Hintergrund
Menschen mit unheilbaren Krankheiten sind an ihrem Lebensende möglicherweise von zahlreichen Beschwerden betroffen, beispielsweise Verwirrtheitszuständen (Delirium), Angstgefühl, Unruhe, Atemnot (Dyspnoe), Schmerzen, Erbrechen und Kummer. Arzneimittel zur Dämpfung des Bewusstseins (Sedativa) könnten dabei helfen, diese Symptome am Lebensende zu lindern.
Die Behandlung mit Sedativa kann bezüglich der Stärke (leicht, mäßig oder tief) und der Dauer der Sedierung (zeitweise oder kontinuierlich) variieren.
Studienmerkmale
Für diesen Review wurde im Oktober 2012 und erneut im Dezember 2014 eine Suche nach Studien mit unheilbar kranken Erwachsenen, die zur Linderung ihrer Beschwerden mit Sedativa behandelt werden mussten, in den internationalen Datenbanken durchgeführt. Die Suche ergab 14 Studien mit circa 4000 Teilnehmern. In den Studien wurde die Behandlung mit Sedativa mit keiner Sedierung verglichen. Die meisten Probanden litten an einer Krebserkrankung (95%). Die Studien wurden in Hospizen, Palliativstationen, Krankenhäusern und bei den Probanden zu Hause durchgeführt.
Hauptergebnisse
Aus fünf Studien ging hervor, dass Deliriumszustände oder Atemnot nicht vollständig durch Sedativa gelindert werden konnten. Bezüglichen der anderen Symptome wurden keine Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen festgestellt. Es lagen keine Unterschiede in Bezug auf den Zeitraum zwischen der Krankenhauseinweisung oder -überweisung und dem Todeszeitpunkt vor.
Nur eine Studie enthielt Angaben zu Nebenwirkungen, die jedoch nicht schwerwiegend waren.
In künftigen Studien sollte der Schwerpunkt darauf gelegt werden, inwieweit Sedativa die Lebensqualität beeinflussen oder eine friedvolle und möglichst angenehme letzte Lebensphase ermöglichen können und wie gut die belastenden Beschwerden durch Sedativa gelindert werden können. Dabei sollten Nebenwirkungen besser dokumentiert werden.
Qualität der Evidenz
Bei den Studien handelte es sich nicht um randomisierte kontrollierte Studien (in denen die Probanden per Zufallsprinzip einer von zwei oder mehreren Behandlungsgruppen zugeordnet werden), deswegen wurde die Qualität der Evidenz als niedrig eingestuft.
I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.