Fragestellung
In diesem Review wurde die Evidenz zur Wirkung von Sauerstoffverabreichung während eines geplanten Kaiserschnitts unter Peridural- oder Spinalanästhesie untersucht. (Bei einer Periduralanästhesie wird das betäubende Medikament in den Periduralraum des Rückenmarks verabreicht; bei der Spinalanästhesie wird das Lokalanästhetikum hingegen in den Subarachnoidalraum injiziert).
Hintergrund
Schwangeren Frauen wurde routinemäßig Sauerstoff verabreicht, um für eine ausreichende Versorgung des Fötus zu sorgen falls während oder nach der Geburt ein ungeplanter Sauerstoffverlust eintreten sollte. Aus früheren Studien ging hervor, dass durch die Verabreichung zusätzlichen Sauerstoffs eine bessere Oxygenation in Bezug auf die Sauerstoffsättigung (ein Maß für die Sauerstoffanreicherung im Blut), auf PaO2 (den Sauerstoffpartialdruck im Blut) und auf den pH-Wert (ein Maß für den sauren oder basischen Charakter) erzielt wurde. Es fehlt jedoch an klarer Evidenz zu klinischen Endpunkten in Bezug auf den Fötus.
Recherchedatum
Die Evidenz ist auf dem Stand von November 2014. Im Februar 2016 führten wir eine erneute Suche in CENTRAL, MEDLINE und EMBASE durch. Dabei wurde eine neue, potentiell relevante Studie gefunden, die zur Liste der „Studien für zu erwartende Klassifizierung" hinzugefügt wurde. Die Studie wird bei der nächsten Aktualisierung des Reviews in die offiziellen Review-Ergebnisse aufgenommen.
Studienmerkmale
In diesen aktualisierten Cochrane Review wurden 11 Studien mit 753 Teilnehmern eingeschlossen. In den Studien wurden Endpunkte für Mutter und Neugeborenes (Fötus) miteinander verglichen, bei zusätzlicher Sauerstoffverabreichung im Vergleich zu Raumluft. Die Sauerstoffzufuhr erfolgte auf verschiedenen Wegen (unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten, Konzentrationen und Geräte zur Sauerstoffverabreichung).
Ergebnisse
Insgesamt ergibt dieser aktualisierte Review die gleichen Schlussfolgerungen wie der veröffentlichte Original-Review. Keine der 11 eingeschlossenen Studien enthält Angaben zu einer Sauerstoffentsättigung der Mütter. Bei der Routineuntersuchung des Zustands der Neugeborenen (Apgar-Score) wurden keine Unterschiede zwischen Müttern gemessen, die zusätzlich mit Sauerstoff versorgt worden waren und Müttern, die keinen zusätzlichen Sauerstoff erhalten hatten. Schwangere, denen Sauerstoff zugeführt worden war, wiesen eine erheblich höhere Sauerstoffsättigung (drei Studien) und einen höheren arteriellen Sauerstoffpartialdruck (fünf Studien) auf, sowie einen wesentlich höheren Sauerstoffpartialdruck sowohl in der Nabelschnurarterie als auch in der Nabelschnurvene (acht bzw. elf Studien) als Schwangere, die Raumluft geatmet hatten. In zwei Studien fanden sich höhere Werte von Markern für freie Radikale (möglicherweise ausgelöst durch Stress durch überschüssigen Sauerstoff) bei Müttern und Föten mit zusätzlicher Sauerstoffgabe, doch dies ist nicht von klinischer Bedeutung. Insgesamt fanden wir keine überzeugende Evidenz, dass eine zusätzliche Sauerstoffzufuhr in dieser Situation für Mutter oder Fötus von Nutzen oder schädlich ist.
Qualität der Evidenz
In keiner der 11 Studien wurden Schwankungen der Sauerstoffsättigung bei den Müttern (definiert als Sättigung unter 90%) untersucht. Wir stuften die Qualität der Evidenz für den primären Endpunkt (Apgar-Score) als niedrig und als sehr niedrig für die sekundären Endpunkte (Sauerstoffsättigung der Mütter sowie Sauerstoffpartialdruck im arteriellen Blut, der Nabelschnurarterie und der Nabelschnurvene) ein. Die Gründe für diese Einstufung waren das Risiko für Bias sowie nicht eindeutige Ergebnisse.
I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.