Nierensteine entstehen meist durch eine Formierung von Kristallen und Proteinen. Die Steinpassage von den Nieren durch den Harntrakt ist eine häufige Ursache von Blockierungen des Harntrakts bei Erwachsenen und kann schwere Schmerzen (Koliken) auslösen. Dieser Review untersuchte, ob eine Erhöhung des Flüssigkeitsvolumens oder Diuretika oder beides die Steinpassage beschleunigen und die Symptome verbessern kann. Weder in unserem ersten Review noch in der Aktualisierung fanden wir genügend Evidenz, um Schlussfolgerungen hinsichtlich der Sicherheit und Verträglichkeit zur Erhöhung des Flüssigkeitsvolumens oder Diuretika oder beidem zur Behandlung von Personen mit Nierenkoliken zu ziehen. Mehr und größere randomisierte kontrollierte Studien sind nötig.
Wir fanden in der Literatur keine verlässliche Evidenz zum Einsatz einer diuretischen oder hochvolumigen Flüssigkeitstherapie bei Personen mit akuter Ureterkolik. Angesichts des potentiellen positiven therapeutischen Einflusses von Flüssigkeit und Diurese zur Erleichterung der Steinpassage sollte die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Interventionen dennoch weiter untersucht werden.
Eine akute Nierenkolik ist meistens mit starken und lähmenden Schmerzen verbunden. Theoretisch könnten die Steinpassage durch eine Erhöhung des Flüssigkeitsvolumens durch die betroffene Niere beschleunigt und die Symptome somit rascher verbessert werden. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Interventionen, wie der Gabe großer Volumina intravenöser oder oraler Flüssigkeit und Diuretika zur Beschleunigung der Steinpassage, ist jedoch unklar.
Ziel war es, den Nutzen und die Schäden einer diuretischen sowie oralen bzw. intravenösen Hochvolumen-Therapie zur Behandlung erwachsener Patienten mit unkomplizierter Ureterkolik zu untersuchen.
Wir durchsuchten das Cochrane Renal Group's specialised register (3. Januar 2012) sowie das Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL The Cochrane Library), Medline (ab 1966), EMBASE (ab 1980) und händisch die Referenzlisten nephrologischer und urologischer Bücher, Übersichtsartikel, relevanter Studien und Abstracts nephrologischer wissenschaftlicher Konferenzen.
Eingeschlossen wurden alle randomisierten und quasi-randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) (einschließlich der ersten Phase randomisierter „Cross-over Studien“), welche die Wirkung von Diuretika oder intravenöser bzw. oraler Hochvolumentherapie in der Behandlung unkomplizierter akuter Nierenkoliken bei Erwachsenen untersuchten, die sich das erste Mal im Rahmen der Kolik-Episode in einer Notaufnahme vorstellten.
Zwei Autoren untersuchten unabhängig voneinander die Studienqualität und extrahierten die Daten. Die statistische Analyse wurde unter Verwendung des Random Effekts Models für mehrere Studien des gleichen Endpunkts durchgeführt, ansonsten wurde das Fixed-Effekt Model benutzt. Die Ergebnisse wurden als relatives Risiko (RR) für dichotome Endpunkte und als mittlere Differenz (MD) für kontinuierliche Endpunkte jeweils mit 95%-Konfidenzintervall (KI) angegeben.
Zwei Studien (mit 118 Teilnehmern) untersuchten die Assoziation von intensiver Hydratation mit den Endpunkten zu Ureterkoliken. Es gab keinen signifikanten Unterschied für Schmerzen nach sechs Stunden (1 Studie, 60 Teilnehmer: RR 1,06, 95% KI 0,71 – 1,57), interventionelle Steinentfernung (1 Studie, 60 Teilnehmer: RR 1,20, 95% KI 0,41 – 3,51) oder Manipulation durch Zystoskopie (1 Studie, 60 Teilnehmer: RR 0,67, 95% KI 0,21 – 2,13) beim Vergleich zweier Gruppen ohne Flüssigkeitsgabe in sechs Stunden vs. drei Liter intravenöser Flüssigkeitsgabe über sechs Stunden. Es gab keinen Unterschied für die Steinfreiheit (1 Studie mit 43 Teilnehmern: RR 1,38, 95% KI 0,50 – 3,84), stündliche Schmerzerfassung oder den Schmerzmittelbedarf (p > 0.05 für alle Vergleiche) beim Vergleich zweier Gruppen mit forcierter intravenöser Hydratation mit zwei Litern über vier Stunden vs. minimale i.v.-Hydratation mit 20 ml/Stunde.
In einer Studie wurden keine Details berichtet, die eine Bewertung des Risikos für Bias erlauben würden. In der zweiten Studie wurde die Methode zur Randomisierung bzw. Zuordnung nicht mitgeteilt (Selektions-Bias unklar), es wurde aber berichtet, dass die Patienten gegenüber der Therapie verblindet waren (niedriges Risiko für Bias). Schmerzmittel wurden entsprechend vorher festgelegten Schmerzkriterien verabreicht (niedriges Risiko für Bias) und die Untersuchung der Steinpassage war vermutlich nicht durch das Wissen um die Gruppenzuteilung verzerrt (niedriges Risiko für Bias). Allerdings ist in der zweiten Studie ein hoher Prozentsatz an Teilnehmern nach der Randomisierung ausgeschlossen worden (26%, hohes Risiko für Bias). Es war uns unmöglich, andere Domänen des Risikos für Bias zu beurteilen.
S. Schmidt, freigegeben durch Cochrane Deutschland