Kernaussagen
- Es liegen nicht genügend Informationen vor, um eindeutige Schlussfolgerungen zu einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) ohne begleitende Medikamente für Menschen mit Schizophrenie zu ziehen.
- Es sind weitere Studien erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit von KVT ohne begleitende Medikamente für Menschen mit Schizophrenie zu untersuchen.
Einleitung
Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung. Menschen mit Schizophrenie fällt es schwer, zu erkennen, was wirklich passiert und was nur ihre eigenen Gedanken oder Überzeugungen sind. Sie könnten zum Beispiel Stimmen hören, die niemand sonst hören kann, aber glauben, dass diese Stimmen tatsächlich von jemandem kommen, der mit ihnen spricht. KVT ist eine psychologische Intervention, die bei der Behandlung der Symptome einer Schizophrenie wirksam sein kann, wenn sie zusammen mit Antipsychotika angeboten wird. Es ist jedoch nach wie vor unklar, ob die KVT wirksam und sicher ist, wenn sie ohne diese Medikamente eingesetzt wird. Das ist wichtig zu untersuchen, da die Einnahme von Antipsychotika häufig mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden ist.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob KVT wirksam und sicher ist, wenn sie ohne Medikamente bei Menschen mit Schizophrenie eingesetzt wird.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die KVT ohne Antipsychotika im Vergleich zu keiner spezifischen Behandlung, Antipsychotika alleine oder KVT plus Antipsychotika untersuchten.
Wir vergleichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie der Studienmethodik und Studiengröße.
Was fanden wir?
Wir fanden 4 Studien, an denen 300 Teilnehmende mit Schizophrenie beteiligt waren. Die Studiendauer für die Interventionsphase lag zwischen 26 und 39 Wochen. Die Teilnehmenden wurden zwischen der 26. und 104. Woche erneut kontaktiert, um weitere Daten zu erheben. Die eingeschlossenen Studien wurden im Vereinigten Königreich und in Australien durchgeführt. Alle waren von öffentlichen Einrichtungen finanziert.
Die KVT ohne Antipsychotika verringert im Vergleich zu keiner spezifischen Behandlung möglicherweise die Gesamtsymptome (zumindest langfristig) und die Negativsymptome (wie Apathie, Interessen- und Motivationsverlust, Konzentrationsschwäche). Sie führt möglicherweise auch zu einer besseren Funktionsfähigkeit und einer kürzeren Dauer des Krankenhausaufenthalts (im Vergleich zu keiner spezifischen Behandlung).
Die KVT ohne Antipsychotika unterscheidet sich in Bezug auf die Veränderung der Gesamtsymptome der Schizophrenie möglicherweise nicht von KVT plus Antipsychotika. KVT ohne Antipsychotika ist möglicherweise weniger wirksam als KVT plus Antipsychotika, was die Verringerung der Positivsymptome (wie das Hören von Stimmen) angeht. Möglicherweise treten im Vergleich zu KVT plus Antipsychotika weniger unerwünschte Wirkungen auf.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist niedrig bis sehr niedrig, was bedeutet, dass wir nur wenig Vertrauen in die Ergebnisse haben. Dies liegt daran, dass die Teilnehmenden und Therapeut*innen in den Studien wussten, welche Behandlung sie erhielten. Das kann die Ergebnisse beeinflusst haben. Darüber hinaus kam es häufig vor, dass Teilnehmende während der Studie dann doch eine Behandlung mit Antipsychotika erhielten, obwohl dies nicht geplant war. Außerdem lieferten nicht alle Studien Daten zu allen Aspekten, die uns interessierten, und die Zahl der eingeschlossenen Studien und der Teilnehmenden war zu gering, um sichere Ergebnisse zu erzielen.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von März 2022.
L. Gorenflo, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland