Viele Personen mit Parkinson-Krankheit leiden unter Sprechstörungen (Dysarthrien). Am häufigsten werden folgende Sprechstörungen berichtet: eine schwache, heisere, nasale oder monotone Stimme, undeutliche Aussprache, zu langsames oder schnelles Sprechtempo, Schwierigkeiten mit dem Sprechen zu beginnen, beeinträchtigter Sprech-Rhythmus, Stottern und Zittern. Personen mit solchen Sprechstörungen neigen zusätzlich dazu, weniger Mimik und Gestik einzusetzen, also weniger non-verbale Signale zu senden. Diese Beeinträchtigungen nehmen bei fortschreitender Krankheit zu und können zu ernsten Kommunikationsproblemen führen.
Dieser Review untersuchte den Nutzen einer Sprachtherapie (Logopädie) im Vergleich zu Placebo (Scheintherapie) bzw. keiner Behandlung von Sprechstörungen. Relevante Studien wurden durch elektronische Suchen in 16 medizinischen Literaturdatenbanken, verschiedenen Studienregistern und einer Suche in Referenzlisten identifiziert.
Es wurden ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien in diesen Review eingeschlossen. Das sind Studien, in denen zwei Gruppen von Patienten miteinander verglichen wurden. Eine Gruppe erhielt eine Sprachtherapie, in der anderen Gruppe wurde keine Maßnahme zur Verbesserung des Sprechens durchgeführt. Die Patienten wurden in zufälliger Weise den Gruppen zugeteilt, um das Verzerrungspotential zu reduzieren.
Drei Studien mit insgesamt 63 Patienten wurden gefunden, in denen Sprachtherapie mit keiner Behandlung verglichen wurde. Die methodische Qualität zwischen den Studien variierte, alle Studien hatten jedoch in zumindest einem wichtigen Bereich methodische Schwächen. Alle drei Studien zeigten eine positive Wirkung der Sprachtherapie bei Sprechstörungen aufgrund einer Parkinson-Krankheit. Viele der untersuchten Endpunkte schienen sich nach einer Therapie klinisch signifikant zu verbessern. Dennoch muss angemerkt werden, dass diese Studien methodische Schwächen aufwiesen, und nur eine geringe Anzahl an Patienten mit Parkinson-Krankheit untersucht wurden. Dies bedeutet, dass die vorhandene Evidenz weder ausreicht, um den Nutzen einer Sprachtherapie zur Behandlung von Sprechstörungen bei Patienten mit Parkinson-Krankheit nachzuweisen noch um einen Nutzen zu widerlegen. Ein Fehlen der Evidenz bedeutet jedoch nicht, dass keine Wirkung vorhanden ist.
Zukünftig braucht es eine groß angelegte, placebokontrollierte, randomisierte Studie zur Beurteilung der Wirksamkeit von Sprachtherapie bei Sprechstörungen aufgrund einer Parkinson-Krankheit. Die Endpunkte müssen so gewählt werden, dass sie speziell für Personen mit Parkinson-Krankheit von Bedeutung sind. Die Patienten sollten mindestens sechs Monate lang nachbeobachtet werden, um zu sehen wie lange mögliche Verbesserungen andauern.
B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland