Eine Lungenentzündung ist eine schwere Lungeninfektion und wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Bakterien, die eine ambulant erworbene Lungenentzündung (CAP, community-acquired pneumonia, nicht im Krankenhaus erworbene Lungenentzündung) hervorrufen, werden üblicherweise in "typische" und "atypische" Bakterien unterteilt, die jeweils eine andere Antibiotikabehandlung erfordern. Zu den atypischen Bakterien gehören Legionella pneumophila (L. pneumophila), Mycoplasma pneumoniae (M. pneumoniae) und Chlamydia pneumoniae (C. pneumoniae). Der häufigste "typische" Erreger der ambulant erworbenen Lungenentzündung ist Streptococcus pneumoniae (S. pneumoniae). In der Regel ist es nicht möglich zu bestimmen, welcher der vielen möglichen Erreger die Ursache für die ambulant erworbene Lungenentzündung ist, so dass die antibiotische Behandlung empirisch erfolgt und üblicherweise sowohl typische als auch atypische Bakterien umfasst. Während eine Wirkung gegen typische Erreger unverzichtbar ist, wurde die Notwendigkeit einer Wirkung gegen atypische Erreger bisher nicht überprüft. In der vorherigen Version dieses Reviews haben wir gezeigt, dass es keinen Vorteil einer Antibiotikabehandlung gegen atypische Erreger gab. Angesichts der anhaltenden Unterschiede zwischen den aktuellen Leitlinien zur Behandlung von Lungenentzündung und der verfügbaren Evidenz haben wir diesen systematischen Review aktualisiert.
Dieser Cochrane Review befasste sich mit Studien, in denen Antibiotikabehandlungen mit einem Wirkspektrum gegen atypische Erreger mit solchen ohne Wirkspektrum gegen atypische Erreger verglichen wurden und die sich ausschließlich auf Erwachsene im Krankenhaus mit ambulant erworbener Lungenentzündung beziehen. Wir schlossen 28 Studien mit insgesamt 5939 Patienten ein. Bei den untersuchten Behandlungen wurden für die wichtigsten untersuchten Endpunkte - Sterblichkeit und klinische Wirksamkeit - kein Vorteil von Behandlungen gefunden, die auch gegen atypische bakterielle Erreger wirken. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen hinsichtlich der Häufigkeit der gesamten unerwünschten Ereignisse oder den Ereignissen, die eine Unterbrechung der Behandlung erforderten. Allerdings waren gastrointestinale Ereignisse in der Gruppe mit Wirkung gegen atypische Erreger weniger häufig.
Dieser Review hat Einschränkungen, da nur in einer einzigen Studie die Gabe eines Antibiotikums gegen atypische bakterielle Erreger zusätzlich zu einem Antibiotikum gegen typische bakterielle Erreger verglichen wurde, was die wichtigste Frage in der klinischen Praxis ist. Die meisten Studien verglichen ein einzelnes Antibiotikum gegen atypische Erreger mit einem einzelnen Antibiotikum gegen typische Erreger. Siebzehn der 27 Studien waren Studien ohne Verblindung, 21 der 27 Studien wurden von Pharmaunternehmen finanziert, von denen alle außer einem auch Hersteller des Antibiotikums gegen atypische Erreger waren.
C. Bollig, freigegeben durch Cochrane Deutschland.