrankungen der Leber oder Nieren.

Vitamin D ist wichtig für gesunde Knochen, Zähne und Muskeln. Es hilft bei der Regulation des Blutzuckers, der Herz- und Blutgefäße und der Lunge und Atemwege. Außerdem spielt es eine Rolle bei der Stärkung des körpereigenen Immunsystems. Das sind auch alles Bereiche, die von COVID-19 betroffen sind. Daher könnte Vitamin D Menschen mit COVID-19 helfen, sich schneller zu erholen und einen weniger schweren Krankheitsverlauf zu haben.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten die Auswirkungen von Vitamin D bei Erwachsene mit nachgewiesenem COVID-19 auf folgende Punkte herausfinden:

- Tod durch jegliche Ursache;

- Verbesserung oder Verschlechterung des Patientenzustands;

- Unerwünschte Wirkungen; und

- Lebensqualität.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die den Einsatz von Vitamin D als Behandlung bei Erwachsenen mit bestätigter COVID-19-Erkrankung im Vergleich zu einem Placebo (eine Scheinbehandlung) oder einer anderen Behandlung untersuchten. Vitamin D konnte in jeglicher Form und Dosierung eingesetzt werden.

Wir verglichen und fassten die Ergebnisse zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz basierend auf Merkmalen wie den Studienmethoden und -größen.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden drei Studien mit 356 Teilnehmenden. Eine Studie fand in Brasilien statt und die anderen zwei in Spanien. Zwei Studien hatten Teilnehmer mit schwerem COVID-19 und eine hatte Teilnehmer mit mildem oder asymptomatischem COVID-19. Alle Teilnehmenden wurden mit einem PCR-Test positiv auf COVID-19 getestet, welcher momentan der zuverlässigste verfügbare Test ist.

Die Teilnehmenden erhielten je nach Studie unterschiedliche Dosen Vitamin D. Die Studien nutzten unterschiedliche Zeitabstände zwischen den Dosen, von einer großen Dosis in einer Studie zu mehreren kleineren Dosen 14 Tage lang in einer anderen Studie. Nur zwei Studien berichteten, dass die Teilnehmenden einen Vitamin-D-Mangel hatten. Die andere Studie berichtete nichts zu dem Vitamin-D-Status der Teilnehmenden.

Todesfälle durch jegliche Ursache
Wir wissen nicht, ob Vitamin D hilft, Todesfälle durch COVID-19 zu verhindern. Zwei Studien (Teilnehmende mit schwerer COVID-19-Erkrankung) lieferten Evidenz zu Todesfällen durch jegliche Ursache. Eine Studie berichtete keine Todesfälle bei den 50 Teilnehmenden, die Vitamin D erhielten aber zwei Todesfälle bei den 26 Teilnehmenden, die die übliche COVID-19-Versorgung des Krankenhauses erhielten. Die andere Studie berichtete neun Todesfälle bei 119 Teilnehmenden, die Vitamin D erhielten und sechs Todesfälle unter den 118 Teilnehmenden, die Placebo erhielten. Diese Studien unterschieden sich zu sehr voneinander, deshalb konnten wir keine Schlussfolgerungen ziehen.

Zustand der Patienten
Vitamin D könnte die Notwendigkeit senken, dass Patienten zur Atemunterstützung an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden. Allerdings ist die Evidenz dazu unsicher. Eine Studie (an Patienten mit schwerer COVID-19-Erkrankung) berichtete, dass neun von 119 Teilnehmern, die Vitamin D erhielten, an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden mussten und dass 17 von 118 Teilnehmenden, die Placebo erhielten, ein Beatmungsgerät benötigten.

Unerwünschte Wirkungen
Wir wissen nicht, ob Vitamin D unerwünschte Wirkungen verursacht. Nur eine Studie (an Patienten mit schwerer COVID-19-Erkrankung) berichtete Daten zu unerwünschten Wirkungen in einer für uns nutzbaren Form. Diese ergab, dass ein Teilnehmer von 119 sich kurz nach der Gabe von Vitamin D übergeben musste.

Lebensqualität
Keine der Studien berichtete über die Lebensqualität.

Was sind die Grenzen der Evidenz?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist sehr eingeschränkt, da in den Studien verschiedene Dosen Vitamin D ins unterschiedlichen Zeitabständen untersucht wurden, der Vitamin-D-Status aller Patienten nicht berichtet wurde und ihre Ergebnisse nicht mit einheitlichen Methoden gemessen und dokumentiert wurden.

Wir fanden wenig Evidenz zu unerwünschten Wirkungen und keine zur Lebensqualität.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 11. März 2021.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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