Gebrauch von geringen Atemvolumina bei intraoperativer mechanischer Beatmung während der Operation

Hintergrund

Die Inspiration (Einatmung) geschieht durch die Verkürzung (Kontraktion) verschiedener Muskeln, welche die Lunge dehnen und sie vergrößern, wie bei einem Luftballon. Während dieser Phase gelangt Sauerstoff in die Lungen. Wenn diese Muskeln ihre Kontraktion stoppen, fällt die Lunge zurück auf ihre ursprüngliche Größe. Während dieser Phase tritt Kohlendioxid aus der Lunge aus. Bei Patienten unter Vollnarkose stoppen manche der verwendeten Medikamente die Bewegung der Muskeln, welche die Lungengröße kontrollieren. Insufflation ist der Vorgang, bei dem unter mechanischem Druck Luft in das Atmungssystem der Person gepresst wird. Eine Maschine ist erforderlich, um die Funktion der Muskeln zu ersetzen. Eine Gasmischung, welche Sauerstoff enthält, wird in die Lunge geblasen. Es ist noch nicht bekannt, ob es besser ist, kleine Gasmengen mit einer höheren Frequenz oder größere Volumina mit einer niedrigeren Frequenz zu verwenden. Mit diesem Review versuchten wir zu klären, ob das Volumen mehr oder weniger als 10 ml pro Kilogramm Körpergewicht betragen sollte.

Studienmerkmale

Wir durchsuchten medizinische Datenbanken bis zum 19. Mai 2017. Wir schlossen 19 Studien mit 1548 erwachsenen Teilnehmenden beider Geschlechter ein. Die Teilnehmenden hatten sich Operationen am Bauch, am Herzen, an den Blutgefäßen der Lunge, am Rücken, an den unteren Gliedmaßen oder verschiedenen Operationen unterzogen. In zwei Studien wurde finanzielle Unterstützung der Pharmaindustrie oder von Herstellern medizinischer Geräte erwähnt. Wir glauben nicht, dass dies einen Einfluss auf die Ergebnisse hatte, denn über alle Geräte könnten größere oder kleinere Volumina verabreicht werden.

Hauptergebnisse

Wir fanden keinen Unterschied in der 0- bis 30-Tage-Sterblichkeit (Tod innerhalb eines Monats). Außerdem fanden wir heraus, dass die Verwendung eines Volumens von weniger als 10 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht das Risiko einer Lungenentzündung (Pneumonie) reduziert und die Chancen erhöht, dass die Personen unmittelbar nach der Operation wieder zu ihrem normalen Atmungszustand zurückkehren können. Während einer Operation sollten bevorzugt niedrige Beatmungsvolumina verwendet werden. Von 1000 operierten Personen würden nach der Operation 84 eine Lungenentzündung bekommen, wenn bei der Operation hohe Volumina verwendet werden. Diese Zahl wurde auf 43 reduziert, wenn stattdessen niedrige Volumina verwendet wurden. Ebenso würde die Anzahl der Personen, die eine zusätzliche nicht-invasive Beatmungsunterstützung (durch eine auf das Gesicht aufgesetzte Maske) benötigen, von 115 auf 36 reduziert werden, wenn während der Operation Volumina von weniger als 10 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht verwendet werden, und die Notwendigkeit einer invasiven Beatmungsunterstützung (durch einen in die Luftröhre der Person eingeführten Schlauch) würde von 39 auf 13 reduziert werden. Die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus könnte leicht verkürzt werden (entspricht fast einem Tag). Wir fanden bei der Verwendung von niedrigen Volumina keine möglichen schädlichen Auswirkungen.

Zuverlässigkeit der Evidenz

Wir bewerteten die Zuverlässigkeit der Evidenz als moderat für Pneumonie und reduzierten Bedarf an Beatmungsunterstützung (nicht-invasiv oder invasiv). Die Ergebnisse zu diesen drei Endpunkten könnten durch zusätzliche Daten beeinflusst werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zelck, J. Distel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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