Kontinuierliche Unterstützung für Frauen während der Geburt

Worum geht es?

Früher wurden Frauen während der Wehen- und Geburtsphase von anderen Frauen begleitet und unterstützt. Sie hatten die ganze Zeit jemanden in ihrer Nähe. Wir nennen diese Begleitung „kontinuierliche Unterstützung“. Heutzutage bringen Frauen in vielen Ländern ihre Kinder jedoch eher im Krankenhaus als zu Hause zur Welt. Dies hat dazu geführt, dass kontinuierliche Unterstützung während der Wehen heute eher die Ausnahme als die Regel darstellt. Ziel dieses Cochrane Reviews ist es, die Auswirkungen kontinuierlicher Unterstützung auf Frauen und ihre Kinder während der Wehen- und Geburtsphase zu verstehen. Um dieser Frage nachzugehen, haben wir alle relevanten Studien gesammelt und analysiert (Suchzeitraum: Oktober 2016).

Warum ist das wichtig?

Die Forschung zeigt, dass die Anwesenheit einer unterstützenden Person während der Wehen- und Geburtsphase Frauen guttut und von ihnen sehr geschätzt wird. Diese Unterstützung kann emotionale Unterstützung (kontinuierliche Anwesenheit, beruhigende Worte und Lob) sowie Informationen über den Geburtsfortschritt beinhalten. Auch Ratschläge zu Bewältigungsstrategien, Entspannungsmaßnahmen (wohltuende Berührungen, Massagen, warme Bäder/Duschen, Anregung zur Bewegung, Sicherstellen von ausreichender Flüssigkeitsaufnahme und -abfuhr) und bei Bedarf für die Frau einzutreten, können dazu gehören. Mangelnde kontinuierliche Unterstützung während der Geburt ließ Bedenken aufkommen, ob die Erfahrungen, die beim Wehen- und Geburtsprozess gemacht werden, an Menschlichkeit verloren haben könnten.

Moderne Geburtshilfe bedeutet häufig, dass Frauen institutionelle Routineabläufe erleben. Diese könnten negative Auswirkungen sowohl auf die Qualität der Betreuung während der Wehen- und Geburtsphase als auch auf deren Ergebnisse und die damit verbundenen Erfahrungen haben. Unterstützende Betreuung während der Wehen könnte den physiologischen Ablauf der Wehen verbessern. Sie kann bei den Frauen auch das Gefühl von Kontrolle und das Vertrauen in die eigene Kraft und Gebärfähigkeit stärken. Dies könnte den Bedarf an geburtshilflichen Interventionen reduzieren und den Frauen außerdem positivere Erfahrungen vermitteln.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir haben 26 Studien mit Daten aus 17 Ländern gefunden, die mehr als 15.000 Frauen aus unterschiedlichsten Umgebungen und Verhältnissen einschließen. Die kontinuierliche Unterstützung wurde entweder durch Krankenhauspersonal (beispielsweise Pflegefachkräfte oder Hebammen) oder durch Frauen, die nicht in einem Krankenhaus arbeiten und keinen persönlichen Bezug zur gebärenden Frau haben (beispielsweise Doulas (Geburtsbegleiterin) oder andere Frauen mit Grundkenntnissen in unterstützender Begleitung), angeboten. In anderen Fällen erhielten die Frauen Unterstützung von selbst ausgewählten, vertrauten Personen aus ihrem eigenen Umfeld (wie zum Beispiel ihrem Partner, ihrer Mutter oder Freunden).

Frauen, die kontinuierliche Unterstützung erhalten haben, könnten eher in der Lage sein, „spontan“ zu gebären, d.h. auf vaginalem Weg ohne Saugglocke, Geburtszange oder Kaiserschnitt. Zudem könnten sie seltener Schmerzmedikamente oder einen Kaiserschnitt benötigen. Sie könnten auch zufriedener mit der Geburt sein und kürzere Wehen. haben. Wochenbettdepressionen könnten bei Frauen, die während der Wehen kontinuierliche Unterstützung erhielten, weniger häufig auftreten. Wir können uns darüber aber nicht sicher sein, da die Studien schwer miteinander zu vergleichen sind (sie fanden in verschiedenen Settings mit unterschiedlichen unterstützenden Personen statt). Neugeborene von Frauen, die kontinuierliche Unterstützung erhielten, haben womöglich seltener niedrige Apgar-Werte nach 5 Minuten (Punkteschema zur Beurteilung der Gesundheit und des Wohlergehens eines Kindes kurz nach der Geburt). Wir fanden keine Unterschiede bei der Verlegungsrate ins Kinderkrankenhaus oder in Bezug darauf, ob die Säuglinge im Alter von 8 Wochen gestillt wurden oder nicht. Unerwünschte Wirkungen der Unterstützungsmaßnahmen waren nicht erkennbar. Insgesamt war die Qualität der Evidenz niedrig aufgrund des Studiendesigns und der Unterschiede zwischen den Studien.

Was bedeutet das?

Kontinuierliche Unterstützung während der Geburt könnte mehrere Endpunkte für Mutter und Kind verbessern. Es wurden keine unerwünschten Ergebnisse festgestellt. Kontinuierliche Unterstützung durch eine Person, die einzig zum Zweck der Begleitung da ist und nicht aus dem eigenen Umfeld der Frau stammt, aber Erfahrung im Unterstützen während der Geburt mitbringt und zumindest eine Grundeinführung erhalten hat (zum Beispiel eine Doula), scheint sich nutzbringend auszuwirken. Verglichen mit Situationen ohne Begleitung während der Wehen scheint die Unterstützung durch ein ausgewähltes Familienmitglied oder eine Freundin bei den Frauen für eine zufriedenstellendere Erfahrung zu sorgen. Weitere Forschung ist nötig, um herauszufinden, wie kontinuierliche Unterstützung in verschiedenen Kontexten am besten angeboten werden kann.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Scherrer und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Tools
Information

Cochrane Kompakt ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cochrane Schweiz, Cochrane Deutschland und Cochrane Österreich. Wir danken unseren Sponsoren und Unterstützern. Eine Übersicht finden Sie hier.