Hintergrund
Die meisten Ungeborenen liegen vor und während der Geburt so, dass sie nach hinten schauen (anteriore Stellung des Hinterkopfes). Wenn das Kind nach vorne schaut (in der posterioren Stellung) oder zur Seite (transversale Stellung), hat der Kopf des Kindes einen grösseren Umfang im Geburtsweg. Daher kann der Eintritt ins Becken schwieriger werden. Die posterioren und transversalen Stellungen können mit folgenden Komplikationen verbunden sein: längere Geburtsdauer, schmerzhaftere Wehen, Notwendigkeit einer rückmarksnahen Schmerzlinderung (PDA), mehr Scheidenrisse, die manchmal bis Anus und Rektum (Darmausgang) gehen, Blutungen nach der Geburt oder Entzündung der Gebärmutter nach der Geburt. Die Gebärenden haben häufiger Zangen-, Saugglocken- oder Kaiserschnittentbindungen. Die Frauen entbinden dann in manchen Fällen bereits am Ende der Eröffnungsphase oder Beginn der Austreibungsphase, in der Regel jedoch bei vollständig eröffnetem Muttermund.
Eine manuelle Drehung kann durchgeführt werden, um den Kopf des Kindes in die anteriore Stellung zu drehen. Bei einer manuellen Drehung setzen die Geburtshelfenden die Hand oder die Finger ein, um den Kopf des Kindes zu drehen. Die Durchführung kann zwei oder drei Wehen lang dauern und der Kopf des Kindes wird für gewöhnlich für die Länge von zwei Wehen in dieser Position gehalten.
Studienmerkmale
Wir durchsuchten das Cochrane Pregnancy and Childbirth Group's Trials Register und andere Datenbanken nach klinischen Studien, welche die manuelle Drehung mit beobachtenden Abwarten (Warten), Beschleunigung der Geburt oder Operation verglichen. Die Frauen waren am errechneten Geburtstermin (nach der 38. Schwangerschaftswoche). Die Ergebnisse wurden zuletzt im Oktober 2014 aktualisiert.
Hauptergebnisse
Wir fanden nur eine kleine Pilotstudie mit 30 Frauen, die die Machbarkeit der manuellen Drehung im Vergleich zur Routineversorgung (keine manuelle Drehung) untersuchte. Die Studie berichtete keine eindeutigen Unterschiede für die primären Endpunkte des Reviews: operative Entbindung mit Saugglocke oder Zange (oder unter Einsatz beider Techniken), oder Kaiserschnitt. Es gab keine Todesfälle bei den Müttern und Kindern. In Bezug auf unerwünschte Ereignisse traten weder Fälle von Nabelschnurvorfall noch Risse des Muttermundes auf. Nur ein Fall einer beunruhigenden oder pathologischen Herztonkurve (Kardiotokograph) während der Intervention wurde berichtet.
Weitere Studien sind notwendig, um die Wirkung der manuellen Drehung in der Austreibungsphase zu beurteilen und um den Anteil an operativen Entbindungen zu senken.
Qualität der Evidenz
Wir stufen das Risiko für Bias als gering ein. Die Studie hat jedoch nicht genügend Teilnehmerinnen, um wichtige klinische Nutzen oder Schäden der manuellen Drehung zu erkennen, die zur Korrektur der Stellung des Ungeborenen in der Austreibungsphase durchgeführt wird.
C. Berger, C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz