Maßnahmen zur Behandlung Erwachsener mit Harninkontinenz nach Schlaganfall

Reviewfrage

Wir wollten die Wirksamkeit von Maßnahmen untersuchen, deren Ziel die Behandlung einer Harninkontinenz bei Erwachsenen ist, die einen Monat oder länger zuvor einen Schlaganfall erlitten hatten.

Hintergrund

Die Hälfte aller im Krankenhaus behandelten Schlaganfallpatienten ist von einer Harninkontinenz (auch Urininkontinenz) betroffen. Zu den Symptomen der Harninkontinenz zählen der unwillkürliche Verlust von Harn (Urin), ein starker Drang zum Wasserlassen (Dranginkontinenz) oder der Abgang von Harn beim Lachen oder Niesen (Stressinkontinenz). Diese Symptome sind bei Schlaganfall-Patienten ausgeprägter als bei anderen Menschen mit Harninkontinenz. Sie bewirken bei den Betroffenen Schamgefühle sowie psychischen Stress und beeinträchtigen ihre Teilnahme an Rehabilitationsmaßnahmen. Eine Harninkontinenz beeinträchtigt das Selbstwertgefühl, und Depressionen sind häufig. Die Inkontinenz hat auch große Auswirkungen auf die Familien und kann den Zeitpunkt der Entlassung der Betroffenen aus der Klinik beeinflussen.

Recherchedatum

Die Recherche ist auf dem Stand vom 1. November 2017.

Studienmerkmale

Wir fanden 20 Studien mit 21 Vergleichen, die 1338 Menschen einschlossen. Diese Studien umfassten verschiedene verhaltensorientierte Therapien (zum Beispiel Beckenbodentraining), alternative Therapien (zum Beispiel manuelle Akupunktur oder Elektroakupunktur), physikalische Therapien (zum Beispiel transkutane elektrische Nervenstimulation, TENS) und Medikamente (zum Beispiel Oxybutynin, Östrogene). Eine Studie untersuchte die Wirksamkeit der Untersuchung und Therapie durch eine für die Inkontinenzbehandlung speziell ausgebildeten Pflegekraft. Die Vergleichsgruppen erhielten hauptsächlich entweder die „herkömmliche Versorgung“ oder keine Therapie.

Hauptergebnisse

Wir ermittelten, dass verhaltensorientierte Behandlungsmaßnahmen möglicherweise die Zahl von Inkontinenzepisoden innerhalb von 24 Stunden reduzieren, möglicherweise aber nur einen geringen oder keinen Unterschied für die Lebensqualität bewirken. Die Durchführung der Maßnahme durch eine für die Inkontinenzbehandlung speziell ausgebildete Pflegekraft bewirkt jedoch wahrscheinlich nur einen geringen oder keinen Unterschied in der Zahl der Patienten, die drei Monate nach der Therapie kontinent sind (das heißt keine Inkontinenz mehr haben). Alternative Therapien wie Akupunktur steigern möglicherweise die Zahl der Patienten, die nach der Behandlung kontinent sind. Physikalische Therapien wie die transkutane elektrische Nervenstimulation verringern möglicherweise die durchschnittliche Zahl von Inkontinenzepisoden innerhalb von 24 Stunden und verbessern wahrscheinlich funktionelle Fähigkeiten.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz (des wissenschaftlichen Belegs) war aufgrund der mangelhaften Beschreibung von Studiendetails (vor allem in den älteren Studien) und der geringen Anzahl von Studienteilnehmern für die meisten Vergleiche begrenzt. In über der Hälfte der Studien wurden keine Angaben zu Nebenwirkungen gemacht.

Schlussfolgerungen der Autoren

Es besteht ein Bedarf an hochwertigen Studien, die verschiedene Therapieansätze mit der herkömmlichen Versorgung oder keiner Behandlung an einer großen Anzahl von Teilnehmern vergleichen.

Datensammlung und ‐analyse: 


Hauptergebnisse: 


Anmerkungen zur Übersetzung: 

Tanja Bossmann, Cordula Braun, Koordination durch Cochrane Deutschland

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