Hintergrund
Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, bei der einzelne Hirnbereiche übermäßig aktiv sind. Dies löst epileptische Anfälle aus. Menschen mit einer neu diagnostizierten Epilepsie berichten häufig von psychischen (z. B. Depressionen oder Angstzustände) und neuropsychologischen (z. B. Gedächtnis- oder Denkprobleme) Schwierigkeiten. Trotzdem gibt es nur wenig Forschung zu Maßnahmen zur Bewältigung dieser Schwierigkeiten bei Menschen mit einer neu diagnostizierten Epilepsie. Wir haben die verfügbare Evidenz zu diesen Maßnahmen in einem systematischen Review zusammengefasst.
Studienmerkmale
Die Evidenz dieses Reviews ist auf dem Stand vom 30. Juni 2015. Wir fanden zwei Studien, die die Wirksamkeit psychologischer Maßnahmen zur Behandlung von Depressionen und Angstsymptomen bei Menschen mit einer neu diagnostizierten Epilepsie untersuchten. Eine Studie verglich die Wirksamkeit der üblichen Behandlung (TAU - treatment as usual) mit der üblichen Behandlung und zusätzlich zwei 20-minütigen Terminen im Abstand von drei Monaten mit einer spezialisierten Pflegefachperson. Die Studie wurde an einer Stichprobe von 90 Personen mit einer neu diagnostizierten Epilepsie durchgeführt.
Die zweite Studie untersuchte die Wirksamkeit einer kognitiven Verhaltensintervention (CBI - cognitive behavioural intervention). Dieser Ansatz zielt darauf ab, die negativen Gedanken der Betroffenen zu beeinflussen und gleichzeitig verhaltenstherapeutische Maßnahmen einzusetzen, z. B. sich abgestuft Situationen auszusetzen, die Angst hervorrufen. Dies umfasste 12 Gruppensitzungen über einen Zeitraum von sechs Monaten im Vergleich zu einer gleichen Anzahl von Sitzungen, in denen eine Beratung ohne CBI stattfand. Diese Kontrollgruppe wurde als TAU bezeichnet.
Wir haben keine Studien gefunden, die die Wirksamkeit von neuropsychologischen Maßnahmen zur Behandlung von Gedächtnis- und Denkproblemen untersuchten.
Hauptergebnisse
Diese Studien erbrachten zwei wesentliche Ergebnisse. Erstens war CBI bei der Verringerung selbstberichteter depressiver Symptome wirksamer als TAU. Zweitens trägt möglicherweise zusätzliche Zeit, die mit medizinischem Fachpersonal verbracht wird, dazu bei, das Wissen der Betroffenen über Epilepsie zu verbessern.
Qualität der Evidenz
Von den in diesen Review einbezogenen Maßnahmen schloss eine Studie auch Jugendliche im Alter von 13 bis 19 Jahren ein, so dass die Ergebnisse nur begrenzt auf alle Erwachsenen mit einer neu diagnostizierten Epilepsie verallgemeinert werden können. In der zweiten Studie wurde ein individualisierter, patientenorientierter Ansatz angewendet, bei dem der Patient bzw. die Patientin den Inhalt der einzelnen Sitzungen bestimmte. Daher ist es schwierig zu bestimmen, welche Faktoren der Maßnahme wirksam waren und welche nicht. Der Inhalt der in den Studien dieses Review bewerteten Maßnahmen ist unklar. Insgesamt fand der vorliegende Review nur wenige Informationen zur Bewertung der Wirksamkeit psychologischer und neuropsychologischer Maßnahmen bei Epilepsie, so dass wir aus der vorliegenden Evidenz keine belastbaren Schlussfolgerungen ziehen können.
A. Egger-Rainer, M. Fischill-Neudeck, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland