Hautdesinfektion zur Verringerung von Infektionen, die mit zentralen Venenkathetern in Verbindung stehen

Fragestellung

Wir überprüften die Evidenz darüber, ob eine antiseptische Behandlung der Haut hilft das Auftreten von Infektionen, die mit zentralen Venenkathetern (ZVK) in Verbindung stehen, zu verringern.

Hintergrund

Zentrale Venenkatheter (ZVKs) sind dünne, biegsame Schläuche, die man durch die Haut, oft am Arm oder an der Brust, in eine große Vene einführt. Der Schlauch dient dann dazu chronisch oder schwer kranken Patienten Flüssigkeiten, Medikamente und Nahrung zu verabreichen. ZVKs stellen jedoch ein erhebliches Infektionsrisiko dar, weil Mikroorganismen (Keime) an der Kathetereintrittsstelle in den Körper gelangen können. Um Infektionen, die mit Kathetern in Verbindung stehen, zu reduzieren reinigt das medizinische Personal die Haut an der Einstichstelle mit antiseptischen Lösungen, sowohl vor dem Einstich als auch regelmäßig solange der Katheter dort liegt. In diesem Review fassen wir die Evidenz zu Nutzen und Schaden der Verwendung von Hautantiseptika und zu Wirkungen verschiedener antiseptischer Lösungen zusammen.

Suchdatum

Wir durchsuchten verschiedene medizinische Datenbanken im Mai 2016.

Studienmerkmale

Im Mai 2016 suchten wir in medizinischen Datenbanken nach randomisierten kontrollierten Studien zur Verwendung von Hautantiseptika bei Menschen mit ZVKs. Wir schlossen 13 Studien in diesen Review ein, wenn auch nur 12 Studien Daten über insgesamt 3.446 ZVKs lieferten. Die Studienteilnehmer waren hauptsächlich Erwachsene auf Intensivstationen oder in anderen Krankenhausabteilungen. Wir berichten unsere Ergebnisse nach der Anzahl von Kathetern, weil manche Studien die Anzahl der Patienten nicht angaben und weil manche Patienten mehr als einen ZVK hatten. Eine Studie wurde von einer nationalen Forschungseinrichtung gefördert, fünf Studien wurden teilweise oder ganz von mindestens einem pharmazeutischen Unternehmen gefördert und bei den restlichen sieben Studien wurden die Finanzierungsquellen nicht angegeben.

Hauptergebnisse

Drei Studien untersuchten die Wirkung einer Hautreinigung verglichen mit keiner Hautreinigung und fanden zwischen den Patienten, die diese erhalten hatten verglichen mit denen, die keine erhalten hatten, keine eindeutige Evidenz bezüglich Unterschieden an Blutinfektionen, Infektionen im Katheter und in der Notwendigkeit einer Antibiotikagabe. Chlorhexidin-Lösung könnte im Vergleich zu Povidon-Iod-Lösung Blutinfektionen, die mit dem Katheter in Verbindung stehen, reduzieren (Reduktion der Infektionsrate von 64 Fällen pro 1.000 Patienten mit ZVK und Povidon-Iod-Reinigung auf 41 Infektionsfälle pro 1.000 Patienten mit Chlorhexidin-Reinigung). Anders ausgedrückt müsste man 44 Menschen mit Chlorhexidin behandeln um eine zusätzliche Blutinfektion zu verhindern. Chlorhexidin-Lösung kann (verglichen mit Povidon-Iod-Lösung) auch das Vorkommen infektiöser Organismen im Katheter reduzieren (Reduktion von 240 infizierten Kathetern pro 1.000 Personen auf 189 infizierte Katheter pro 1.000 Personen). Es ist nicht klar, ob antiseptische Hautreinigung - wie von nur einer einzigen Studie berichtet - die Sterblichkeitsraten beeinflusst. Ähnliche Sterblichkeitsraten wurden unter Povidon-Iod und Chlorhexidin berichtet, aber die Zahlen sind klein und ein Unterschied kann deswegen nicht ausgeschlossen werden.

Qualität der Evidenz

Die allgemeine Qualität der Evidenz war schlecht, weil die Studien Mängel im Aufbau hatten, klein angelegt waren, es Unstimmigkeiten bei den Ergebnissen zwischen den eingeschlossenen Studien und der Art der berichteten Endpunkte gab. Diese Mängel haben unser Vertrauen in die Ergebnisse der Studien verringert. Das bedeutet, dass wir uns nicht sicher sein können, ob die Hautreinigung mit Antiseptika rund um ZVK-Einstichstellen Blutinfektionen, die mit Kathetern in Verbindung stehen, und andere schädliche Wirkungen wie allgemeine Blutinfektionen und Sterblichkeit im Vergleich mit keiner Hautreinigung reduziert. Die Reinigung mit Chlorhexidin-Lösung könnte wirksamer sein als mit Povidon-Iod, aber die Qualität der Evidenz war sehr niedrig.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

V. Labonté, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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